Regionale Lebensmittel:Münchens erster solidarischer Mitmach-Supermarkt

In Obergiesing wollen die Foodhub-Initiatoren im Sommer ihren ersten Supermarkt eröffnen.

In Obergiesing wollen die Foodhub-Initiatoren im Sommer ihren ersten Supermarkt eröffnen.

Wer im "Foodhub München" einkaufen will, muss Mitglied sein und auch mitarbeiten. In Städten wie New York oder Paris gibt es schon Beispiele für derartige Kooperativen.

Von Franz Kotteder

Ein Supermarkt, bei dem man selber mitarbeiten muss - das klingt nicht gerade nach einem Erfolgsrezept. Und doch ist es eines. Denn der Foodhub München, der im kommenden Juli auf 300 Quadratmetern in der Deisenhofener Straße 40 in Obergiesing eröffnet, verfolgt ein Konzept, das es so noch nicht gibt in der Stadt. Es handelt sich dabei um einen Öko-Supermarkt für Direktvermarkter, bei dem es eigentlich keine Kunden gibt, sondern nur Mitglieder, die sich freiwillig zur Mitarbeit im Laden verpflichten.

Entstanden ist die Idee erst vor knapp zwei Jahren, nach dem Volksbegehren Artenvielfalt. "Wir dachten uns, wenn man den Bauern schon Vorschriften macht, wie sie arbeiten sollen, dann sollte man auch was für die Vermarktung tun", erzählt Kristen Mansmann vom Foodhub-Vorstand. Und es gibt ja international schon Beispiele für derartige Kooperativen. Seit 1973 existiert etwa in New York die Park Slope Food Coop mit 17 000 Mitgliedern. In Südkorea gibt es laut Foodhub München gar eine solche Kooperative mit beeindruckenden 1,2 Millionen Mitgliedern, und in Paris hat sich 2018 die Coop La Louve gegründet, die auch schon 8000 Mitglieder hat.

So weit ist man in München freilich noch nicht. Die Mitgliederzahl beschränkt sich momentan noch auf 160 Aktivisten, aber die haben schon vor einiger Zeit Einkaufsgemeinschaften gebildet und lassen sich bereits jetzt von ausgewählten Biobauern aus der Münchner Region beliefern. Vom Sommer an haben sie dafür nun in Obergiesing einen festen Anlaufpunkt.

"Der erste solidarische Mitmach-Supermarkt Deutschlands", wie die Foodhub-Leute ihr Projekt vollmundig nennen, steht exklusiv nur Mitgliedern offen. "Jedes Mitglied, das im Supermarkt einkaufen möchte", sagt Mitinitiator Quentin Orain, "verpflichtet sich, drei Stunden im Monat für dieses Projekt zu arbeiten. Das umfasst alles, vom Einräumen der Ware bis zu Verwaltungsaufgaben."

Ein gewisser Idealismus ist also gefragt - auch, was das Finanzielle angeht. Denn um im Foodhub München einkaufen zu dürfen, muss man auch Mitglied in der "Foodhub München Market Genossenschaft" werden, die erst in diesem Januar gegründet wurde. Die Einlage beträgt mindestens 180 Euro, das entspricht fünf Anteilen an der Genossenschaft. Da ist auch noch Luft nach oben, denn eigentlich braucht die Genossenschaft, um zu funktionieren, an die 800 Mitglieder (Informationen über das Projekt und die Genossenschaft findet man unter www.foodhub-muenchen.de). Zusätzlich wird noch ein jährlicher Vereinsbeitrag von zehn Euro fällig. Die Vereinsmitgliedschaft ist aus rechtlichen Gründen nötig, damit die Mitglieder während ihrer freiwilligen Mitarbeit auch versichert sind.

Trotz dieser Ausgaben können die Foodhub-Mitglieder beim Einkaufen immer noch sparen. Zwar wird jedes einzelne Produkt, von der Babywindel bis zur Zitrone, mit einem pauschalen Aufschlag von 30 Prozent angeboten. "So ist für jeden ersichtlich", sagt Kristin Mansmann, "was der Bauer oder Hersteller für sein Produkt bekommt." Weil die Aufschläge in herkömmlichen Supermärkten aber oft deutlich höher sind als 30 Prozent, können die Foodhub-Mitglieder immer noch gut sparen. Bis zu 20 Prozent sind das bei einzelnen Produkten.

Freilich: Der Foodhub-Supermarkt ist in erster Linie ein Projekt der Ernährungswende, das ökologische Produktion und regionale Erzeuger unterstützt. Absicht der Genossenschaft ist es, alle möglichen Waren des täglichen Bedarfs regional und direkt von Bauern, Handwerkern oder Herstellern zu bekommen. Was nicht auf diesem Wege erhältlich ist, liefert ein Biogroßhändler dann zu. Im Laden aber soll man alles bekommen, was man so zum Leben braucht.

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