65 bis 70 neu gebaute Wohnungen in München zu einem Mietpreis von maximal acht Euro pro Quadratmeter, errichtet von einem privaten Bauherrn ohne öffentliche Fördermittel. Ob sich jemand findet, der das macht? Das wollte die Stadt mit einem Modellprojekt auf einem ihrer Grundstücke im neu entstehenden Stadtteil Freiham herausfinden. Und ja, die Ausschreibung sei erfolgreich gewesen, berichtete Stadtbaurätin Elisabeth Merk am Mittwoch dem Planungsausschuss des Stadtrats. Details der Vergabe wurden in nicht-öffentlicher Sitzung besprochen. Den Zuschlag bekommen hat nach SZ-Informationen das Katholische Siedlungswerk München (KSWM), ein gemeinnütziges kirchliches Wohnungsunternehmen, ihm gehören 2900 Wohnungen. Es soll noch einen weiteren Interessenten aus der privaten Immobilienwirtschaft gegeben haben.
Zu den Bedingungen gehörte, dass das Grundstück in Erbbaurecht für 80 Jahre vergeben wird und dass die Mieterinnen und Mieter bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten dürfen. Es gab zwei Auswahlkriterien: ob die Interessenten eine noch niedrigere Miete als acht Euro anbieten und wie viel Erbbauzins sie jährlich zahlen. Diese Stellschraube war entscheidend: Wenn man das Grundstück von der Stadt besonders günstig bekommt, können sich acht Euro rechnen - indirekt ist das natürlich eine Förderung durch die öffentliche Hand. Letztlich war der angebotene Erbbauzins des KSWM offenbar ziemlich niedrig, aber etwas höher als der des Konkurrenten.
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Der Stadtrat will an diesem Ungleichgewicht etwas ändern, doch damit geht es nur langsam voran. Bei jetzigem Tempo wäre ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Jahr 2773 erreicht.
FDP-Stadträtin Gabriele Neff fragte dennoch, wie das funktionieren soll, nachdem die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag "uns bereits erklärt hat, dass sie mindestens elf Euro nehmen muss, um einigermaßen über die Runden zu kommen". Neff fragte: "Wie schauen die Wohnungen und Häuser aus? Wird da innen nicht verputzt? Wird im Bad nicht gefliest?" Überdies wollte sie wissen, wie es mit Mieterhöhungen aussehe, "wenn die regelmäßig erhöhen, sind sie irgendwann am Mietspiegel." Außerdem macht sie sich Sorgen um die Instandhaltung des Gebäudes: "Ich möchte nicht, dass in zehn Jahren Menschen in einem Haus wohnen, das langsam anfängt runterzubröckeln."
Die stellvertretende Stadtbaurätin Jacqueline Charlier verwies darauf, dass für den Bau die Standards der Bayerischen Bauordnung gelten. Und ja, es könne zu Mieterhöhungen kommen, die müssten aber moderat bleiben. Ob das Projekt funktioniert und fortgeführt wird, das wisse man noch nicht. "Wir müssen es genau beobachten", sagte Charlier. In Hamburg seien vergleichbare Bemühungen eingestellt worden. "Unser Projekt wird bundesweit Beachtung finden." Was genau das KSWM in Freiham vorhat, blieb am Mittwochnachmittag offen, die Geschäftsführung war nicht erreichbar.