Rom: 17 Grad, die Sonne scheint; Barcelona hat milde 18 Grad. Für die Zugvögel in Italien und Spanien sind das sichere Zeichen, dass der Frühling da ist. Auch wenn es in München noch gelegentlich Schneeschauer geben kann, machen sich in diesen Tagen die ersten Zugvögel auf die Reise über die Alpen und werden voraussichtlich Anfang der Woche in München ankommen. Schon jetzt singen Meisen, Rotkehlchen und Amseln in Münchner Parks und Gärten, sobald sich die Sonne blicken lässt. Schließlich haben sie den Winter in der Stadt verbracht. Meisen erkunden bereits die Nistkästen, Amseln und Rotkehlchen suchen in den meist noch kahlen Bäumen oder Büschen nach geeigneten Nistplätzen. Doch erst mit der Ankunft der ersten Zugvögel hält der Frühling endgültig Einzug in München. Ein kleiner Flugplan für die kommenden Wochen:

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Der Zilpzalp
Er ist der wahre Frühlingsbote. Der kleine Laubsänger mit dem grünlich-gelben Federkleid ist üblicherweise die erste Zugvogel-Art, die in München ankommt. Bereits Mitte März ist schon von weitem der zweisilbige Gesang ("zilp zalp zilp zalp") zu hören. Der Zilpzalp überwintert rund ums Mittelmeer, wo es auch im Winter genügend Insekten für ihn gibt - die Lieblingsquartiere sind in Italien und Spanien. Von dort ist der Weg über die Alpen nicht ganz so weit wie aus Nordafrika, wie Ringfunde an Münchner Vögeln belegen. Ist der Zilpzalp erst einmal angekommen, beginnt die hektische Nahrungssuche, um sich nach dem anstrengenden Flug zu stärken. Das kann ziemlich ulkig aussehen: Auf der Suche nach Essbarem läuft er schwanzwippend umher, huscht und hüpft durchs Gebüsch, manchmal hängt er sogar kopfüber an den Zweigen, um sich ein Insekt vom Ast zu zupfen. "Am besten zu beobachten sind die Zilpzalps in den Friedhöfen, zum Beispiel im Westfriedhof oder im Friedhof am Perlacher Forst", sagt Sophia Engel, stellvertretende Geschäftsführerin beim Landesbund für Vogelschutz LBV in München. Denn dort gelte Leinenpflicht für Hunde und die am Boden oder in Büschen brütenden Zilpzalps sind nicht in Gefahr. Übrigens zählen die Laubsänger zu den häufigsten Sommervögeln in München, weil sie nur kleine Reviere brauchen und sich sogar in baumbestandenen Innenhöfen der Innenstadt wohlfühlen.
Die Mönchsgrasmücke

Spätestens Ende März kehrt auch die Mönchsgrasmücke aus ihrem Winterquartier nach München zurück. Im Gegensatz zu den Artgenossen aus Baden-Württemberg, die in den vergangenen drei Jahrzehnten immer häufiger in England statt am Mittelmeer überwinterten, machen die Münchner Grasmücken keine Experimente und leben in der kalten Jahreszeit südlich der Alpen. Allerdings sind in jüngster Zeit immer wieder auch im Winter Mönchsgrasmücken gesehen worden. Wahrscheinlich ist das ein Zeichen des Klimawandels, glauben Ornithologen. Zu erkennen ist die Mönchsgrasmücke, die im Raum München auch liebevoll "Schwarzplattl" genannt wird, an eben der schwarzen Kopfplatte der Männchen (Weibchen haben eine braune Kopfplatte). Ansonsten sind die Vögel mit ihrem melodiösen Schwätzgesang unscheinbar grau. Daher kommt übrigens auch der Name "Grasmücke", von den althochdeutschen Wörtern für "grau" und "schlüpfen". Anfang April bauen die Mönchsgrasmücken ihre Nester in dichtem Gebüsch. Sie zählen in München zu den häufigsten Parkvögeln; zur Brutzeit können sie in Gärten, Kleingartenanlagen oder Parks mit vielen Sträuchern, besonders gut im Ostpark beobachtet werden.
Der Hausrotschwanz

