Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Maxi Pongratz

Lesezeit: 4 min

Der gelernte Gärtner Maxi Pongratz stammt aus Oberammergau, tauschte früh die Hacke gegen das Akkordeon - und gründete mit gleichgesinnten Musikern die Band "Kofelgschroa". (Foto: Johannes Maria Haslinger)

Der Musiker freut sich in der Woche vom 11. bis zum 17. Juli auf Joggen am Auer Mühlbach, das Giesinger "Lieblingscafé" und Auftritte von Freunden bei Tollwood. Ein Gastbeitrag.

Mein Leben ist sehr vom Rumtingeln geprägt: Zwischen Oberammergau, München und dort, wo ich einen Auftritt habe. Ich mache zwar mit meinem Akkordeon eine Musik, die immer schnell mit 'Heimat' verbunden wird. Aber selbst bin ich immer nur flüchtig daheim - Kachelofen und Eckbank habe ich auch nicht. Ein Akkordeon ist in der ganzen Welt zu Hause, man schnallt es sich auf den Rücken und los geht's. Heimatmäßiger wäre da eigentlich das Klavier. Es bleibt immer schön daheim und ist zufrieden. Seit bald zehn Jahren schon habe ich einen kleinen Stadtsitz in Obergiesing über dem Café Schau ma moi, dem wohl kleinsten Biergarten Münchens. Ich wohne im Nebenhaus von Trikont, dem, wie man so schön sagt, vielleicht ältesten Independent-Label der Welt. Hier sind die Alben meiner langjährigen Band Kofelgschroa sowie meine Solo-Sachen erschienen. Hier ist also mein Ausgangspunkt für die Woche.

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Montag: Spazieren und verweilen

Auch wenn man eigentlich nur zur Giesinger Polizeistation unterwegs ist, um den Diebstahl seiner Gitarre anzuzeigen: Im Weißenseepark kann man nicht nur spazieren, sondern auch verweilen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Montag ist nicht gleich Montag. Für einen Live-Musiker fühlt sich der Montag nach einem Freitag-Nachmittag an. Koffer ins Eck werfen, sich in der Wohnung orientieren und Wäsche waschen, sich umstellen, den Blick wieder nach vorne richten. Im Brotkasten begegnet mir Schimmel - alles, was ich vor der Abreise nicht erledigt habe, rächt sich jetzt. Meinen letzten Montag habe ich auf der Giesinger Polizeistation begonnen, weil meine Gitarre im Zug von Fulda nach Dresden geklaut worden war. Klampfe krampfeln find ich sehr uncool. Vor allem war es schon die zweite Gitarre, die mir in kurzer Zeit abhandengekommen ist. Bei der letzten war ich aber selber schuld. Ich habe sie in Nürnberg am Bahnsteig stehen lassen, nach einem Konzert und trinkfreudigem Wiedersehen mit alten Freunden. Die Giesinger Polizeistation ist übrigens direkt am Weißenseepark, dort kann man schön durchspazieren, aber auch verweilen. Manchmal gibt es auch Kultur.

Dienstag: Stille in der Wohnung

Einen super Umgang mit Stille pflegt die achtköpfige englische Musikband "Caroline". (Foto: Caroline/London)

Am Dienstag bin ich dann wirklich zu Hause angekommen und klimpere je nach Tagesform ein paar Akkorde am Klavier in die sturmfreie Wohnung, weil meine Freundin arbeitet. Das gefällt mir, es ist aber auch schade, wenn sich unsere Arbeitszeiten manchmal so überlappen, dass man sich wenig sieht. Dienstagabends bin ich oft zu müde um auszugehen. Stattdessen höre ich Musik, zurzeit zum Beispiel sehr gerne das Debüt-Album von Caroline, einer achtköpfigen Band aus England. Das Album heißt wie die Band, ist sehr minimalistisch, und ich mag die Wiederholungen, in die sich die Musik verliert. Reduziert, aber atmosphärisch und ein super Umgang mit Stille.

Mittwoch: Besuch beim Kollegen

Geschätzter Labelkollege: Philip Bradatsch spielt auf dem Tollwood-Festival. (Foto: Sebastian Weidenbach/Trikont)

Ich mag die Stadt, weil die Gänge zu Freunden, mit denen man gern ratscht, kürzere sind als auf dem Land. Man trifft sich, trinkt Kaffee, manchmal wird's ein Bier, geht spazieren, musiziert zusammen daheim und auf der Straße. All diese Sachen sind an einem Mittwoch gut machbar. Mittags, wenn ich zu faul bin zum Kochen, gibt es im "Lieblingscafé", so der Name, in der Tegernseer Landstraße Tagessuppe und türkische Salate. Am Abend spielt mein Labelkollege Philip Bradatsch im Hacker-Pschorr-Brettl auf dem Tollwood-Festival, da schaue ich auf jeden Fall vorbei. Mir gefällt sehr, was er macht.

