Fronleichnams-Prozession:Prunkvoll und politisch

Fronleichnams-Prozession: Fronleichnam in München: Der Prozessionsweg führt vom Marienplatz über die Residenzstraße zur Ludwigskirche.

Fronleichnam in München: Der Prozessionsweg führt vom Marienplatz über die Residenzstraße zur Ludwigskirche.

(Foto: Robert Haas)

Der Feiertag ist den Katholiken so wichtig, dass Tausende auf den Marienplatz gekommen sind. Ministerpräsident Markus Söder läuft sogar hinter der Monstranz unterm Baldachin mit.

Von Tom Soyer

Die roten Fahnen, die an diesem Festtag von den Fenstern im zweiten und dritten Stock des Münchner Rathauses herunterhängen, haben goldene Streifen. Anders als noch vor knapp zwei Wochen bei einer Meisterfeier, prägen den Marienplatz diesmal Prunkfahnen, die ein bisschen mehr hermachen als die der FC-Bayern-Fans: kostbar bestickte Seidenfahnen, welche die Abordnungen von Pfarreien, Vereinen oder Innungen im Anschluss an den großen Fronleichnams-Gottesdienst durch die Innenstadt tragen. Los geht es am Marienplatz, der mit Tausenden Menschen gefüllt ist.

Der Begriff Fronleichnam leitet sich her aus dem Mittelhochdeutschen "fron" (Herr) und "lichnam" (lebendiger Leib). Der Herrgott wird hinausgetragen auf Münchens Straßen in einer prunkvollen, stolzen Prozession, die für die Katholiken im Kirchenjahr als Lebens- und Aufbruchszeichen derart wichtig ist, dass auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann hinter der goldenen Hostien-Monstranz unterm Baldachin mitlaufen. Kardinal Reinhard Marx, der sich einen Arm gebrochen hat, erhält von Generalvikar Christoph Klingan und den Gläubigen auf dem Marienplatz ebenso Genesungswünsche wie der 86-jährige Papst Franziskus, der am Vortag in Rom operiert wurde. Und vor der Kulisse einer ukrainischen Fahne am Münchner Rathaus schickt Klingan im Beisein des Apostolischen Exarchen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakhauch, Fürbitten und Wünsche für Frieden in die vom Krieg gebeutelte Ukraine. Der Generalvikar ruft dazu auf, "uns nach dem Vorbild Jesu selbst an die Seite der Menschen zu stellen, die leiden, die unterdrückt werden, denen die Würde der Kinder Gottes genommen wird, konkret in dieser Welt auch aufzustehen gegen Krieg und Gewalt."

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