Stadtrat:Auf Wachstumskurs

Forstverwaltung will eine halbe Million neue Bäume pflanzen

Von Thomas Anlauf

Kristina Frank ist bekennender Fan von Felix Finkbeiner. Die Münchner Kommunalreferentin versprach dem jungen Naturschützer im vergangenen Frühjahr beim gemeinsamen Pflanzen von Bäumen in einem Münchner Wäldchen, dessen Aktion "Plant for the Planet" tatkräftig zu unterstützen. Finkbeiner, der mit Millionen anderen Kindern weltweit Bäume gegen die Klimakrise pflanzt, nahm Franks Angebot dankend an. Jetzt will die CSU-Politikerin und oberste Forstchefin ihre Zusage umsetzen. Wenn der Stadtrat am Donnerstag zustimmt, soll die Forstverwaltung in den kommenden fünf Jahren in ihren Wäldern eine halbe Million Bäumchen pflanzen . Zudem will die Stadt eine vor zwei Jahren erworbene Wald- und Brachfläche bei Streiflach im Landkreis Fürstenfeldbruck gemeinsam mit "Plant for the Planet" aufforstet.

Und Kommunalreferentin Frank nimmt neben dem CSU-Antrag zur Unterstützung von Finkbeiners Pflanzaktion noch eine weitere Forderung der eigenen Fraktion auf: Künftig soll jedes neugeborenen Münchner Baby Baumsamen als Geschenk erhalten, damit die Eltern dem Kind ein Bäumchen pflanzen können. Den SPD-Vorschlag, dass am Tag der Deutschen Einheit Münchner stadtweit Bäume pflanzen können, lehnen Frank und ihre Forstverwaltung jedoch ab, da der Zeitpunkt am 3. Oktober für Baumpflanzungen "eher ungünstig ist".

Münchner Naturschützer begrüßen zwar die Bemühungen des Stadtrats und einiger städtischer Referate, angesichts des Klimawandels mehr Bäume zu pflanzen. Allerdings sind Baumpflanzungen nicht besonders effektiv als CO₂-Speicher und Schattenspender, wenn es sich bei den Pflanzungen um wenige Zentimeter große Setzlinge handelt. Zudem rückt das Kommunalreferat von der Forderung der CSU-Stadträte Frieder Vogelsgesang und Sebastian Schall ab, die sich wünschten, dass zur Geburt jedes Münchner Kind einen Gutschein für einen Setzling oder Jungbaum in den Münchner Stadtgütern bekommen solle. Stattdessen schlägt das Referat vor, den Eltern lediglich Tütchen mit Baumsamen zu überreichen.

Das Baureferat, das für die städtischen Grünanlagen und die Begrünung der Straßenränder zuständig ist, steht einer Baumpflanzoffensive ohnehin skeptisch gegenüber. "Eine zahlenmäßige Steigerung der Baumpflanzungen auf den bestehenden Flächen würde zu Lasten der Rasenflächen oder artenreichen Blumenwiesen gehen müssen", schreibt die städtische Gartenbauabteilung in einer Stellungnahme. Dies erscheine angesichts des Bevölkerungswachstums in München nicht sinnvoll und "kann daher nicht empfohlen werden". Das Planungsreferat hingegen begrüßt den Vorstoß, München stärker zu begrünen, warnt aber davor, dass bei einer zu großen Aufforstung Riegel entstehen könnten, die verhindern, dass kühle Luft nach München gelangt.

Das Ressort von Stadtbaurätin Elisabeth Merk will nun einen Vorschlag der Grünen vom vergangenen März aufgreifen und eine eigene Kampagne starten, um die Münchner noch mehr für die Bedeutung von Großbäumen in der Stadt zu sensibilisieren. Zum Auftakt wird es in diesem Frühjahr eine Podiumsdiskussion mit Experten geben. Außerdem sollen künftig bei regelmäßigen Stadtspaziergängen vorbildliche Beispiele von Baumerhalt und Baumsanierung gezeigt werden. Eine Plakataktion soll schließlich auf die Bedeutung von Bäumen in der Stadt hinweisen, um Bauherren möglichst davon abzuhalten, unnötig Bäume zu fällen.

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