Gelbe Zucchini, Blumenkohl, hier Mini-Karotten und dort Rhabarber. Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Auswahl im Foodhub in Obergiesing nicht von anderen Geschäften. Trotzdem etwas fehlt. Es dauert eine Weile, bis man weiß, was: Hier hängen keine Werbeplakate. Es gibt auch keine Aufsteller mit Sonderangeboten. Und ruhig ist es. Im Hintergrund dudelt keine Musik vor sich hin. Was es dafür gibt, sind Lebensmittel, die zu fairen Konditionen hergestellt werden. Kaufen kann sie nur, wer zur Genossenschaft gehört. Ein Jahr gibt es den Mitmach-Supermarkt nun. Zeit, sich anzusehen, ob das Projekt funktioniert.
Eine, die dazu viel zu erzählen hat, ist Kristin Mansmann. Man findet sie in einem verglasten Büro. Etwas erhöht kann sie von hier aus den Laden überblicken. Es erinnert an eine kleine Schaltzentrale. Das ist es ja auch. Von hier aus koordiniert die Initiatorin den Laden. Zu den Gründungsmitgliedern gehören außerdem Quentin Orain und Karl Schweisfurth.
Angefangen hat alles mit dem Volksbegehren Artenvielfalt, erinnert sich Mansmann. Da habe sich der Wunsch entwickelt, Möglichkeiten zu schaffen, um regional und fair einzukaufen. Es entstand die Idee für das "Gemeinschaftsunternehmen". "Großes Vorbild" dafür war die "Park Slope Food Coop" in New York.
Das Konzept ist simpel: Der Supermarkt gehört allen, die Mitglieder in der Genossenschaft sind. Sie bezahlen eine Einlage von 180 Euro. Außerdem muss jede und jeder einmal im Monat drei Stunden mitarbeiten. Auf den Preis, den zum Beispiel ein Bauer für seine Kartoffeln festlegt, kommen 30 Prozent, um Kosten wie das Gehalt der fünf Festangestellten zu decken. Gewinne wolle man zwar nicht machen, "aber es muss sich schon tragen", sagt die Mitinitiatorin.
Damit es das tut, muss die Gemeinschaft noch wachsen. Bei der Eröffnung seien es 700 Mitglieder gewesen, heute sind es mehr als 1600. Ziel seien 2500 Mitglieder. "Dann sind wir im grünen Bereich." Noch sei man in der Anlaufphase. Grund zur Sorge sieht Mansmann da aber nicht: "Wir sind ziemlich genau im Plan."
Der Bedarf bei den Bauern ist groß
Eine der Miteigentümerinnen ist Lina Anbergen. An ihrem Arm baumelt ein Einkaufskorb, darin eine Wassermelone und ein paar Erdbeeren. Obst und Gemüse waren das, was sie im November hierhergebracht hat. Sie wollte regional einkaufen und wissen, dass die Erzeugerinnen und Erzeuger gut bezahlt werden. "Und dann hat es sich menschlich angenehm angefühlt", erklärt die 20-Jährige.
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Zu den Herausforderungen des Projekts gehört: "Wir sind alle keine Superprofis", sagt Mansmann und lacht. Sie war zum Beispiel vor dem Foodhub als "Kommunikationsmensch" für Anwaltskanzleien tätig. Doch sie weiß auch, wie es ist, selbst Lebensmittel herzustellen. Sie ist nicht nur auf dem Bauernhof der Großeltern aufgewachsen, sondern auch Imkerin.
Trotz des Vorsatzes, regionale Betriebe zu unterstützen, müssen Produkte von größeren Bio-Unternehmen gekauft werden, räumt die 49-Jährige ein: "Es funktioniert nur als Vollsortiment, wenn die Leute nicht noch woanders hinmüssen." Nach einem Jahr lässt sich eines auf jeden Fall feststellen: Der Bedarf bei den Bauern ist groß. Während Foodhub am Anfang noch aktiv auf sie zugehen musste, melden sich mittlerweile so viele, dass man gar nicht mit allen kooperieren könne. Mansmann sagt: "Eigentlich könnten wir drei solcher Märkte aufmachen."
Wer mehr über Foodhub erfahren will, kann den Tag der offenen Tür am Samstag, 9. Juli, nutzen. Von 11 Uhr an stellen sich Mitglieder sowie Bäuerinnen und Bauern im Geschäft an der Deisenhofenerstraße 40 vor.