Aus der Feder von Bestseller-Autor Oliver Pötzsch stammen zahlreiche Bücher und historische Romane, am bekanntesten darunter die Henkerstochter-Saga. Inspiriert wurde die Reihe von Pötzschs Familiengeschichte. Einer der Schauplätze ist das Kloster Andechs, sein "persönlicher Nabel der Welt", wie er den Ort nennt. Denn dort spielt nicht nur einer dieser Romane, immer wieder macht der Münchner dort mit Leserinnen und Lesern auch literarische Spaziergänge rund ums Kloster. Mit " Das Mädchen und der Totengräber" hat Pötzsch in diesem Frühjahr den zweiten Band seiner neuen historischen Krimiserie vorgelegt.
Montag: Geburtstagsüberraschung
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Die beste Ehefrau von allen bekommt heute von mir ein verspätetes Geburtstagsgeschenk, von dem sie erst durch diesen Artikel erfährt. Tataaa! Ich habe nämlich zwei Karten für Dreiviertelblut ergattert. Na, Katrin, wie ist das...? Die oberbayerische Band um den Bananafishbones-Sänger Sebastian Horn spielt heute Abend im Kleinen Posthof des Deutschen Museums. Ihr Lied "Deifedanz" bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Außerdem erinnert mich der Tölzer Dialekt an meine verstorbene Großmutter aus Hohenschäftlarn, Nachfahrin unserer Scharfrichter-Dynastie, deren Lieblingsfluch übrigens "Bluatige Heenakepf" war. Auch ein guter Songtitel!
Dienstag: Nabel der Welt
Wenn das Wetter passt, fahre ich heute tagsüber raus zum Kloster Andechs, mein persönlicher Nabel der Welt. Nicht umsonst spielt dort einer meiner Henkerstochter-Romane, ich mache mit Leserinnen und Lesern auch immer wieder literarische Spaziergänge rund um das Kloster. Vom S-Bahnhof Herrsching geht der Weg über das Kienbachtal in etwa eineinhalb Stunden hinauf zu Kirche und Biergarten. Außerdem ist mein Schäferwagen nicht weit von hier entfernt, meine kleine Schreibklause am Ammersee. Apropos Ammersee, am Abend tritt im "Café Gans am Wasser" im Westpark eine bairischsprachige Band aus Schondorf auf. Lodenfrei... guter Name! Allein schon deshalb schau' ich vorbei.
Mittwoch: Jazz und Drinks
Neben dem Schreiben ist Jazz und Blues meine große Leidenschaft. Mit meiner Soul-Band Jamasunited sind wir immer mal wieder in München vertreten. Und natürlich will man sehen und hören, was die Kollegen so treiben. Mein Lieblingsort dafür ist die Jazzbar Vogler in der Rumfordstraße. Das Vogler ist einer der letzten Orte in München, wo man noch Jazzmusik live erleben kann, und das in wunderbar schummriger Bar-Atmosphäre. Eben erst war Jubiläum, 25 Jahre, ein Crowdfunding sorgt ab dieser Woche dafür, dass es dort nun auch Klimaanlage gibt. Der Chef ist selber unter die Schriftsteller gegangen, das merkt man den witzigen Newslettern an, die mittlerweile zu meiner Hauspost gehören. Auch empfehlenswert: sein Buch mit Kurzgeschichten aus dem Bar-Alltag " Der kotzende Hund", das man unter anderem bei ihm an der Bar bekommt. Darauf einen eiskalten Negroni, gerührt, nicht geschüttelt! Oder war's andersrum?
Donnerstag: Vielseitiges Schloss
Ich liebe Schlösser und Burgen! Und zumindest bei Schlössern hat München ja einiges zu bieten. Zum Beispiel die wunderschöne Blutenburg, wo unsere Tochter Lily in der Schlosskapelle getauft wurde. Unvergessen, wie Lilys Krippenspezl damals beinahe eine der spätgotischen Kirchenfiguren umriss und ihr Bruder Niklas seinen Teddy quer über den Altar schleuderte. In der Blutenburg befindet sich nicht nur die Internationale Jugendbibliothek, das Michael-Ende-Museum und der James-Krüss-Turm. Es gibt auch Live-Musik im Schlosshof. Im Rahmen der Schlosskonzerte Blutenburg spielt an diesem Abend das "Trio Schmuck" Werke von Beethoven, Schumann und Bruch. Da bin ich dann doch froh, dass unsere Kinder keine Teddys mehr werfen...