Donnerstag: Sprung in den Bach

Der Auer Mühlbach lockt am Ende der Joggingrunde zur Abkühlung. (Foto: Catherina Hess)

Am Donnerstag gehe ich laufen. Ich weiche da selten von meiner mir ans Herz gewachsen Joggingrunde ab: Bis zum 60er-Stadion, dann an der Hochstraße entlang und zum Auer Mühlbach runter, in den ich, wenn es heiß ist, kurz reinspringe. Und wieder zurück. Dafür brauch ich je nach Form eine gute halbe Stunde. Beim letzten Schwimmen im Bach habe ich meinen Haustürschlüssel verloren, und obwohl ich den Heiligen Antonius mehrfach drum gebeten habe, ist er nicht wieder aufgetaucht. Ich verliere und verlege häufig etwas und verbringe viel Zeit mit suchen. Mit mir durch die Woche zu kommen, kann auch anstrengend sein. Aber hinter dem Giesinger Bahnhof gibt es einen super Schlüsseldienst. Keine Abzocke! Abends tritt dann Eva Karl Faltermeier im Lustspielhaus auf, ich glaube, da gehe ich hin.

Freitag: Doppelkonzert

Doppelkonzert mit der Band "Leonie singt" in Edling bei Wasserburg. (Foto: Andreas Stäbler)

Endlich Freitag. Heut darf ich für mein eigenes Konzert Werbung machen. Und zwar spiele ich in Begleitung von Theresa Loibl bei Wasserburg am Stoa. Der genaue Ort wird oft falsch geschrieben. Nicht Egling (in der Nähe von Murnau), sondern Edling. Ich zumindest hatte das schon öfter falsch auf meiner Homepage stehen und wurde von meinen Homepagebesucher*innen mal nett, mal schlaumeierisch auf den Schreibfehler aufmerksam gemacht. Heute wird es ein Doppelkonzert mit Leonie singt. Dort spielt auch Sascha Schwegeler mit, der das Artwork zu meinem neuen Album gemacht hat. Ich denke mal, Theresa und ich eröffnen den Abend, weil Leonie singt mit Schlagzeug voluminöser klingen, also logischerweise eine Steigerung zu unserem Akkordeon-Tuba-Duo sind. Das bedeutet: früher Feierabend und ein Bier trinken, weil ich mich nicht mehr konzentrieren muss.

Samstag: Festival im Grünen

Familienfest der Indie-Szene aus München: Auch die Band "What are people for?" spielt beim Puch-Festival auf der grünen Wiese bei Petershausen. (Foto: What are people for/Pressefoto)

Am Samstag spiele ich in Niederbayern, wofür ich hier nicht auch noch Werbung machen will. Stattdessen empfehle ich das "Puch Festival" auf der grünen Wiese bei Petershausen. Dort spielen What are people for?, kurz Wapf, eine befreundete Band aus München mit Tom Wu, Manu Rzytki, Anna McCarthy und Paulina Nolte als Tänzerin. Außerdem tritt Anika aus Berlin auf, deren neues Album "Change" toll ist und nicht zuletzt auch meine Labelkollegin Inga. Ich habe gehört, von ihr ist eine neue Platte am werden. Ich bin sehr gespannt!

Sonntag: Passion statt Geburtstag

An diesem Sonntag hat der Vater von Maxi Pongratz 70. Geburtstag. Da er aber bei den Oberammergauer Passionsspielen auf der Bühne steht, wird am spielfreien Montag nachgefeiert. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Am Sonntag hat mein Papa Geburtstag. Er wird 70. Weil er aber bei den Oberammergauer Passionsspielen mitspielt, feiert er an einem spielfreien Montag. Dorthin seid ihr nicht aufgefordert hinzugehen. Die Küche wird mit der Verwandtschaft und den Freunden sowieso aus allen Nähten platzen. Seht euch einfach die Passion an - es gibt ja auch Einzeltickets ohne Übernachtung, und einzelne Plätze sind häufig noch spontan zu bekommen. Zum Essen könnt ihr in der Pause zum Beispiel ins Hörbis in der Steinbacher Gasse gehen, das hat ein Koch und Freund von mir neu eröffnet, und ich esse da sehr gerne Burger.

Maxi Pongratz pendelt zwischen Obergiesing sowie Oberammergau und ist Akkordeonspieler, Texter und Liedschreiber von Kofelgschroa. Auf Wunsch der Eltern zum Gärtner ausgebildet, tauscht Maxi Pongratz noch als Teenager Harke gegen Akkordeon und zieht mit letzterem gemeinsam mit den Brüdern Martin und Michael von Mücke sowie dem gleichgesinnten Matthias Meichelböck von Bühne zu Bühne. Später war er dann ein Bruder Jesu während der Passionsspiele 2010 in Oberammergau und hat an der Berufsfachschule für Musik in Altötting Klassisches Akkordeon studiert (das Ganze aber nicht abgeschlossen). Mit Kofelgschroa veröffentlichte er drei Alben ("Kofelgschroa", "Zaun" und "Baaz"). Im Dokumentarfilm "frei.sein.wollen" war er mit den anderen Kofels zu sehen , in Josef Bierbichlers Kinofilm "Zwei Herren im Anzug" zu hören. Seit 2019 machen Kofelgschroa Pause, und Maxi Pongratz ist mit seinem Akkordeon solo auf Tour. Sein erstes Album erschien 2019 bei Trikont .

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