Endspurt für das aktuell größte Bauprojekt am Flughafen München: Bis Ende nächsten Jahres soll der neue, 360 Meter lange und 45 Meter breite Flugsteig, der am Terminal 1 mächtig ins westliche Vorfeld ragt, fertig sein. Danach gibt es noch einen mehrmonatigen Testbetrieb. Die Flughafen München GmbH (FMG) investiert insgesamt 665 Millionen Euro in das Projekt.
Nachdem im vergangenen Jahr die Außenfassaden geschlossen wurden, erkennt man bereits das Erscheinungsbild des Neubaus, der 95 000 Quadratmeter Zuwachs bringt. Dunkle und helle Elemente wechseln sich ab und bilden so einen deutlichen Kontrast zur durchgehenden weißen Farbe des Terminal-1-Komplexes. Je nach Größe der Maschinen können an diesem Abfertigungsgebäude bis zu zwölf Flugzeuge positioniert werden.
Jost Lammers, der Vorsitzende der Geschäftsführung der FMG, spricht von einem Qualitätssprung am Terminal 1, der den hier operierenden Airlines eine langfristige Entwicklungsperspektive schaffe und damit die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Münchner Drehkreuzes sichere.
Bei einem Rundgang über die Baustelle schwärmte Lammers von der „wunderschönen neuen Infrastruktur“ am Flughafen. Die Passagiere, die von dem Gebäude aus hauptsächlich in den amerikanischen und asiatischen Raum sowie nach Nahost unterwegs sein werden, sollen ein möglichst entspanntes Reisen genießen. Lange Warteschlangen an den Kontrollstellen soll es nicht geben, die entsprechenden Flächen für die Durchleuchtungsgeräte und Förderbänder seien großzügig ausgelegt.
Und natürlich soll auch die Innenarchitektur einen Beitrag dazu leisten, dass der Flughafen-Aufenthalt nicht zur Last wird. Ein mächtiges Glasdach über dem zentralen Marktplatz mit Gastronomie und Geschäften und riesige Fensterfronten bringen viel Licht in das Bauwerk. Inseln zum Verweilen solle es für die Passagiere geben, sagt Jan-Henrik Andersson, FMG-Geschäftsführer für Commercial und Security, zudem Rückzugsmöglichkeiten mit hohem Komfort, Kinderspielplätze Ausstellungsbereiche sowie eine Zone für vierbeinige Familienmitglieder.


Dabei wolle man das neue Abfertigungsgebäude durchaus etwas verspielter gestalten als das Terminal 1: also nicht so viel von der Farbe Weiß, dafür mehr rötlich-grüne Farbkombinationen bei der Möblierung und mehr Rundungen an den Wänden. Besondere Gestaltungsakzente setzen palmenartige skulpturale Elemente, die in den Aufenthaltsbereichen vom Boden bis zur Decke reichen. Noch ist der Innenausbau in vollem Gang, aber man kann sich gut vorstellen, dass das Zusammenspiel der Materialien Holz, Stein und der Wandverkleidung mit filigranen Lochplatten eine gute Atmosphäre schafft.
Der Weg zum neuen Abfertigungsgebäude, das von dem Düsseldorfer Büro sop Architekten entworfen wurde, war nicht leicht. Der FMG-Aufsichtsrat erteilte im Sommer 2017 die Freigabe für den zusätzlichen Flugsteig. Dann kam Corona und der Flugbetrieb fast ganz zum Erliegen. Anfangs kalkulierte man noch mit Baukosten in Höhe von 400 Millionen Euro. Doch diese schossen schnell in die Höhe. Die Arbeiten ruhten einige Zeit, nun herrscht bei der FMG aber großer Optimismus, dass es bei den Ferienfliegern und den Geschäftsreisenden buchstäblich aufwärts geht – und dass sich der enorme finanzielle und auch bauliche Aufwand lohnen wird.
Immerhin musste auch das Vorfeld des Neubaus, auf dem die Flugzeuge künftig stehen, umgegraben und ertüchtigt werden – eine Fläche in der Größe von 17 Fußballfeldern. Trotz der gestiegenen Baupreise sei man sich sicher, dass das Budget von 665 Millionen Euro eingehalten werden könne, sagt Nathalie Leroy, zuständig in der Geschäftsführung für Finanzen und Infrastruktur. Die Ausstattung des Gebäudes beruhe auf energieeffizienter Anlagen- und Systemtechnik. Das verbesserte Raumangebot in Verbindung mit der technologischen Erneuerung bringe für die Passagiere ein deutliches Plus bei Effizienz, Service und Komfort. Es solle jetzt nicht mehr lange dauern, bis ein beachtlicher Teil des inzwischen 30 Jahre alten Terminals 1 auf dem modernsten Stand sei.