Süddeutsche Zeitung

München für Frauen:"Ich möchte für immer hier bleiben"

Illustratorin Kera Till liebt München. Jetzt hat sie einen Reiseführer über ihre Heimatstadt geschrieben - nur für Frauen. Im Gespräch erklärt sie, warum die schöne Münchnerin mehr als ein Klischee ist und gibt Tipps für den perfekten Tag.

Von Andrea Lindner

Kera Till, 31, hat Politikwissenschaften studiert bevor sie Zeichnen zum Beruf machte. Jetzt hat sie einen Reiseführer geschrieben und ihn natürlich selbst illustriert. "München for Women" heißt das Buch für Frauen. Im Mittelpunkt stehen Musik, Mode, Kunst, Beauty, Nachtleben, Essen und Sport. Till hat für das Buch Freundinnen befragt, mit ihrem Bruder ihre Heimatstadt neu entdeckt und auch mit einigen prominenten Münchnerinnen wie Uschi Obermaier oder Marie Nasemann gesprochen.

SZ: Frau Till, Sie haben einen Münchenführer für Frauen geschrieben. Warum?

Kera Till: Frauen entdecken eine Stadt anders als Männer. Ich kenne wenige Männer, die gerne in Strick- und Bastelgeschäfte gehen, oder in einen Beautysalon. Beim Sport habe ich Tipps zu Yoga und Pilates herausgesucht. Außerdem Dessousgeschäfte und Dirndldesigner. Bei Restaurants habe ich darauf geachtet, dass sie eher gesundes Essen als fetten Schweinebraten anbieten. Natürlich gibt es auch Bereiche, in denen wir dasselbe wollen wie Männer, aber es spricht ja nichts dagegen, dass sich auch Männer meinen Reiseführer kaufen.

Sind Frauen in München anders als anderswo auf der Welt?

Es gibt sie auf jeden Fall - die Münchnerin. Ich behaupte sogar, dass man sie schon am Flughafen von anderen Frauen unterscheiden kann: Sie ist eleganter. Egal ob die Studentin mit hipper Tasche oder die ältere Dame im Trachtenjanker. Sie ist aber nicht nur schick, sondern auch lebenslustig und frech - und immer freundlich. Das Klischee von der schönen Münchnerin gibt es nicht umsonst.

Was sind Ihre Lieblingsplätze in München?

Auf jeden Fall das Tushita Teehaus im Glockenbachviertel. Das Ambiente ist toll und ich liebe das vegetarische Essen. Außerdem sitze ich gerne an der Fassade der Residenz am Max-Joseph-Platz mit Blick auf die Oper. Ich höre Musik oder schaue mir die Leute an, die vorbei laufen. Im Winter kann es richtig warm werden, weil sich die Sonne so schön spiegelt - dann bekomme ich sogar manchmal noch ein bisschen Farbe.

Wie sieht ihr perfekter Tag in München aus?

Ich radle mit Freunden ins Ruffini, ein Café in Neuhausen. Dort gibt es Frühstück - alles ganz frisch. Anschließend gehen wir ein wenig im Nymphenburger Schlosspark spazieren. Wieder in die Innenstadt gehen wir auf den Viktualienmarkt und zu Dallmayr. Sehr gerne mag ich auch die kleinen Läden im Glockenbachviertel. Später fahren wir ins Dante Bad. Dort kann man sogar im Winter draußen schwimmen, weil das Becken beheizt ist. Das ist wirklich Luxus.

Und was ist das beste Restaurant zum Abendessen?

Die Pizzeria Servabo in Haidhausen ist mein Lieblingsrestaurant. Es ist nett, klein und sehr familiär. Man sollte aber unbedingt reservieren. Um den Tag mit den Freunden noch schön ausklingen zu lassen, gehe ich ins Charlie in Untergiesing - ein stylischer Kellerclub. Leider hat der nur samstags offen. Danach falle ich glücklich ins Bett.

Was macht München so lebenswert?

Ich glaube es ist die Mischung aus Weltstadt und Ruhe. München stresst einen nicht so wie andere Großstädte. Das gibt mir sehr viel Kraft. Außerdem sind die Entfernungen hier kurz, so kann man viel in einen Tag packen. Vielleicht klingt das jetzt langweilig und spießig - aber ich möchte für immer hier bleiben.

München oder Berlin?

Ich bin kein Fan von Städtevergleichen. Am wichtigsten ist doch das Gefühl: Wie geht es mir? Da sind die Mietpreise und die Einkaufsmöglichkeiten erst einmal egal. Ich habe mich in Berlin nie richtig wohl gefühlt, ich finde München hübscher. Alle meine Freunde sind hier. Berlin ist härter, aber ich muss zugeben, auch entspannter. Da stört es keinen, wenn man ungestyled durch die Straßen läuft. Ich liebe es, einfach so loszuziehen. Hier in München wird mehr auf das Äußere geachtet.

München ist eine der teuersten Städte Deutschlands. Geht es hier auch günstig?

Es gibt viele Viertel, in denen man gut für 30 Euro zu zweit essen kann. In Neuhausen zum Beispiel. Und eine Breze für weniger als einen Euro geht immer. Außerdem fallen mir noch die vielen Second-Hand-Läden ein. Es lohnt sich, immer die Augen offen zu halten. So lässt sich bestimmt ein Schnäppchen finden.

Was fehlt München noch zur perfekten Stadt?

Nichts. München hat so viel, wir müssen nur darauf aufpassen. Kleine Geschäfte werden immer mehr von internationalen Billigketten verdrängt. Ich kann nicht verstehen, warum diese Geschäfte alle ins Zentrum dürfen. Die Stadt muss schleunigst etwas dagegen unternehmen! Wir sollten alles dafür tun, um die Münchner Tradition zu erhalten.

Kera Till: München for Women, Christian Brandstätter Verlag, 205 Seiten, 22 Euro

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