Flughafen München:Söder will Sinkflug des Franz-Josef-Strauß-Airports stoppen

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Solche Bilder soll es am Flughafen München bald nicht mehr geben: Schlangen in der Abflughalle. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Mehr Personal, mehr Sicherheitstechnik, ein zusätzlicher Vorstand: Der Freistaat hat viele Forderungen, damit der Münchner Flughafen wieder „Bayern-like“ wird.

Von Andreas Schubert

Stundenlange Wartezeiten, verpasste Flugzeuge, tausende verärgerte Passagiere: Das Chaos vom 3. Oktober am Münchner Flughafen soll sich nicht wiederholen. An diesem Tag war der Andrang morgens an der Sicherheitskontrolle im Terminal 2 so groß, dass die Menschen in einer zwei Kilometer langen Schlange bis ins Freie anstanden. Manche warteten mehr als drei Stunden, 750 Passagiere verpassten ihre Flüge, etwa 60 Maschinen starteten mit Verspätung.

Der Vorfall war extrem, aber kein Einzelfall. Dazu kommen immer wieder Beschwerden von Fluggästen, unter anderem über sehr lange Wartezeiten am Gepäckband.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Situation am Airport, der den Namen seines politischen Vorbilds Franz Josef Strauß trägt, nun zur Chefsache erklärt und dringende Verbesserungen gefordert. Am Mittwoch hat die CSU-Fraktion den Flughafenchef Jost Lammers zum Rapport eingeladen. Danach verkündete der CSU-Fraktionschef im Landtag, Klaus Holetschek, zusammen mit Söder und Lammers, was sich am Airport ändern soll. Unter anderem soll ein neues Vorstandsmitglied künftig das operative Geschäft leiten. Zudem sollen mindestens 500 weitere Mitarbeiter eingestellt und die Sicherheitskontrollen ausgebaut werden.

Das Warte-Chaos an der Sicherheitskontrolle sei nicht der Anspruch, den man an den Flughafen habe, so Holetschek. Es werde deshalb Veränderungen geben. Nächste Woche in den Herbstferien wolle man nicht noch einmal so eine Situation wie im Oktober. Der Flughafen müsse sich wieder auf seine Kernkompetenzen besinnen. Kritik übte Holetschek an Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der die schlechte Pünktlichkeit des Münchner Airports kritisiert haben soll. „Die Lufthansa hat selber auch eine Verantwortung in diesem Flughafen“, so Holetschek. In der Tat betreibt die Lufthansa das Terminal 2 zusammen mit der Flughafengesellschaft FMG.

Söder sagte, der Flughafen sei das „Aushängeschild Bayerns“. Die jüngsten Schwierigkeiten seien ärgerliche Vorfälle. „Am deutlichsten war die lange Warteschlange bis auf die Straße raus, das ist nicht Bayern-like, das ist nicht Flughafen-like.“

Da war es noch ein gedeihliches Miteinander: Flughafen-Chef Jost Lammers (ganz links) zeigt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU/Mitte) im Mai 2023 innovative Sicherheitstechnik bei der Gepäckdurchleuchtung. (Foto: Marco Einfeldt)

Lob fand Söder für Lammers, weil er die Verantwortung übernommen habe, es seien aber viele Partner beteiligt. Zusammen mit Aufsichtsratschef Albert Füracker (CSU) habe er alle Beteiligten, auch die Lufthansa, an einen Tisch geholt und eine Analyse der Probleme betrieben. Wichtig sei, dass jeder seinen Teil beitrage, „das gilt auch für den Flughafen“. Dessen Kerngeschäft müsse besser werden. Das bedeute: Verspätungen reduzieren, Gepäck schneller abfertigen und bekommen. „Es kann nicht sein, dass man eine Stunde auf ein Gepäck wartet“, so Söder. Außerdem müsse man Sicherheits- und Passkontrollen so auslegen, dass Fluggäste rechtzeitig zum Flieger kommen.

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Als künftige Maßnahmen führte Söder den neuen Vorstand als „Operations Manager“ an, mindestens 500 neue Mitarbeiter, etwa in der Abfertigung, eine schnellere Bodenabfertigung, und eine deutliche Ausweitung der Sicherheitsschleusen. Derzeit kämen 3000 Passagiere pro Stunde durch die Schleusen, „das muss auf 4000 hochgehen“, sagte Söder. Dazu brauche es neue Sicherheitsspuren, nicht nur erneuerte. „Schneller und mehr, ganz einfach, das ist keine Hexenkunst“, glaubt Söder.

Lammers versprach, das frühere Qualitätsniveau wieder zu erreichen. Nach dem Oktober-Chaos hatte der Airport Sofortmaßnahmen ergriffen und etwa Passagiere mit Bussen ins Terminal 1 gebracht und dort durch die Kontrolle geschleust, einige Maschinen wurden vom Terminal 2 ins Terminal 1 verlagert.

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