Feuerwehr-Projekttag:Wenn es im Unterricht knallt und brennt

Pilotprojekt  der freiwilligen Feuerwehr Prävention und Engagement an einer Realschule

Ein lauter Knall und die Jugendlichen erschrecken.

(Foto: Corinna Guthknecht)

An Schulen zeigt die Freiwillige Feuerwehr Jugendlichen nicht nur, wie Feuerlöscher funktionieren. Die Ehrenamtlichen sind auch auf der Suche nach Nachwuchs, vor allem am Stadtrand.

Von Paulina Schmidt

Mit etwas Sicherheitsabstand beugt sich der Junge nach vorne und schaut misstrauisch auf die Feuerstelle. Gerade als er sich umdrehen möchte, steigen die Flammen wieder auf. Er hebt den Feuerlöscher hoch, wagt sich noch einen Schritt nach vorne und zielt auf die Flammen. Diese werden kleiner, seine Mitschüler applaudieren. Für die Jugendlichen der Klasse 9c der städtischen Ricarda-Huch-Realschule ist es eine Übung, die sie auf den Ernstfall vorbereiten soll. "Ich finde es cool, dass wir den Löscher benutzen dürfen", sagt die 16-jährige Lolita.

Den Schülerinnen und Schülern soll das Programm, das Reinhard Hubert von der Freiwilligen Feuerwehr München ihnen gerade bietet, ruhig Spaß machen. Denn im Projekt "Prävention - einfach, wichtig, für alle" will die Freiwillige Feuerwehr den Jugendlichen nicht nur zeigen, wie Feuerlöscher funktionieren, wie man Brände verhindert oder wie sie sich in einer Notsituation verhalten. Sie will auch um Nachwuchs werben - dieses Ansinnen unterstützt die Stadt finanziell, wie der Stadtrat es im vergangenen Jahr beschlossen hat.

Anders als in vielen ländlichen Regionen hat München fast schon eine Luxussituation. Denn neben der Freiwilligen Feuerwehr kümmert sich die Berufsfeuerwehr um all die kleinen und großen Katastrophen in der Stadt. Das Interesse der jungen Leute an der Feuerwehr sei eigentlich da, berichtet Hannah Lieb, Referentin für Ehrenamtsmanagement bei der Freiwilligen Feuerwehr München. Nur ist es nicht in allen Stadtvierteln gleich ausgeprägt: In der Stadtmitte etwa sei das Engagement so hoch, dass es einen Aufnahmestopp gebe.

Am Stadtrand hingegen, in Allach etwa, der Fasanerie oder in Ludwigsfeld, "da müssen wir uns schon aktiver bemühen". Woran es liege, dass die einen Feuerwehren so stark nachgefragt seien und die anderen nicht? In die Innenstadt zögen mehr junge Leute von außerhalb, die sich in ihren Heimatorten schon der Freiwilligen Feuerwehr angeschlossen haben und ihr Engagement in München fortsetzen wollten, sagt Lieb. Mit dem Präventionsprojekt wolle man daher Interesse für die Arbeit in der Feuerwehr wecken.

Der Kontakt zur Ricarda-Huch-Realschule kam relativ unkompliziert zustande. Denn Konrektor Markus Linser engagiert sich selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ihm ist die Nachwuchsförderung wichtig, wie er erzählt, aber auch, dass seine Schüler andere Horizonte kennenlernen. Die Aufgabe einer Schule sei es nicht nur, theoretisches Wissen zu vermitteln, sondern auch den Charakter zu bilden und bürgerschaftliches Engagement zu fördern.

Auch beim Feuerwehr-Projekttag gibt es einen Theorie- und einen Praxisteil. Zuerst lernen die Schüler, wie die Freiwillige Feuerwehr in München arbeitet. Sie schauen sich die Schutzkleidung an. Sie erfahren, dass man mit einer mit Luft gefüllten Flasche auf dem Rücken rund 30 Minuten komplett unabhängig von der Umgebungsluft atmen kann. Und dass Feuerwehrleute in kompletter Montur 30 Kilo zusätzlich mit sich rumschleppen. Nach einem halbstündigen Einsatz in Schutzkleidung wiegen die Einsatzkräfte etwa vier Kilo weniger - weil sie so viel schwitzen. Zudem schauen die Jugendlichen ein Löschfahrzeug an. "Ich finde es spannend zu sehen, was alles in das Feuerwehrauto passt. Und ich wusste nicht, dass die Feuerwehr so oft ausrücken muss", sagt die 14-jährige Nele.

Für den praktischen Teil orientiert sich die Feuerwehr an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen. Mit einer Fettexplosion auf dem Pausenhof der Schule simulieren die Feuerwehrleute einen typischen Küchenbrand. Wenn man nämlich versucht, Fettbrände mit Wasser zu löschen, kommt es zu solchen Explosionen. Kontrolliert löschen die Feuerwehrleute die Flammen, um sie dann erneut zu entfachen. Mittendrin liegt diesmal eine Sprühdose. Die Schüler scheinen zu ahnen, was passiert und gehen noch einen Schritt zurück. Ein lauter Knall, die Flammen werden für einen kurzen Moment größer, die Schüler zucken zusammen. Spannender wird es im Unterricht kaum.

Für "Prävention - einfach, wichtig, für alle" sucht die Freiwillige Feuerwehr Ehrenamtliche, die sich zu Brandschutzexperten ausbilden lassen wollen (E-Mail: praevention@ffw-muenchen.de).

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