Wildtiere im Stadtgebiet:Fuchs im Garten – was tun?

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Füchse gehören zu den vier Wildtierarten, die sich in der Stadt besonders wohlfühlen. Ernähren können sie sich dort zum Beispiel aus unverschlossenen Mülltonnen. Nun hat sich eine ganze Fuchsfamilie in einem Kita-Garten eingenistet. (Archivbild) (Foto: Stephanie Pilick/dpa)

Einige Wildtierarten wie der Fuchs haben sich dem Stadtleben angepasst. Dabei können sie Krankheiten übertragen, die für den Menschen gefährlich werden können. Die Tiere wieder loszuwerden ist jedoch ziemlich kompliziert, wie der Fall einer Bogenhausener Kita zeigt.

Von Tanja Munsch

Wenn die Erzieher und Erzieherinnen der Kinderkrippe an der Teutonenstraße in diesen Tagen bei schönem Wetter zum Spielen nach draußen gehen wollen, dann gibt es einige Nachbarn, die sie dabei ordentlich stören. Im Garten hat sich eine Fuchsfamilie einquartiert und genießt die Annehmlichkeiten ihres neuen Zuhauses inmitten eines Wohngebiets in Bogenhausen.

„In München finden die Wildtiere einen reich gedeckten Tisch“, sagt Alexander Kummerow, stellvertretender Leiter der Münchner Jagdbehörde. Die Stadt ist ein attraktiver Ort für sie - Tierfutter auf der Terrasse, ein Komposthaufen im Garten oder unverschlossene Mülltonnen bieten einfach zugänglich zu jeder Zeit Futter. „Füchse im Stadtgebiet ernähren sich zu achtzig Prozent so wie der Mensch.“ Gesundheitsprobleme wie Karies sind da inklusive. In Einfamilienhaussiedlungen und Kleingartenanlagen können sich die Tiere besonders gut verstecken. Geschätzt 3000 bis 4000 Füchse leben im Stadtgebiet.

In München machen vor allem vier Wildtierarten Probleme: Füchse, Rabenkrähen, Marder und Wildkaninchen. Wildkaninchen graben Höhlen unter Wegen, Wiesen und Sportplätzen. Dabei kann der Boden nachgeben und Menschen können einbrechen. Marder sind besonders lästig für Autobesitzer, da sie Kühlschläuche und Kabel zerbeißen. Sie können sich aber auch in Dachböden einnisten und dort die Dämmung rausreißen, das Dach beschädigen oder stinkende Beute hineinschleppen. Rabenkrähen machen vor allem während der sogenannten Ästlingsphase, wenn die Vogeljungen langsam flügge werden, Ärger und greifen Passanten an.

Nachdem die Kita den Fuchs im Garten bemerkt hatte, setzten sich die Zahnräder der behördlichen Prozesse in Bewegung. Das Gesundheitsamt sah im Fall der Krippe eine Gefahr für die Kinder und ließ den Garten am 21. Juni schließen. Füchse können Krankheiten übertragen, wenn man mit ihrem Kot oder Fellresten in Kontakt kommt. Besonders Kleinkinder neigen dazu, Unbekanntes auch mit dem Tastsinn zu erkunden und können sich leicht infizieren.

Die beiden häufigsten Krankheiten bei Füchsen sind der Fuchsbandwurm und die Fuchsräude. Etwa jeder vierte Fuchs trägt den Bandwurm in sich. Menschen können durch ungewaschenes Obst und Gemüse mit den Bandwurmeiern in Kontakt kommen und sich anstecken. Unbehandelt verläuft die Krankheit tödlich, doch die Fallzahlen in Bayern sind im niedrigen zweistelligen Bereich. Katzen oder Hunde, die nicht entwurmt wurden, können die Krankheit ebenfalls übertragen. Was hilft, ist Kotreste aus dem Garten zu entfernen und Obst und Gemüse ordentlich zu waschen.

Die Fuchsräude wird durch einen Milbenbefall ausgelöst. In seltenen Fällen können diese auf die menschliche Haut überspringen und eine Art Krätze auslösen. Die Tollwut ist bei Füchsen hingegen nahezu ausgerottet. Und auch dass Füchse angreifen, kommt eher selten vor – einmal hat es einen Briefträger erwischt. Das ist der einzige Fall, der Kummerow in letzter Zeit bekannt wurde.

Den Eltern der Krippenkinder ist es besonders wichtig, dass ihre Kinder schnell wieder im Garten an der frischen Luft spielen können, so auch Miriam Grottenthaler, der Mutter eines der Kinder. Als Mitglied der Grünen hat sie zusammen mit Samuel Moser und Petra Cockrell einen Dringlichkeitsantrag im Bezirksausschuss Bogenhausen gestellt. Damit wollen sie erreichen, dass der Garten schneller wieder öffnet.

Doch einen Fuchs loszuwerden, ist eine Herausforderung. In München sind 80 Prozent des Stadtgebiets jagdfreie Zone. In diesen Bereichen brauche man das Einverständnis der Grundstückseigentümer und eine besondere Genehmigung des Kreisverwaltungsreferats, erzählt Alexander Kummerow.

Statt sie zu töten, können Füchse auch vertrieben werden. Dafür müssen alle Löcher verschlossen werden, durch die der Fuchs in den Garten gelangen kann. Ein Ultraschallimpulsgerät sendet Töne aus, die die Tiere als unangenehm empfinden. Das kann aber Katzen und Hunde stören. Auch potenzielle Futterquellen sollte man entfernen. Füchse sind sehr neugierig und haben einen großen Spieltrieb. Deswegen hilft es, Gegenstände wegzuräumen, die diesen Trieb anregen.

Kita-Garten könnte noch bis Ende des Jahres geschlossen bleiben

Im Falle der Kita haben die Vertreibungsmaßnahmen noch keine große Wirkung gezeigt. Zudem müsste der Garten im Anschluss zusätzlich noch wildtiersicher gemacht werden, bevor er wieder öffnen darf, um künftige Fuchseinnistungen zu vermeiden. Das ist eine Vorgabe der Stadt. Dazu gehört, den kompletten Sand zu wechseln, eine Abdeckung für den Sandkasten anzubringen und die Zäune auszutauschen. Das könnte sich noch bis Ende des Jahres ziehen.

„Die Stadt ist bemüht“, sagt Miriam Grottenthaler. Aber sie würde sich wünschen, dass diese beiden Prozesse gleichzeitig angegangen werden. „Natürlich kann man erst warten, bis die Füchse vertrieben sind, aber man kann den Zaun auch gleichzeitig umbauen.“ Ihr zweijähriger Sohn gehe gerne in die Kita. Warum er nicht mehr raus in den Garten dürfe, verstehe er aber nicht.

Der Dringlichkeitsantrag war erfolgreich, eine hundertprozentige Garantie, dass der Garten jetzt schneller wieder öffnet, ist das aber nicht. Für die Zukunft würde sich Miriam Grottenthaler wünschen, dass bereits beim Bau von Kitas auf Wildtiersicherheit geachtet wird. Immerhin haben die Füchse die Stadt schon seit Langem zu ihrem Lebensraum erklärt.

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