Isarvorstadt:Die Parkplätze kommen nicht wieder

Fraunhoferstraße in München, 2020

In der Fraunhoferstraße in der Münchner Isarvorstadt sind die Parkplätze am Straßenrand durch jeweils einen Radweg ersetzt worden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit die Stadt Radspuren in der Fraunhoferstraße markiert hat, gibt es Ärger um Lieferverkehr und Autos. Die Zahl der Unfälle ist jedoch gesunken.

Von Andreas Schubert

So viel Lob habe er selten bekommen, sagt Benjamin Glas. Er ist Planer im Mobilitätsreferat und hat am Mittwochabend bei einer Online-Diskussionsrunde die Ergebnisse des Verkehrsversuchs an der Fraunhoferstraße vorgestellt. Hier hat die Stadt vor zweieinhalb Jahren alle 120 Parkplätze gestrichen und an beiden Seiten eine rote, 2,30 Meter breite Radspur markiert. Kein Wunder, dass es da neben Lob auch Kritik hagelte.

Denn seither gibt es Ärger. Auf der einen Seite sind die Anwohner und Geschäftsleute, die nicht einmal schnell zum Ausladen legal vor ihrem Haus stehenbleiben dürfen. Auf der anderen Seite sind die Radfahrer, die immer wieder auf die Autofahrbahn ausweichen müssen, weil die Radspuren von Lieferverkehr illegal zugestellt sind. Für Letzteren gäbe es die Lieferzonen in den Seitenstraßen, die die Stadt als Ersatz geschaffen hat. Doch die sind häufig von Autos zugeparkt. Und das ist das größte Problem, das bislang noch nicht gelöst ist.

Manchem Autofahrer dürfte es gar nicht bewusst sein, dass er illegal parkt, einige lösen brav ein Parkticket, ohne auf die Beschilderung zu achten. Anderen war es lange schlicht egal, denn das Parken im eingeschränkten Halteverbot kostete bislang lediglich 15 Euro, ein Betrag, den sich so mancher ohne lange zu überlegen leistete, wenn er denn überhaupt aufgeschrieben wurde. Nun hofft die Stadt allerdings, dass die neuen erhöhten Bußgelder von bis zu 50 Euro einen positiven Effekt zeigen, denn Abschleppen ist in der Regel nicht möglich. Für die Verkehrsüberwachung der Stadt bleibt die Fraunhoferstraße ein Schwerpunkt. Weil dort neuerdings Tempo 30 gilt, überlegt die Stadt auch, dort stationäre Blitzer zu installieren.

Die Zahl der Radunfälle hat abgenommen

Im Frühjahr will das Referat dem Stadtrat eine Beschlussvorlage vorlegen, wie die Fraunhoferstraße endgültig gestaltet werden könnte. Fest steht schon jetzt, dass die Parkplätze nicht wiederkommen. Aber in den Seitenstraßen soll es zusätzliche und deutlicher markierte Lieferzonen geben. Dass Bäume gepflanzt werden, schließt Verkehrsplaner Glas wegen der Versorgungsleitungen im Untergrund aus. Die Gehwege ließen sich zwar geringfügig verbreitern, dies sei aber sehr teuer. Den 3500 Fußgängern, die tagsüber die Fraunhoferstraße passieren, will die Stadt keinen Platz wegnehmen, weswegen Lieferzonen direkt an der Straße problematisch wären.

Die Mehrheit der rund 150 Teilnehmer hat am Mittwoch die Maßnahmen befürwortet. Denn sie haben auch einen positiven Effekt: Kam es von April 2018 bis Juni 2019 noch zu elf Radunfällen, waren es von August 2019 bis November 2020 nur noch vier. Kein einziger dieser vier Unfälle wurde durch eine aufgestoßene Autotür verursacht oder dadurch, dass ein Radler ins Tramgleis kam.

Auch die tägliche Zahl der Kraftfahrzeuge ging in der Straße zurück, und zwar von 16000 am Tag auf 11000. Ebenso rückläufig war - trotz Radspur - die Zahl der Radfahrer, von denen früher binnen acht Stunden etwa 3500 unterwegs waren, seit der Neugestaltung aber nur noch 2800. Dies führt das Mobilitätsreferat aber auf die Baustelle zum Altstadt-Radlring an der Blumenstraße zurück, derentwegen viele Verkehrsteilnehmer offenbar lieber eine andere Route wählten.

Den Durchgangsverkehr ganz auszusperren würde sich laut Mobilitätsreferent Georg Dunkel übrigens nicht lohnen. Die Tram bliebe da, für Lieferzonen entstünde kein zusätzlicher Platz. Verkehrsplaner Glas resümiert: Die Fraunhoferstraße sei einer der schwierigeren Fälle, die er in seiner Laufbahn bearbeitet habe.

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