Süddeutsche Zeitung

Tipps für München und Region:Die Woche von Helmfried von Lüttichau

Eigentlich hatte sich der Schauspieler und Kabarettist auf seinen Auftritt im Lustspielhaus gefreut. Doch der wurde verschoben. Dafür stehen in der Woche 24. bis 30. Januar Filme, Kochen und viel Musik auf seiner Agenda.

Schauspieler Helmfried von Lüttichau, bekannt geworden als Fernseh-Polizist in der ARD-Vorabendserie "Hubert und Staller", plant eine späte Karriere als Musiker. Er sei zwar ein "bekennender Dilettant", habe aber die Hoffnung, "mit 80 Jahren ein passabler Gitarrist zu sein". Musik spielt auch bei Lüttichaus erstem Kabarett-Programm "Plugged" eine große Rolle, mit dem er zurzeit auf Tour ist - soweit es die Pandemie zulässt.

Montag: Auf Claptons Spuren

Seit zwei Jahren kann man eigentlich keine Pläne mehr machen. Leider auch nicht für die Tour meines Soloprogramms "Plugged". Im Dezember wurden schon wieder alle Vorstellungen verschoben, jetzt auch im Januar. Allerdings wäre ich ohne diese Verschiebungen vielleicht längst am Ende, also mit der Tour. So habe ich quasi zwei Jahre geschenkt bekommen. Zeit zum Gitarre üben. "Let it grow" von Eric Clapton zum Beispiel, meine eigene Instrumentalversion. Heute vielleicht eine Spur melancholischer. Clapton tritt übrigens auch in meinem Lieblingsfilm auf. "The Last Waltz" ist ein fantastischer Konzertfilm von Martin Scorsese. Es ist das Abschiedskonzert von "The Band" mit vielen wunderbaren Musikern. Und mit einem der schönsten Auftritte von Bob Dylan. Perfekt. Der Abend ist gerettet.

Dienstag: Kultur und Käse

Mit Hund und Rucksack marschiere ich los. Erst durch den Englischen Garten, das braucht der Hund, dann Richtung Innenstadt. Theatinerstraße. Für den Kaffee im Literaturhaus biege ich rechts ab. Der Hund macht es sich vermutlich am Fuße des Barhockers bequem. Das Literaturhaus ist einer meiner Lieblingsorte in München. Sehr empfehlenswert: die Ausstellung über die Philosophin Hannah Arendt. Über das "Wagnis der Öffentlichkeit" spricht sie in einem Interview. "Man exponiert sich im Lichte der Öffentlichkeit, und zwar als Person." Der Hund und ich schlendern weiter zum Viktualienmarkt. Lust auf Käse. "Der Hund muss aber draußen bleiben!". Fürs brave Warten gibt es ein sehr großzügiges Stück. Einen Moment überlege ich, ob der Hund mit mir teilen muss.

Mittwoch: Stippvisite bei der Kunst

Ins Museum gehen und nur einen einzigen Künstler anschauen. Damit einen erst gar nicht diese Museumsmüdigkeit überfällt. Rein ins Museum Brandhorst und schnurstracks zu Alex Katz! Als ich meine Frau kennenlernte, trug sie öfter ein schwarzes ärmelloses Kleid. Im Museum hängt auch das Bild mit den sechs Frauen in einem solchen. Das hab ich als Postkarte damals meiner Frau geschenkt. Die Bilder von Katz berühren mich, obwohl sie fast kühl erscheinen, sehr reduziert. Und doch haben sie etwas Zärtliches, Geheimnisvolles. Toll. Ich kann so einen konzentrierten Museumsbesuch, quasi eine Kunst-Stippvisite, nur empfehlen. Klappt bei jedem Künstler. Sollte ich auch öfter machen!

Donnerstag: Kino mit Tom Waits

Wenn man kein Fleisch isst, muss man fantasievoller kochen. Gemüse kann fad sein. Die Süßkartoffeln, die ich vorgestern in meinem Rucksack heimgetragen hab, sind jetzt dran. Süßkartoffelpüree nach Ottolenghi. Mit geröstetem Sesam, Knoblauch, Koriander und Chili, Limettenschale und Olivenöl. Griechischer Joghurt zum unterrühren. Schmeckt fabelhaft, mit was auch immer. Und ich bin aufgeregt. Weil ich endlich mal wieder ins Kino gehe. Sean Penn spielt mit, Ben Stiller und Tom Waits! "Licorice Pizza". Spielt in den Siebzigern. Sofort suche ich im Handy Tom Waits, den ich in den Achtzigern rauf und runter gehört habe. "Clap Hands" vom Album "Raindogs". Sounds great!

