Freizeit:Wo München Urlaubsort ist

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Auf der Dachterrasse des Hotel Mandarin Oriental lassen sich wunderbar Sonnenuntergänge genießen. Die Türme der Frauenkirche scheinen im Mahjong Roofgarden zum Greifen nah. (Foto: Vadim Kretschmer)

Ferienzeit ist Reisezeit. Doch warum weit fahren? SZ-Autoren verraten ihre Lieblingsplätze für einen schönen Urlaubstag daheim.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Außergewöhnliche Hotels

Wo sonst lässt sich Reiseatmosphäre besser schnuppern als in Hotels? Wenn ich mein Fernweh etwas beruhigen will, dann verabrede ich mich gern mal in einer Münchner Hotelbar oder mische mich in einer Lobby unter An- und Abreisende. Neugierigen Blicken begegne ich mit einem Lächeln: Gast kann doch jeder überall sein, oder? Im Hotel Vierjahreszeiten zum Beispiel gibt es von Donnerstag bis Sonntag ab 15 Uhr exzellenten Tee in schönem Porzellan, dazu feine Süßigkeiten (es empfiehlt sich, 24 Stunden vorher zu reservieren). Auf der Dachterrasse des Hotel Mandarin Oriental hingegen lassen sich ganz wundervoll Sonnenuntergänge genießen. Die Türme der Frauenkirche scheinen hier im Mahjong Roofgarden zum Greifen nah. Und auch im Restaurant Fräulein Wagner im Hotel Augustin muss man keine Nacht verbringen, um kurz mal Urlaubsgefühle zu bekommen. Besonders im Sommer.

Denn dort warten auf der Innenhof-Wiese ganz unprätentiös Liegestühle zum Reinlümmeln. Man kann aber auch an Tischen Platz nehmen. An lauen Tagen, wenn das abgedämpfte Gemurmel des angrenzenden Biergartens am Bavariapark herüberraunt, dann habe ich bisweilen beglückt gedacht: Chilliger geht's nimmer! Hier fließt dasselbe Bier (Augustiner), nur ohne Gedrängel. Die Leute hinter der Bar haben zudem ein gutes Händchen beim Mixen. Mittags kann man hier gute Salate, Pasta und Bowls bestellen. Und die Kuchen schmecken auch. Sabine Buchwald

Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski , Maximilianstr. 17, Telefon 089/21250; Mahjong Roofgarden, Hotel Mandarin Oriental , Neuturmstraße 1, Mo.-Fr., 16-22 Uhr, Sa./So., 12-22 Uhr, Telefon 089/290981899; Fräulein Wagner , Am Bavariapark 16, täglich 7-23 Uhr, So. bis 13 Uhr; Telefon 089/510883160

Urwald von Waldperlach

Ein Ort voller spannender Kontraste und summender Insekten ist das Gelände der ehemaligen Kiesgrube im Truderinger Wald. (Foto: René Hofmann)

Wer den Wald mag, aber ausgetretene Pfade nicht, der hat es in München nicht so leicht. Ein Tipp für einen Kurz-Trip in eine unwirklich wilde Landschaft ist das Gelände der ehemaligen Kiesgrube im Truderinger Wald. Der Baggersee am Friedrich-Panzer-Weg ist inzwischen schilfüberwuchert, und auch rundum hat die Natur das Gebiet zurückerobert, aus dem sie lange verdrängt war, weil hier von den Dreißiger- bis Mitte der Achtzigerjahre Kies abgebaut wurde. Inzwischen wachsen Bäume und Pflanzen wild wie es keiner vermuten würde, der sich der Senke durch die Nadelholz-Monokulturen rundum nähert. Ein Ort voller spannender Kontraste und summender Insekten, selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln bloß eine gute halbe Stunde vom Marienplatz entfernt. René Hofmann

Museum Villa Stuck

Faun und Nixe räkeln sich unter Muscheln - fast wie am Strand. Dabei befinden sie sich im Relief des "Altars der Sünde" im Alten Atelier des Franz von Stuck. (Foto: Eva Jünger/Museum Villa Stuck)

In gewisser Weise vermittelt jeder Museumsbesuch ein Urlaubsgefühl - nicht umsonst tummeln sich in Museen weltweit immer so viele Touristen. Wer in der eigenen Stadt - und noch dazu von Berufswegen, wie wir von der Kulturredaktion - oft und gern in Kunstgalerien, Pinakotheken, Glyptotheken geht, der liebt diesen Effekt. Wer seinen Fuß über die Schwelle eines Museums setzt, taucht dort ja immer ab in fremde Welten. Seien es die versponnenen Gedanken der jüngsten Avantgardisten oder die wuchtigen Bilderwelten der Alten Meister.

Regelrecht auf Zeitreise empfinde ich mich, sobald ich die Villa Stuck betrete. Was Franz von Stuck da um die vorletzte Jahrhundertwende für sich geschaffen und an detailreicher, braun-gülden glühender Raumkunst hinterlassen hat, verzaubert jeden. Und die gelegentlich im Kontrast, oft aber als logische heutige Fortsetzung Stuckscher Kunst konzipierten Wechselausstellungen machen jeden Besucher zum Entdeckungsreisenden. Susanne Hermanski

Museum Villa Stuck , Prinzenregentenstr. 60, Di.-So., 11-18 Uhr, jeden ersten Freitag im Monat Abendöffnung "Friday Late", 18-22 Uhr, Telefon 089/4555510

Münchner Kanäle

Hier kann man sich wegträumen in die Niederlande oder nach Oberitalien: Der Hubertusbrunnen am Nymphenburger Schlosskanal. (Foto: Stephan Rumpf)

Von der schieren Ausdehnung her dürfte es Münchens größtes Denkmal sein - das Kanalsystem, das der "Blaue Kurfürst" Max Emanuel im 17. und 18. Jahrhundert im Münchner Westen und Norden anlegen ließ. Damals verband es Würm, Amper und Isar mit den Schlössern Nymphenburg, Dachau und Oberschleißheim. Selbst die Residenz sollte angeschlossen werden. Neben durchaus funktionellen Aspekten - Transport von Baumaterial, Wasser für die Brunnen der Parkanlagen - erfüllten die Kanäle auch einen im weitesten Sinn touristischen Aspekt. Dessen Nutznießer freilich nur der Wittelsbacher selbst und dessen Hofstaat waren. Mit Gondeln ließen sie sich auf den Kanälen spazieren fahren.

Max Emanuel, der in seiner Jugend die Brenta-Kanäle im Veneto und später als Generalstatthalter der Spanischen Niederlande auch Flandern kennenlernte, hatte Gefallen an Wasserbau und Wasserspielen gefunden. Von einst gut 50 Kilometern sind nach 300 Jahren immer noch oder wieder 36 Kilometer mit Wasser gefüllt. Wer mag, kann entlang der baumbestandenen Kanäle lustwandeln, sich dabei ein bisschen wie ein Wittelsbacherspross fühlen - und sich wegträumen: in die Niederlande oder nach Oberitalien. Besonders schön sind die Strecken zwischen Pasing und dem Nymphenburger Schlosspark und an der Ruderregattastrecke. Martin Bernstein

Wasserspielplatz im Westpark

Langweilig wird es Kindern am Wasserspielplatz im Westpark nicht, egal ob noch klein oder schon größer. (Foto: Catherina Hess)

Es geht den Hügel im Westpark hoch, ein bisschen so, als würde man auf den Brenner fahren. Mit jedem Höhenmeter, der hier zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt wird, lässt man den Alltag weiter hinter sich. Dahinter wartet dann zwar nicht das Meer, aber dafür der spektakulärste Wasserspielplatz der Stadt. In der Mitte des großen Wasserbassins ragen ein hohes Klettergerüst und eine lange Rutsche empor, Hängebrücken führen hinüber in die Spielstadt. Die Anlage, die im Südosten des Parks liegt, sieht aus, als wäre sie als Kulisse für den futuristischen Film "Waterworld" von Kevin Costner erschaffen worden, der in den Neunzigern Geschichte als der teuerste Film aller Zeiten schrieb. Langweilig wird es Kindern hier nicht, egal ob noch klein oder schon größer.

Sie befüllen Gießkannen, seilen sich ab ins Wasser, spritzen um sich oder stauen das Wasser in dem kleinen Bächlein. Nebenan liegt ein sympathischer Kiosk, in dem es Eis, Pommes, Bier und Sitzmöglichkeiten gibt. Stunden um Stunden lassen sich verbummeln wie an einem Strand in Italien. Und dies am besten dienstagnachmittags, denn zuvor wird jede Woche das Wasser ausgelassen und gereinigt. Lisa Sonnabend

Wasserspielplatz im Westpark , Zugang vom Westpark vom Mollsee kommend oder über Ecke Heiterwanger-/Rattenberger Straße

Feldmochinger See

Wochentags ist es ruhig, dann kann man den Feldmochinger See mit seinem glasklaren Wasser entspannt genießen. (Foto: Florian Peljak)

Eine Landpartie im Stadtgebiet? Das geht mit einem Ausflug an den Feldmochinger See. Aus den innenstadtnahen Vierteln führen mehrere Fahrradwege dorthin, wenn ich kurz vor dem Ziel den Blick über die Felder schweifen lasse, stellt sich das Gefühl von Urlaub auf dem Land ein. Menschen aus aller Welt reisen an den Starnberger See, für einen Urlaubstag macht aber auch der Münchner Norden was her: Es gibt weder Beachbars noch Prominenz, und das macht den Charme dieses Ortes aus. Wochentags ist es ruhig, zu den friedlichen Hintergrundgeräuschen von spielenden Kindern und den Gesprächen gut gebräunter Dauergäste lässt sich lesen, träumen und das herrlich glasklare Wasser genießen.

Oft lasse ich mich in der Seemitte auf dem Rücken treiben, schließe die Augen und stelle mir vor, ich wäre nicht in Feldmoching, sondern in Frankreich. Am Wochenende ist mehr los, der See ist von Stand-up-Paddlern und Schwimmern bevölkert. Am Ufer treffen sich Familien zum Grillen und Freundesgruppen zum Vorglühen. Alle machen ihr Ding, es geht nicht ums Gesehen werden, das oft so teure und anstrengende Münchner Leben scheint weit weg. Praktisch, dass ich dafür nicht aus der Stadt raus muss. Anna Weiß

Auer Mühlbach

Wer kurz hinter dem nordöstlichen Ende des Tierparks in den Auer Mühlbach springt, der schwimmt zwar mit der Strömung, aber gegen den Strom: Denn die meisten Erholungssuchenden halten sich in den nahe gelegenen Ausflugs-Hotspots Hellabrunn und Flaucher auf, der grüne Stadtbach, der hier in Harlaching zwischen Hangkante und idyllischen Schrebergärten dahinsaust, ist so etwas wie Off-The-Beaten-Track. Viel Platz zum Sonnenbaden hat man am Uferbereich nicht, dafür ist das Schwimmerlebnis großartig. Die Strömung lässt einen fast schwerelos dahintreiben, vereinzelt tauchen Sonnenstrahlen durch das dschungelgrüne Dickicht, gestalten schöne Licht-und-Schattenspiele, während man kraulend oder mit den Füßen voraus die Auen-Szenerie an sich vorüber gleiten sieht. Nach einer Weile zweigt ein Wasserarm links ab, hier sollte man aus dem Bach steigen. Udo Watter

Poschinger Weiher

Badegäste am Poschinger Weiher bei Unterföhring. (Foto: Stephan Rumpf)

Die meisten Einheimischen nennen ihn Poschinger, vielen bekannt ist er auch als Unterföhringer See. Mitten im Auwald gelegen, zwischen der Isar und dem Mittleren Isarkanal, lädt der kleine Natursee zwischen Unterföhring und Ismaning zum Verweilen ein. Übrigens nicht nur Badegäste aus der näheren Umgebung, auch viele Münchner und Menschen aus der Region schätzen die schattigen Liegewiesen, die gut mit dem Rad zu erreichen sind. Vor allem Familien mit Kindern kommen auf ihre Kosten, weil es einige Uferabschnitte mit Sand gibt, die nur flach abfallen. Das Wasser ist aufgrund der nicht zu üppigen Tiefe meist recht warm, wenn auch ein bisschen trüb. Mitten im See ist eine kleine Insel. Die allerdings ist nur schön anzusehen - aus der Ferne oder aber beim Drumherumschwimmen.

Betreten werden darf das Eiland nicht, es dient dem Vogelschutz. Wer bei seiner kleinen Sommerfrische am Poschinger alle mitgebrachten Vorräte aufgegessen hat und trotzdem noch Hunger und Durst bekommen sollte, kann in der Seewirtschaft einkehren. Dort gibt es Handfestes zu essen, typische bayerische Brotzeiten und Getränke. Diese lassen sich im Biergarten zum Ausklang des Tages am See genießen, einen durch den Sonnenuntergang bunt gefärbten Abendhimmel mitten in der Natur gibt es als romantische Zugabe kostenlos dazu. Sabine Wejsada

Alte Utting

Auch wenn die Alte Utting nicht mehr auf dem Ammersee kreuzt, sondern als umfunktionierte Bar im Schlachthofviertel auf dem Trockenen liegt, ist ein gemütlicher Abend auf Deck garantiert. (Foto: Stephan Rumpf)

Schifffahrten auf den bayerischen Seen sind zurecht beliebt. Auf Deck sitzen, ein Bierchen zischen, das Abendrot genießen: Geht immer. Seit die Alte Utting in Sendling vor fünf Jahren vor Anker ging, muss man dafür nicht mal mehr die Stadt verlassen. Denn auf der stillgelegten Eisenbahnbrücke über der Lagerhausstraße gibt es gerade im Spätsommer mindestens genauso reizvolle Sonnenuntergänge zu sehen wie am Ammersee, wo die Alte Utting (noch als Utting) früher kreuzte. Dass sie auf dem Trockenen liegt, schadet einem gemütlichen Abend auf Deck nicht. Und das kulturelle Programm ist garantiert unterhaltsamer als auf einem echten Kreuzfahrtschiff.

Publikum und Verpflegung sind international, so kommt man sich jedes Mal vor, als sei man auf Reisen. Wer nicht an Bord feiern will, kommt auch auf seine Kosten: Die mit dichtem Grün eingewachsene Fläche hinter dem Heck ist buchstäblich ein kleiner Großstadtdschungel. Und vor dem Bug darf man sich wie im Freisitz einer Hafenkneipe fühlen. Andreas Schubert

Oberndorf, Wörthsee

Über Stege gelangt man ins herrlich türkisfarbene Wasser des Wörthsees. (Foto: Evelyn Vogel)

Allein schon das herrlich türkisfarben schillernde Wasser ist eine sommerliche Verheißung. Da mag der benachbarte Ammersee so viel größer und der unweit gelegene Starnberger See so viel bekannter sein, der Wörthsee ist perfekt für einen Kurzurlaub in Stadtnähe. Und das Naherholungsgebiet Oberndorf mit seiner großen Liegewiese mit schattenspendenden Bäumen bietet selbst an Wochenenden genügend Platz für alle, die sich ins meist wohl temperierte Nass stürzen wollen.

Über die drei Stege gelangt man ins Wasser, ohne durch Ufermatsch waten oder über Kieselsteine humpeln zu müssen. Kiosk und sanitäre Anlagen sind natürlich auch vorhanden. Zudem ist das Naherholungsgebiet Oberndorf am Wörthsee sowohl mit dem eigenen Fahrzeug als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln (S 8, Bus 820) erreichbar. Und das absolute Plus: Das Wasser sieht nicht nur herrlich aus, es duftet auch gut - ganz einfach nach Sommer! Evelyn Vogel

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