Freitag: Bier im Bad
Heute bastel' ich mit meinem Freund und Kollegen Moses Wolff an einem neuen Programm. Wir beide haben festgestellt, dass wir nicht nur gleich alt sind, sondern an den gleichen Männerkrankheiten leiden, die gleichen Gedichte und Lieder auswendig können und beide dem bayerischen Bier, nun ja... nicht abgeneigt sind. Echte Soulmates eben! Immer mal wieder stehen wir zusammen auf der Bühne. Unser nächstes Programm wird das ultimative Quiz werden: "Wer wird Bieronär?" - ein Abend zum Mitraten und Mittrinken. Das müssen wir natürlich in eben jenem Wirtshaus besprechen, wo es laut Bier- und Wiesn-Experte Wolff das kälteste und beste Münchner Augustiner gibt: Das Bad, gleich neben der Theresienwiese. Dort hat mir Moses schon mehrmals in den glühendsten Worten die Eigenschaften einer perfekten Zapfanlage beschrieben. Leider vergesse ich sie nach jedem Besuch wieder...
Samstag: Eberhofer in Laim
Heute gehe ich bummeln. Und zwar nicht in der Innenstadt, sondern in Laim. Jaha, hört nur her, ihr schnöseligen Schwabinger und neureichen Westendler, wir Laimer sind am Kommen! Zuerst verschlägt es mich in meine lokale Buchhandlung " Bücher Hacker", wo ich mit einem halben Dutzend Büchern rausgehe, die ich dann bei meinem Bruder Marian im Garten zerfleddere, und wo wir ausmachen, wer welches Buch als erstes liest. Danach geht es ins Neue Rex, vielleicht in den aktuellen Eberhofer-Film " Guglhupfgeschwader", später zum Vorglühen ins " Steinchen" und am Abend in meinen Lieblingsgriechen " Potlatsch", wo man draußen wie beim Heurigen sitzt und den "Wiener Gemischter Satz" genießt. Oder ich schau noch rüber in den Westpark, wo im Open-Air-Kino " Sonne, Mond und Sterne" die Rocky-Horror-Picture-Show läuft. Yeah, take this, Haidhausen!
Sonntag: Abkühlung im Museum
Ich habe eindeutig keltisches Blut und komme mit der sommerlichen Hitze nicht gut zurecht. Wenn's ganz schlimm wird, ist ein Museumsbesuch manchmal eine gute Abkühlung. Außerdem ist man dann meist allein, weil die anderen irgendwo am See brutzeln. Während der Recherche meines letzten historischen Krimis " Das Mädchen und der Totengräber" habe ich das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst neu für mich entdeckt. Man hat wirklich das Gefühl, in eine Grabanlage hinabzusteigen, eine echte Zeitreise! Heute am Sonntag beträgt der Eintritt nur 1 Euro. Da kostet sogar das Freibad mehr. Abends ist dann immer noch Zeit, in den Hirschgarten zu gehen. Mein Lieblings-Biergarten liegt praktischerweise bei mir um die Ecke, sodass ich nach einer ausgefüllten Woche gemütlich meinem Bett entgegentaumle.
Oliver Pötzsch wurde als erster von drei Söhnen 1970 in München geboren. Nach dem Abitur 1990 begann er bereits während des Zivildienstes mit dem Schreiben von Fantasy-Kurzgeschichten. Danach besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München und arbeitete später für den Bayerischen Rundfunk im Bereich Hörfunk, später für die Fernsehsendungen "quer" und das Magazin "Freizeit", für das er bei der Produktion von Reisefilmen mitwirkte. Schriftstellerisch gelang ihm 2008 mit seinem Debüt "Die Henkerstochter" der Durchbruch. In diesem historischen Roman verarbeitete er unter anderem die Geschichte des Schongauer Scharfrichters Jakob Kuisl, dessen Dynastie er selbst entspringt. Er schreibt aber auch Kinder- und Sachbücher. Pötzschs Bücher erscheinen in mehr als 20 Ländern. In seiner Freizeit singt er in der Soulband "Jamasunited" und wirkt mit bei diversen anderen Musikprojekten.