Freiham:Landschaftspark wird stark gestutzt

Landschaftspark Freiham

Die womöglich letzte grüne Lunge dieser Größe auf Münchner Stadtgebiet: der Landschaftspark Freiham im Siegerentwurf.

(Foto: Lützow 7C. Müller J. Wehberg Garten- und Landschaftsarchitekten)

Für den sechsspurigen Ausbau der A 99 werden bis zu 40 Meter breite Streifen des geplanten Parks geopfert werden müssen. Als Ersatz könnte ein Badesee angelegt werden.

Von Ellen Draxel

Der für das Jahr 2028 anvisierte sechsstreifige Ausbau des Autobahnrings A 99 geht zu Lasten des Freihamer Landschaftsparks. Bis zu 40 Meter verschmälert sich die Grünfläche "punktuell oder streckenweise" infolge einer Verschiebung der Anschlusspunkte der Autobahn an den Autobahnzubringer - das geht aus einem Beschlusspapier des städtischen Planungsreferats hervor, das Aubings Stadtviertelvertretern jetzt in der Entwurfsfassung vorgelegt worden ist. Den Unterlagen zufolge stehen die Stadtplaner und die ehemalige Autobahndirektion Südbayern, die als Behörde des Freistaats Anfang des Jahres als neue Niederlassung in der Autobahn GmbH des Bundes aufging, seit drei Jahren in engem Austausch, um die bestmögliche Lösung zu finden, wie es heißt. Die nun vorgestellte Variante sei "eindeutig diejenige mit den geringsten Auswirkungen auf die Gestaltung und Größe des Landschaftsparks", erläutert die Verwaltung.

Diese Vorzugs-"Variante A2" impliziert unter anderem eine Anpassung der Knotenpunkte an der Bodenseestraße und eine sogenannte Ertüchtigung der Linksabbiegespuren am Autobahnkreuz Germering-Nord. Die aktuelle Anschluss-Situation mit ihrer zu geringen Leistungsfähigkeit und Rückstaus auf die Autobahn ist aus Sicht des Planungsreferats auf Dauer "nicht haltbar".

Freiham

Im Neubaugebiet Freiham entstehen zahlreiche neue Wohnkomplexe.

(Foto: Friedrich Bungert)

Dass die A 99 überlastet ist, ist den Aubingern seit Langem bewusst. Haben sie schließlich permanent mit dem Schleichverkehr zu kämpfen, der sich als Folge der nahezu täglichen Blockabfertigungen in den Morgen- und Abendstunden im Aubinger und im Allacher Tunnel in die Viertel des Stadtbezirks Aubing-Lochhausen-Langwied ergießt. Um die Engpässe bis zum Ausbau abzumildern, sollen daher vorab schon die Seitenstreifen der Autobahn freigegeben werden.

Eine Umplanung des vom Büro Lützow 7 C. Müller J. Wehberg entworfenen Landschaftsparks, der zweiteiligen Landschaftsbrücke über die den Park querende Erschließungsstraße und des Autobahnzubringers ist aber frühestens von 2024 an möglich. Denn erst einmal muss die Vorentwurfsplanung der Autobahn GmbH des Bundes vorliegen, und mit dieser ist nicht vor Ende 2023 zu rechnen. Bis der Freihamer Landschaftspark, der in etwa so groß werden soll wie der Westpark, dann komplett fertiggebaut ist, wird es laut Planungsbehörde daher noch mindestens acht Jahre dauern.

Der Kompromiss liegt für die Verwaltung deshalb in der Unterteilung der Parkfläche. Der südliche Bereich, der von den Abhängigkeiten nicht betroffen ist, soll bereits bis Ende 2027 realisiert werden - parallel zur Fertigstellung des ersten Teils der Wohnbebauung von Freiham-Nord. Derzeit wird zudem geprüft, ob ein Badesee westlich der A 99 zwischen München und Germering angelegt werden kann. Mit einem solch 18 Hektar großen, zusätzlichen Erholungsgebiet könnten die durch den Autobahnausbau entstandenen Flächenverluste beim Park "mehr als kompensiert werden", betont Stadtbaurätin Elisabeth Merk.

Für den Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied dagegen ist ein Badesee mit Liegeflächen kein adäquater Ersatz für wegfallende Park-Flächen. Vor allem dürften andere wertvolle Flora- und Fauna-Bereiche im Stadtbezirk wie die Moosschwaige, die Aubinger Lohe und die beiden Böhmerweiher "nicht Leidtragende" mangelnder neu geschaffener Naherholungsflächen werden, so die Bürgervertreter. "Das Problem ist, dass niemand weiß, wie viel wirklich wegkommt", sagt Gremiums-Chef Sebastian Kriesel (CSU). Die Forderung der Lokalpolitiker ist daher eindeutig: Der Landschaftspark "darf nicht kleiner geplant und ausgeführt werden als ursprünglich vorgesehen." Aus diesem Grund müssten die auf der Ostseite der Autobahn entfallenden Areale auf der Westseite "kompensiert" werden. Idealerweise in Form einer vernetzten Weiterführung des Parks über die 200 Meter nördlich der Bodenseestraße gelegene Fuß- und Radwegbrücke Birnbaumsteig.

Die Stadtteilvertreter werfen darüber hinaus die grundsätzliche Frage auf, "ob ein Bundesverkehrswegeplan aus dem Jahr 2016 mit den Veränderungen in Gesellschaft, Mobilität, Arbeitswelt und Klimaschutzzielen im Jahr 2021 überhaupt noch Gültigkeit haben" könne. Oder anders, direkter formuliert: "Ist ein sechsstreifiger Ausbau der A 99 für die Zukunft noch notwendig, wenn im Jahr 2028 erst Baubeginn ist?"

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