Tramdepot statt Pferdegala:Stadtrat will den Fröttmaninger Showpalast abreißen

Tramdepot statt Pferdegala: Extravagante Fassade aus Holz: der Showpalast in Fröttmaning.

Extravagante Fassade aus Holz: der Showpalast in Fröttmaning.

(Foto: Privat)

Spätestens 2028, wenn das Areal an die Stadt zurückfällt, sollen die Bagger anrücken - um dort einen Betriebshof für Straßenbahnen und Busse zu errichten.

Von Heiner Effern

Eine heile Welt sollte geschaffen werden - ein Reich, in dem Pferde die Menschen verzaubern sollten. Doch vier Jahre nach dem Start sind die letzten Illusionen geplatzt, der für die Pferdegala Apassionata in Fröttmaning errichtete Showpalast soll am Mittwoch endgültig für den Abriss freigegeben werden. Der Stadtrat will das aufwändig errichtete Theater platt machen, um auf dem Gelände einen Betriebshof für Busse und Trambahnen zu errichten. Spätestens im Jahr 2028, wenn das Areal inklusive Showpalast gemäß Erbpachtvertrag an die Stadt zurückfällt, sollen die Bagger anrücken.

Damit geht nicht nur den Investoren der letzte noch sichtbare Rest ihres Pferdetheaters verloren, auch eine längerfristige Nutzung des erst 2017 eröffneten Gebäudes ist damit ausgeschlossen. Der Mobilitätsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung bereits die Weichen gestellt. Das Kommunalreferat solle das gesamte Gelände "nach Ablauf des bestehenden Mietverhältnisses 06/28 (gegebenenfalls auch früher) für einen Bus- und/oder Trambetriebshof komplett geräumt zur Verfügung stellen", heißt es in dem Beschluss. Am Mittwoch soll die Versammlung das Aus endgültig besiegeln.

Tramdepot statt Pferdegala: Das Areal in Fröttmaning ist verschlossen.

Das Areal in Fröttmaning ist verschlossen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Showpalast in Fröttmaning fällt nicht nur wegen seiner extravaganten Fassade aus Holz auf, er gilt auch als eine der am besten ausgestatteten Veranstaltungshallen in München. Etwa 1700 Personen finden auf der Tribüne mit den blauen Klappstühlen Platz. Die Bühne, auf der die Pferde auftraten, umfasst 780 Quadratmeter. Dahinter befindet sich eine 600 Quadratmeter große LED-Leinwand. Als Betreiberin der Veranstaltungshalle tritt die Apassionata World GmbH auf, die auch die Pferdeshow Cavalluna verantwortete.

Ursprünglich sollte die Pferdegala Apassionata den Showpalast füllen. Doch von Anfang an erinnerte in Fröttmaning nichts an eine heile Welt. Zuerst wurde die Halle nicht pünktlich fertig. Dann stieg ein chinesischer Investor ein, unter ehemaligen und aktuellen Gesellschaftern brach ein heilloser Streit aus, vor allem auch über die Marken- und Namensrechte. Im November 2017 legte die Pferdeshow unterdessen in Fröttmaning eine ordentliche Premiere hin. Monate später wurde auch das Außengelände, ein Pferdepark mit Showflächen, fertig gestellt. Ende August 2019 wurde bekannt, dass die Show pleite ist. Etwa 150 Mitarbeiter wurden entlassen. Mit der Reiterei war es vorbei.

Tramdepot statt Pferdegala: Für den Münchner Stadtrat war die Bühne mehrfach eine corona-konforme Tagungsstätte.

Für den Münchner Stadtrat war die Bühne mehrfach eine corona-konforme Tagungsstätte.

(Foto: Florian Peljak)

Die Eigentümer bieten den Showplast nun zur Miete für Tagungen und Kongresse, Gala-Dinner, Empfänge und noch viel mehr an. Ein sehr prominenter Mieter war zwischendurch die Stadt selbst: In der Pandemie tagte auf der weiten Bühnenfläche die Vollversammlung des Stadtrats, um die nötigen Abstände in der Präsenz-Sitzung zu wahren. Der gleiche Stadtrat will nun - wieder im Rathaus angekommen - mit einem Federstrich das kurze Dasein der Halle beenden.

Es habe leider keine andere städtische Fläche gegeben, die für einen Tram-Betriebshof geeignet gewesen wäre, sagte Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher. Der Showpalast könne ja noch sechs Jahre betrieben werden, möglicherweise könne man Teile wiederverwenden. Aus ökologischer Sicht wäre ein längerer Betrieb "wünschenswert" gewesen. Die Stadtwerke sollten auch untersuchen, ob man den Betriebshof um die Halle herum errichten könne, sagte Bickelbacher. Klingt schwierig, großen Optimismus versprühte der Stadtrat dabei selbst nicht. Man könne jedoch über dem Tram-Betriebshof auch eine andere kulturelle Nutzung versuchen, sagte Bickelbacher. Die Lage sei ja toll, direkt an der Autobahn und am U-Bahnhof Fröttmaning. Der Traum des früheren Bürgermeisters Josef Schmid (CSU) ist sowieso schon lange futsch: Eine "europaweit einzigartige Attraktion" hatte er sich von der Show erhofft. Eine der vielen Illusionen, die im Pferdereich von Fröttmaning geplatzt sind.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivStadtrat entscheidet
:Stadt will 117 Wohnungen in Schwabing kaufen

Eine Firma aus Luxemburg bietet die Anlage zwischen der Schleißheimer Straße und der Gernotstraße für 83 Millionen Euro an. Die grün-rote Koalition will zugreifen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: