Friedhöfe in München:Ruhe in Glamour

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Das Grab von Rainer Werner Fassbinder auf dem Friedhof mit Prominenten-Gräbern in Bogenhausen. (Foto: Florian Peljak)

Ein neuer Friedhofsführer weist den Weg zu Gräbern berühmter Persönlichkeiten wie Ellis Kaut, Helmut Dietl oder Kaiserin Soraya. Nicht jeder hat ein Prominentengrab in Bogenhausen.

Von Jakob Wetzel

Ellis Kaut liegt etwas ab vom Schuss. Die Schöpferin des "Pumuckl" wäre auch zwischen Erich Kästner und Liesl Karlstadt gut aufgehoben gewesen, zwischen Oskar Maria Graf, Helmut Dietl, Bernd Eichinger und den vielen anderen Kulturschaffenden auf dem Prominentenfriedhof rund um die Georgskirche in Bogenhausen. Doch als Kaut im September 2015 im Alter von 94 Jahren starb, da fand sie ihre letzte Ruhestätte am anderen Ende der Stadt, in Obermenzing. Wer das Grab der bekannten Kinderbuchautorin besuchen will, der muss das wissen, und auch dann muss er es erst einmal finden.

Die Bibliothekarin Lioba Betten und der Theologe Thomas Multhaup bieten hierbei nun ihre Hilfe an: Sie haben ein Buch zusammengestellt, in dem sie nicht nur sämtliche städtischen Friedhöfe mit ihren Eigenheiten vorstellen, sondern auch Rundgänge zu den prominenten Gräbern vorschlagen. Das Buch ist dabei recht knapp und kursorisch gehalten, es beschreibt viele der bekannten Toten mit wenig mehr als einem Satz. Es will aber vor allem ein "Wegweiser zu Orten der Erinnerung" sein. Und als solcher ist es ausgesprochen nützlich.

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Wer etwa auf dem Westfriedhof schon einmal vergeblich nach dem Grab der 1969 mit 27 Jahren bei einem Autounfall verunglückten Schlagersängerin Alexandra gesucht hat oder nach dem der persischen Kaiserin Soraya, findet sowohl die Koordinaten als auch eine kleine Karte zur Übersicht. Vor allem aber beschränkt sich das Buch nicht auf die großen Friedhöfe mit ihren berühmten Toten und prächtigen Grabmälern, zu denen schon ausführliche Literatur existiert wie zum Alten Südlichen und zum Alten Nördlichen Friedhof oder auch zu den von Hans Grässel um die Wende zum 20. Jahrhundert geplanten Großfriedhöfen, dem West-, Nord-, Ost- und dem Waldfriedhof sowie dem Neuen Israelitischen Friedhof.

Die beiden Autoren widmen sich vielmehr auch den weniger bekannten Friedhöfen, dem in Obermenzing etwa, wo nicht nur Ellis Kaut begraben liegt, sondern unter anderem auch der Architekt Gustav Gsaenger, der in München unter anderem die evangelische Matthäuskirche am Sendlinger Tor entworfen hat. Das Buch führt auch zu Münchens erstem "Frauenfriedhof" im Neuen Teil des Friedhofs Riem, wo Mitglieder eines Wohnprojekts für Frauen beerdigt werden, oder nach Untermenzing, wo eine Brücke über die Würm Friedhof und Parkfriedhof miteinander verbindet. Es führt zum Friedhof Nymphenburg, auf dem zum Beispiel der Dichter Eugen Roth liegt. Und es führt zum Neuen Südfriedhof, wo das Grab des Kabarettisten Dieter Hildebrandt zu finden ist, dazu noch weitläufige Grünflächen, ein See sowie eine Keltenschanze aus dem fünften Jahrhundert vor Christus. Es sind Friedhöfe zum Entdecken.

Lioba Betten, Thomas Multhaup: Die Münchner Friedhöfe. Wegweiser zu Orten der Erinnerung, München: München-Verlag 2019, 144 Seiten, 18 Euro.

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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