Freitag: Verschoben, nicht aufgehoben

Heute wär's gewesen. Worauf ich mich schon so lange gefreut hatte. Mein Auftritt mit "Plugged - Ein Soloprogramm" im Lustspielhaus, eine der traditionsreichsten Kabarettbühnen der Stadt. Maxi Schafroth, Simon und Jan, Piet Klocke und Martina Schwarzmann - in welch illustrer Gesellschaft steh' ich da im Veranstaltungskalender! Was für eine Ehre. Schließlich bin in auf der Kabarettbühne ein Anfänger. Das Einrichten der Bühne und den Soundcheck am Nachmittag genieße ich immer besonders, vor allem, wenn - was manchmal der Fall ist - Gastmusiker dabei sind. Da ist man noch nicht so nervös und kann schon mal richtig reinhauen. Ok, stürzen wir uns auf die Vorfreude. Nur verschoben, auf den 19. April. Aber dann! Und als Vorgeschmack gibt es einen brandneuen Clip auf YouTube.

Samstag: Piste oder Alm

Im Dunkeln aufstehen fühlt sich immer ein wenig nach Abenteuer an, also am Wochenende. Die passende Ausrüstung hab ich mir schon am Abend vorher zurechtgelegt, dass ich nicht morgens völlig verschlafen das ganze Zeug zusammensuchen muss und dann wieder die Hälfte vergesse. Es lohnt sich einfach, schon am Lift zu sein, wenn der grad aufmacht und man gefühlt als erster oben ist. Wenn man Glück hat, kommt die Sonne langsam über den Berg (über welchen eigentlich?). Die Piste ist noch leer und nach drei vier Stunden kann man getrost heimfahren, dem Stau entgegen. Wer jetzt erst aufgestanden ist, fährt am besten gar nicht mehr zum Skilift, sondern macht einfach einen Spaziergang, zum Beispiel auf die Schliersbergalm in Schliersee. Da kann man oben einkehren und sogar wieder runterfahren. Halt mit der Gondel.

Sonntag: Der perfekte Klang

Heute hab ich gar keinen Plan. Irgendwann Frühstücken. Hat alles Zeit. Der Bäcker Zanger hat auf. Früher stand man dicht gedrängt im Laden, heute geht die Schlange um die nächste Ecke. Aber eine frische Brezel am Sonntag ist eben wie Sonntag. Zu Weihnachten hab ich einen Plattenspieler geschenkt bekommen, eine Riesen-Überraschung. Vor allem weil meine Frau, im Gegensatz zu mir, ihre Plattensammlung aufgehoben hat. Entspannung pur. Analoger Klang. Als müsste das Gehirn die herausgerechneten Daten nicht extra wieder reinrechnen, um ein perfektes Klangerlebnis zu haben. Vielleicht ist auch deswegen Vinyl wieder im Kommen. Heute: "Umme Block", zwei junge Münchnerinnen mit analoger elektronischer Musik. Lazy Sunday. Auf Vinyl. "25 Hours"...

Helmfried von Lüttichau wurde 1956 in Hannover geboren und lebt heute in München und am Schliersee. Nach der Schauspielausbildung an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule arbeitete er an verschiedenen Theatern, darunter am Schauspiel Frankfurt und am Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit Ende der Neunzigerjahre ist er in Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen sowie den TV-Serien "Tramitz and Friends" und "Der letzte Bulle". Bekannt wurde Helmfried von Lüttichau vor allem durch die ARD-Polizeiserie "Hubert und Staller", in der er von 2011 bis 2018 in mehr als 100 Folgen den bayerischen Streifenpolizisten Johannes Staller an der Seite von Christian Tramitz spielte. Ab 2019 war er in den Fernseh-Reihen "Reiterhof Wildenstein" und "Der Bozen-Krimi" zu sehen. In der Prime-Video-Produktion "Der Beischläfer" spielt er seit 2020 die Rolle des Schwiegervaters Paul Seidl. Seit Sommer 2021 ist er mit seinem ersten eigenen Soloprogramm "Plugged" auf Tour. Programminfos und Tourplan unter www.konzertagentur-friedrich.de.

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