Eigentlich ist der Hausrotschwanz ein echter Gebirgsvogel. Doch in den vergangenen zwei Jahrhunderten zog es die Vögel immer mehr ins Flachland und sogar mitten in die Stadt. Anfang April kann man ihn selbst in der Münchner Innenstadt antreffen. Denn der Felsbrüter ist ziemlich anspruchslos, was seine Umgebung angeht. Selbst Lärm und Gestank macht ihm nicht viel aus, Hauptsache, es schwirren genügend Insekten durch die Luft. Zu erkennen ist der in Gebäudenischen brütende Hausrotschwanz an seinen rostroten Schwanzfedern, mit denen er oft auffällig wippt. Auffällig ist auch sein Gesang: Häufig beginnt er sein stundenlanges Gezwitscher, das mal klappernd, mal knirschend, pfeifend oder fauchend klingt, weit vor Sonnenaufgang. In den vergangenen Jahren wurden in München immer häufiger Hausrotschwänze auch im Winter gesichtet. "Der Klimawandel und die Wärmeinsel Stadt werden vermutlich bald dazu führen, dass der Hausrotschwanz sein Zugverhalten aufgibt und auch im Winter bei uns bleibt", sagt Biologin Sophia Engel vom LBV.
Die Rauchschwalbe

Mitte April kommen die ersten Langstreckenflieger aus dem südlichen Afrika in München an. Zuerst landen meist die Rauchschwalben-Männchen, die gleich mit dem Nestbau beginnen. Die Schwalben brüten vor allem in Ställen und Scheunen, in München auch mal in großen Hallen, Tiefgaragen-Einfahrten oder Unterführungen. In München sind die Flugkünstler vor allem in den Stadtrandbezirken zu finden, aber auch über dem Tollwoodgelände, am Nymphenburger Kanal oder der Isar. Da die Rauchschwalben nicht nur ein Dach über dem Kopf brauchten sondern auch große Wiesenflächen, befürchten Naturschützer, dass mit der zunehmenden Bebauung des Stadtrands und dem Verschwinden von Bauernhöfen mit Nutztierhaltung die Rauchschwalben künftig kaum noch geeignete Standorte finden.
Der Fitis

Er sieht ziemlich unscheinbar aus, ist aber ein echter Athlet: Der Fitis kehrt Anfang Mai aus seinem Winterquartier in Afrika nach München zurück. Normalerweise überwintert er in den Savannen südlich der Sahara, manche fliegen aber bis zu 10 000 Kilometer von Südafrika bis nach Bayern. Er sieht dem Zilpzalp zum Verwechseln ähnlich, hat allerdings einen deutlicheren Augenstreif und hellere Beine, auch der Schnabel ist heller als beim Zilpzalp. Vor allem im Gesang unterscheiden sich die beiden: Während der Zilpzalp meist mit zwei Silben auskommt, ist die Stimme des Fitis sehr melodisch und besteht aus abfallenden Tonfolgen. Während der Zilpzalp auch in der Innenstadt zu finden ist, zieht es den Fitis eher in die Nähe der Isar oder in Parks mit strauchbestandenen Teichufern. Am Nordfriedhof ist der kleine Vogel, der nur zehn Gramm wiegt, auch zu finden, vor allem aber auf den Biotopflächen der Langwieder Heide, die der LBV seit vielen Jahren pflegt.
Der Mauersegler

Das "Srii-sriih" der Mauersegler kündigt schließlich den Frühsommer an. Die ersten Brüter kommen Ende April in München an, die Nichtbrüter etwa zwei bis drei Wochen später. Sie brüten unter den Dächern höherer Münchner Altbauten, etwa in Schwabing, Haidhausen, Bogenhausen und Sendling. An warmen Sommerabenden fliegen die Mauersegler rasend schnell durch die Häuserschluchten und fangen im Flug Insekten. Sie sind übrigens nicht näher mit den Schwalben verwandt, wie viele glauben, sondern mit den Kolibris. Der Sommer in München ist für die Mauersegler übrigens ziemlich kurz. Schon nach drei bis dreineinhalb Monaten ziehen sie wieder los in Richtung Süden. Bis sie in ihren Winterquartieren ankommen, müssen sie nicht nur die Alpen und das Mittelmeer überqueren, sondern auch die Sahara und das tropische Afrika, bis sie schließlich den südlichen Sommer jenseits des Äquators genießen können.
In der Broschüre "Münchner Stadtgezwitscher" des Münchner LBV gibt es Kurzporträts der häufigsten Gartenvögel, Online-Zwitscher-Proben und Tipps für vogelfreundliche Pflanzen im Garten. www.lbv-muenchen.de