Domagkpark:Hochhaus für Künstler geplant

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Lokalpolitiker machen sich für einen bis zu 60 Meter hohen Atelier-Turm im Domagkpark stark. Etwa 100 weitere Werkstätten und Proberäume könnten so entstehen.

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Freimanner und Schwabinger Politiker gehen jetzt erneut in die Offensive, um Einfluss auf die städtischen Planungen für den Neubau auf dem Kunsthof im Stadtquartier Domagkpark zu nehmen. Der Bezirksausschuss hatte bei der Stadt den Vorschlag eingereicht, zusätzlich zum ins Gespräch gebrachten Erweiterungsbau einen bis zu 60 Meter hohen Atelier-Turm zu errichten. Nun sieht das Gremium die Initiative von der städtischen Verwaltung nicht genügend gewürdigt - und fordert eine öffentliche Informationsveranstaltung mit Vertretern von Politik und Behörden. "Wir wollen verhindern, dass hier an den Interessen der Bürger vorbeigeplant wird", sagte die BA-Planungssprecherin Petra Piloty (SPD) in der Bezirksausschusssitzung.

Es geht dabei um ein Areal, das in den 1990er Jahren als größte Künstlerkolonie Europas galt, als dieses Gelände der ehemaligen Funkkaserne noch unbebaut war. Doch mit der Konversion zum Wohngebiet schrumpfte der Platz für Künstler auf ein Gebäude zusammen, das städtische Atelierhaus am Domagkpark. Vier Künstler-Vereine bilden die Gesellschafter für eine gemeinnützige GmbH, die das Haus mit 101 Ateliers selbst verwaltet; das Kulturreferat wickelt die Belegung der Ateliers ab. Nun laufen bei der Stadt erste Überlegungen, die Institution zu erweitern. Schon deshalb, weil Ateliers und Proberäume in München äußerst rar sind. Das Kulturreferat hatte deshalb eine Machbarkeitsstudie angeschoben, in welchem Umfang eine Nachverdichtung auf Basis des geltenden Baurechts zulässig ist. Das Ergebnis, inzwischen positiv bewertet von der Lokalbaukommission: Das Kommunalreferat als Eigentumsverwalter dürfte ein etwa 25 Meter hohes Punkthaus, das Platz für 20 bis 25 Ateliers und bis zu vier Musikräume bietet, im Innenhof des Kunsthofes errichten, ohne den Bebauungsplan ändern zu müssen. Und das ist der Knackpunkt: Ein Hochhaus-Projekt würde den Rahmen dessen sprengen, was die gültige Satzung erlaubt, ein vergleichsweise aufwendiges Bebauungsplanverfahren wäre nötig.

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Die Schwabinger und Freimanner Politiker finden jedoch, dass ein solches Projekt einer eingehenden Auseinandersetzung bedarf. "Man sollte sich damit beschäftigen, ob man das Hochhaus will und ob man es machen kann. Es könnte ein städtebauliches Zeichen werden", sagt Lars Mentrup, für die SPD im Bezirksausschuss und im Stadtrat sowie Vorsitzender des Vereins Domagk Kunstunterstützung (DOKU), einer der Domakateliers-Gesellschafter. Seine Alternatividee, die sich der BA zu eigen gemacht hat, sieht so aus: Bestenfalls ergänzend oder eben alternativ zum erwogenen Punkthaus soll am Nordende des U-förmigen Komplexes ein 60-Meter-Turm entstehen, der nach Mentrups Einschätzung Platz für gut 100 weitere Ateliers und mehrere Proberäume biete.

Indes ist den Lokalpolitikern auch der Nachteil eines solch deutlich ausgeweiteten Vorhabens bewusst: Es dürfte ziemlich teuer kommen, zu teuer womöglich für den durch die Corona-Pandemie gebeutelten städtischen Etat. Doch es muss ja nicht unbedingt die Stadt der Bauherr sein, findet der Bezirksausschuss - und bringt die Lösung ins Spiel, einen Investor als Partner mit ins Boot zu holen, etwa über einen Erbbaurechtsvertrag.

Die Entscheidung über die Erweiterung des Künstler-Standorts obliegt dem Stadtrat, für den das Kulturreferat derzeit eine referatsübergreifende Beschlussvorlage erarbeitet, wie Behördensprecherin Jennifer Becker bestätigt. Es wird zunächst eine Grundsatzentscheidung sein, ob eine Erweiterung gewünscht ist - sowie darüber, ob die Prüfung zu einer Finanzierung des Neubaus im Zuge der bisherigen Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) erfolgen soll, also Geld über die Städtebauförderung reingepumpt werden kann, was die Stadtkasse entlasten würde.

Zumindest kann man jetzt schon sagen, dass mehrheitlich wohl keine Abneigung gegen den Atelier-Turm herrscht, weder in der Politik noch in den Behörden. Die Hochhaus-Idee sei von den Stadtratsfraktionen und auch der Verwaltung "grundsätzlich positiv" aufgenommen worden, betont der Sprecher des Planungsreferats, Martin Klamt. Nach seinen Worten schließt seine Behörde aufgrund der möglichen Potenziale, die sich für das neue Quartier am Domagkpark ergeben könnten, keine Entwicklungsperspektive aus, bewerte diese primär baulich sowie hinsichtlich der Effekte für die Stadtentwicklung. "Ob ein Hochhaus erfolgversprechend sein könnte, hängt jedoch auch stark vom Nutzungskonzept und der Trägerschaft ab." Es wird sich zeigen, ob den Stadträten dazu im Beschluss Vorschläge unterbreitet werden.

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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