Münchner Friedenskonferenz:"Ein Affront gegen die Stadt"

Marian Offman verkündet Wechsel von der CSU zur SPD in München, 2019

Marian Offman, 72, ist nach seinem Austritt aus der CSU seit Juli Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat. Offmann gehört dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München an.

(Foto: Robert Haas)
  • Als Gegenveranstaltung zur Münchner Sicherheitskonferenz am 14. - 16. Februar findet im Alten Rathaussaal die "Münchner Friedenskonferenz" statt.
  • Dort hätte SPD-Stadtrat Marian Offman als Redner für die Stadt sprechen sollen, doch die Organisatoren haben das abgelehnt.
  • Offman ist Jude. Die Ablehnung erfolgte mit Verweis auf seine Pro-Israel-Haltung.

Von Martin Bernstein

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) betrachtet die Ausladung des Stadtrats Marian Offman durch die Veranstalter der "Münchner Friedenskonferenz" als Affront. Der SPD-Stadtrat Offman hätte am 14. Februar im städtischen Alten Rathaussaal in Vertretung Reiters ein Grußwort der Stadt überbringen sollen. Organisator Thomas Rödl hatte das aber abgelehnt, unter anderem mit Verweis auf Offmans pro-israelische Haltung. Offman ist Jude. Reiter machte auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung klar, dass kein anderer Vertreter bei der Friedenskonferenz sprechen werde. Weitere Konsequenzen für die Zukunft schloss er nicht aus.

"Einen anderen Vertreter der Stadt wird es nicht geben", sagt der Oberbürgermeister. Wenn er selbst einen Termin nicht wahrnehmen könne, gebe es "eine feste Reihenfolge von Vertreterinnen und Vertretern, die dann abgefragt wird". Keineswegs könne sich ein Veranstalter aussuchen, wer namens der Stadt ein Grußwort spreche. "Gelinde gesagt empfinde ich es als Affront gegenüber der Stadt, wenn der städtische Vertreter als Redner abgelehnt wird", sagt Reiter. Ob dieser Affront auch Auswirkungen auf die künftige Überlassung des Alten Rathaussaals an die Organisatoren der Friedenskonferenz haben könnte, lässt Reiter zunächst offen: "Das muss noch diskutiert werden."

Auch Christian Vorländer (SPD) schließt Konsequenzen nicht aus. Die Ausladung Offmans habe ihn "entsetzt und tief betroffen", sagt der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion. Vorländer hatte selbst noch vor zwei Jahren das Grußwort der Stadt bei der als Gegenveranstaltung zur Sicherheitskonferenz durchgeführten Friedenskonferenz überbracht.

Offenbar hatte Thomas Rödl, der Organisator der Friedenskonferenz und Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK), die Absage an Offman auch nicht mit allen Trägern der Veranstaltung zuvor abgesprochen. Beim Kreisjugendring München-Stadt erfuhr man beispielsweise erst durch die SZ von dem Vorgang. "An der Entscheidung, Marian Offman als Vertreter des Oberbürgermeisters auszuladen, waren wir in keiner Form beteiligt", teilt die Vorsitzende Judith Greil mit. "Wir bedauern diesen Schritt sehr und haben die weiteren Mitgliedsorganisationen des Trägerkreises ... aufgefordert, diese Entscheidung umgehend zurückzunehmen."

"Dass dies heute möglich ist, hätte ich niemals gedacht."

Das ist nicht passiert. Stattdessen hat Rödl den Konflikt aus Offmans und Vorländers Sicht noch zugespitzt. In einem schriftlichen Gesprächsangebot "über die deutlich gewordenen politischen Differenzen" nannte Rödl es nämlich überraschend, dass man im OB-Büro überhaupt auf die Idee gekommen sei, Offman das Grußwort sprechen zu lassen. Dieser habe sich "offensiv und polarisierend mit politischen Gruppen und Veranstaltungen auseinandergesetzt, die die Politik der Regierung Israels kritisch beurteilen", hatte Rödl schon im Dezember erklärt. Damit bezog er sich auf die nach Einschätzung der Stadtratsmehrheit antisemitische, israelfeindliche BDS-Kampagne.

Wenn Offman spreche, sei zu befürchten, "dass dann plötzlich diese Themen die Veranstaltung im Alten Rathaus dominieren, die nicht Gegenstand unseres Programms sind". Gegenstand wird aber ein Vortrag der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur über "Perspektiven des Konflikts USA - Iran" sein. Kaum vorstellbar, dass die Situation Israels dabei keine Rolle spielen wird. Offman aber wollte man nicht dabei haben.

Für den Ausgeladenen liegt deshalb "die Vermutung nahe, dass man den Juden Marian Offman einfach nicht als Begrüßungsredner haben wollte. Auch wegen seiner Position natürlich zu Israel." Offman zeigte sich schockiert über den Vorfall: "Dass dies heute möglich ist, hätte ich niemals gedacht. Friedensaktivisten boykottieren nicht nur Israel, sondern auch Juden in Deutschland."

Zur SZ-Startseite

Politische Seitenwechsel
:Heute hier, morgen dort

Wer im Stadtrat unzufrieden ist, sucht sich eine neue Partei

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: