Stadtentwicklung:Im Münchner Norden könnten weitere Hochhäuser entstehen

Stadtentwicklung: Am Frankfurter Ring will die Stadt ein großes Areal umstrukturieren - damit die wachsende Wirtschaft mehr Platz bekommt.

Am Frankfurter Ring will die Stadt ein großes Areal umstrukturieren - damit die wachsende Wirtschaft mehr Platz bekommt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Am Frankfurter Ring soll ein fast 170 Hektar großes Areal umstrukturiert werden. Dass dort überwiegend nur Platz für die heimische Wirtschaft sein soll, stößt allerdings auf Kritik.

Von Lea Kramer und Sebastian Krass

Technologiefirmen, Start-ups, Messen: Alle wollen nach München kommen - oder hier bleiben. Wo es allerdings noch Platz für die wachsende Wirtschaft gibt, fragt sich auch die Stadt seit Jahren. Sie rechnet damit, dass bis 2030 knapp 120 Hektar Gewerbefläche für neue Betriebe oder die Verlagerung bestehender Münchner Firmen nachgefragt werden.

Im Münchner Norden hat sie jetzt ein großes Areal mit Wachstums- oder besser: Wandlungspotenzial identifiziert. Nach dem Willen der Stadt sollen die Gewerbegebiete am Frankfurter Ring in den kommenden Jahren in sogenannte "produktive Stadtquartiere" umgebaut werden. Ein wichtiger Baustein in dem Konzept ist das Bauen in die Höhe.

Das grobe Gerüst für die Umstrukturierung des 167 Hektar umfassenden Bereichs ist jetzt im Planungsausschuss des Stadtrats diskutiert worden. Es liegt zwischen Frankfurter Ring und Moosacher Straße im Süden und dem DB-Nordring im Norden, zwischen dem alten Knorr-Bremse-Areal im Westen und der "Tatzelwurm" genannten Autobahnbrücke in Freimann. Das Gebiet soll künftig "Gewerbeband Frankfurter Ring" heißen. Das Konzept sieht vor, dass dort ein urbanes Umfeld aus klassischem Gewerbe, Handel, Gastronomie und Freizeitangeboten entsteht.

Neue Arbeitswelten erfordern neue Stadtwelten

Da sich die Arbeitswelt verändert, muss sich auch eine Stadt, in der viele Menschen arbeiten wollen, wandeln. Bürotürme erfordern eine andere Infrastruktur als Fabrikhallen. "Der bestehende, hohe Entwicklungsdruck, der auf diesen bislang peripher liegenden, oft untergenutzten Flächen liegt, soll auf Basis einer ganzheitlichen Entwicklungsperspektive in eine städtebaulich nachhaltige und abgestimmte Richtung gelenkt werden", heißt es in der Beschlussvorlage aus dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung, der dem Planungsausschuss nun zur Abstimmung vorgelegt worden ist.

Konkret bedeutet das auch, dass die Stadt im Gewerbeband im Münchner Norden Potenzial für weitere Hochhäuser sieht. Insgesamt sind fünf Standorte identifiziert worden. Die höchste Höhe mit 100 Metern wäre demnach ganz im Osten des Gewerbebands möglich. In Richtung Westen fällt das geplante Höhenprofil auf 40 Meter ab - auch wegen der Nähe zum Olympiapark.

In einer von der Stadt in Auftrag gegeben Studie ist das Gewerbeband Frankfurter Ring in vier Zonen eingeteilt worden. Im Westen - dem "Frankfurter Tor" - ist demzufolge hauptsächlich Produktion und Logistik vorgesehen. In der "Neuen Mitte Milbertshofen" wird der historische Ortskern sowie die Wohnbebauung erhalten und durch einen neuen Quartierspark aufgewertet. Insbesondere auf den früheren Gewerbeflächen zwischen Knorrstraße und Schleißheimer Straße soll dem Konzept nach eine Mischung aus Arbeiten, Nahversorgung, Kultur und Wohnen etabliert werden.

Im "Business Cluster" befindet sich das IT-Zentrum von BWM sowie das neue Bürogebäude "Neue Siederei". Auf den kleineren Parzellen in dieser Zone könnten sich den Ausführungen nach kleinere Manufakturen ansiedeln oder Räume für eine hybride Nutzung entstehen. Hochpunkte mit einer Höhe von maximal 80 Metern wären in diesem Bereich ebenso denkbar. "Verdrängung spielt nicht nur bei Wohnen eine Rolle, auch beim Gewerbe", gab Simone Burger von der Stadtratsfraktion SPD/Volt zu Bedenken. In München würden auch in diesem Bereich hohe Quadratmeterpreise aufgerufen, da könnten kleinere Gewerbe häufig nicht mithalten. "Eine produktive Stadt heißt, dass Arbeitsplätze für alle da sind", sagte sie.

Nahe der Studentenstadt sind Hochhäuser von 100 Metern Höhe denkbar

Der östlichste Teil des Gewerbebands soll unter dem Titel "Industrie-Motor" später dem Werksviertel am Ostbahnhof ähneln. Heute steht hier noch das Kraftwerk Freimann der Stadtwerke, das auch erhalten bleiben soll. Die Zone grenzt an die Autobahnauffahrt der A9 nach Berlin, den Domagkpark sowie den Euro-Industriepark und liegt damit in einem Gebiet, in dem einige Bauprojekte anstehen. Die Industrie-Motor-Zone eignet sich der Studie nach besonders gut, um am Eingang der Stadt ein architektonisches Zeichen zu setzen.

Am S-Bahn-Haltepunkt Europark sowie in der Nähe der Studentenstadt wären sogar sogenannte "Stadtzeichen" mit der Münchner Obergrenze von 100 Metern denkbar. Im Planungsausschuss gibt es dazu allerdings geteilte Meinungen. "Das Stadtzeichen ist direkt in der Sichtlinie vom Odeonsplatz über die Leopoldstraße", sagte Brigitte Wolf (Linke). Sie sehe hier aber keine Notwendigkeit für weitere Hochpunkte. "Das wurde schon mal vergeigt an der Stelle." Dieser Ansicht widersprach Alexander Reissl (CSU): "Man darf auch von der inneren Stadt beim Blick nach draußen sehen, dass es eine weitere Außenstadt gibt."

Dass der Druck auf den Wohnungsmarkt in der Vorlage zum Gewerbeband allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt, missfiel dem Großteil der Mitglieder des Planungsausschusses, weshalb eine Entscheidung in die Vollversammlung des Stadtrats vertagt wurde. "Wir sollten untersuchen, ob nicht mehr Wohnen geht. Vielleicht auch mit Sonderformen wie Azubi-Wohnen oder Flexi-Wohnen, wenn reguläres Wohnen wegen des Lärms schwierig ist", sagte Paul Bickelbacher (Grüne).

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