Reisen in die Vergangenheit
Es dauerte einige Jahrhunderte, bis München, seit dem frühen Mittelalter Residenzstadt, auch Großstadt wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung, Kunst und Architektur, von den Wittelsbachern in besonderer Weise geprägt, aber auch der Tourismus sorgten für den rasanten Aufstieg der Stadt. Das Buch " München im 19. Jahrhundert" (Verlag Schirmer/Mosel) von Elisabeth Angermair, zeigt historische Fotografien der Stadt, herausgegeben vom Stadtarchiv München, aufgenommen zwischen den Jahren 1850 und 1914. Neben wichtigen historischen Ereignissen wie dem Dankgottesdienst für die Befreiung von der Cholera 1854 oder den Paraden nach dem gewonnenen Krieg 70/71 zeigt der Bildband aber auch das alltägliche Leben und Arbeiten der Münchner in den verschiedenen Stadtvierteln.
Einen noch längeren Zeitraum deckt der im Jahr 2020 erschienene Bildband " München. Schau her!" (Verlag Schirmer/Mosel) ab. Die beeindruckenden historischen Aufnahmen stammen aus dem Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek und zeigen München zwischen 1839 und 1979. Verschiedene Phasen der bayerischen Landeshauptstadt werden in dem Bildband abgedeckt: München als königliche Residenzstadt, als Stadt während der NS-Zeit, geprägt von der Propaganda der Nationalsozialisten, als zerstörte Stadt in der Nachkriegszeit und als wiederaufgebaute, offene Weltstadt. Viele der Aufnahmen stammen von Joseph Albert, dem Hoffotografen der Wittelsbacher, von Heinrich Hoffmann, dem Propagandafotografen in der Nazi-Diktatur, und von Felicitas Timpe, welche das kulturelle und öffentliche Leben in München ab den 1950er-Jahren dokumentierte.
Unentdeckte Geschichten
Jeden Tag laufen unzählige Menschen am Karlstor am Stachus vorbei. Im Jahr 1857 kam es zu einer Explosion von Schwarzpulverbeständen im Nebenhaus, was zu einer starken Beschädigung des Hauptturms führte. Dieser musste infolgedessen wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Nach mehreren Umbauten und der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, wurde das Tor in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Oder eine andere Geschichte: In den Siebziger- und Achtzigerjahren Jahren wurden zahlreiche Welthits im Arabella-Hochhaus produziert, unter anderem von Freddie Mercury, Led Zeppelin oder Deep Purple. Der Produzent Giorgio Moroder hatte in dem Gebäude sein Studio. Kurze, spannende Geschichten wie diese warten in München an so ziemlich jeder Straßenecke, nur weiß man sie oft nicht. In seinem Buch " 111 Orte in München, die Geschichte erzählen" (Emons Verlag) zeigt Rüdiger Liedtke, welche Anekdoten an verschiedenen Orten Münchens schlummern. Kombiniert mit aktuellen und historischen Aufnahmen, werden Geschichten aus unterschiedlichen Jahrzehnten erzählt.
Kunst an jeder Ecke
Bei einem Spaziergang durch München fallen einem immer wieder kunstvolle Malereien an Fassaden, Brücken oder anderen Bauwerken auf. Neben anderen europäischen Metropolen war München eine der ersten Städte, in denen Streetart vorzufinden war. In den Achtzigerjahren schwappte die Graffiti-Welle nach Europa. 1985 bekam München an der Dachauer Straße auf einem aufgelassenen Kasernengelände sein erstes legales Areal zum Sprühen, das sich schnell zu einem bedeutenden Ort für Graffiti-Künstler aus ganz Europa entwickelte. Diese Facette Münchens offenbart sich im Buch " Street Art München" (Hirschkäfer Verlag) von Martin Arz. Es bietet einen geschichtlichen Überblick zu der Szene in München, Interviews mit Persönlichkeiten aus dem Szene-Umfeld und mehrere Spazier- sowie Fahrradtouren durch die Stadt, auf denen man Graffiti entdecken kann. Der "Reiseführer für Münchner" ist mit zahlreichen Aufnahmen der Kunstwerke bestückt und offenbart auch dem ein oder anderen Ur-Münchner eine neue Perspektive auf die Stadt. Der Autor bietet auch Streetart-Touren durch die bayerische Landeshauptstadt an.
Blick von oben
Aus einem Flugzeug offenbaren sich ganz neue Perspektiven. Der Luftfotograf Gerhard Launer hat in seinem Bildband " München von oben" (Klartext Verlag) verschiedene beeindruckende Aufnahmen zusammengestellt. Das Oktoberfest, der Gärtnerplatz oder die Allianz Arena bekommen aus der Vogelperspektive noch einmal eine ganz neue Wirkung. Gerhard Launer hat einen Pilotenschein und verbindet bei seiner Arbeit zwei seiner Leidenschaften: die Fotografie und das Fliegen. Unter anderem mit einem Augenmerk auf besondere Architektur, nimmt er die Stadt in neuen, unbekannten Blickwinkeln auf.
Menschenleere Stadt
Ebenfalls in einem ungewöhnlichen Zustand, konnte man München während der verschiedenen Lockdowns in den letzten beiden Jahren erleben. Straßen und Plätze, an denen sich normalerweise zahlreiche Menschen tummeln, wirkten wie ausgestorben. Der Fotograf Jens Riecke hat München lange vor der Pandemie in einem menschenleeren Zustand festgehalten. Der Bildband " Silent Space München" (Verlag Anton Pustet), der im Jahr 2016 erschien, zeigt unter anderem den Marienplatz, die Theresienwiese, den Viktualienmarkt oder auch die Allianz Arena komplett menschenleer. Um die Plätze damals so ausgestorben abzulichten, musste der Fotograf in den frühen Morgenstunden vor Ort sein, während der Pandemie hätte er wohl auch mal später aufstehen können. Die teilweise mystisch anmutenden Aufnahmen sind kombiniert mit Texten, Gedichten und Essays verschiedener Autoren, wie beispielsweise Fridolin Schley, Karin Fellner oder Andrea Heuser.