Reisen nach Mallorca:"Da fühle ich mich im Discounter in München unsicherer"

Lesezeit: 2 Min.

Zu Beginn der Osterferien vor einem Jahr waren im fast menschenleeren Terminal vom Flughafen München nur vier Inlandsflüge zum Check-In gelistet. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach dem Ende der Reisewarnung heben in den Osterferien mehr als 100 Flieger von München Richtung Mallorca ab. Während bei den Urlaubern die Vorfreude überwiegt, sehen Experten die Reisen problematisch.

Von Jan Freybott und Janek Kronsteiner

Nach dem Ende der Reisewarnung für die Balearen werden am Münchner Flughafen in den Osterferien viermal so viele Flieger Richtung Mallorca abheben wie bisher im gesamten laufenden Jahr: 105 Flüge sind dann geplant, bisher waren es lediglich 26. "Die Reisebüros verzeichnen eine verstärkte Nachfrage und auch steigende Buchungen für die nächsten Tage", sagt Torsten Schäfer, Pressesprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Zwar gebe es noch keine genauen Daten dazu, wie viele Menschen eine Pauschalreise für den März und die Osterferien seit dem Ende der Reisewarnung gebucht haben. Allein das begrenzte Angebot deckele aus seiner Sicht jedoch den Reisefluss. Denn von den etwa 1600 Hotels auf Mallorca seien derzeit nur etwa zehn Prozent geöffnet, so Schäfer, und diese dürften nur zu etwa 50 Prozent belegt werden. Der Marktführer Tui schätzt die Zahl der geöffneten Hotels sogar auf unter zehn Prozent ein.

Bei den Fluggästen, die am Montag Richtung Palma de Mallorca aufbrachen, überwog die Vorfreude auf die Reise. Nur die drohenden Neuregelungen für Reiserückkehrer, die am Montag beim Bund-Länder-Treffen auf der Tagesordnung standen, bereiteten einigen Sorgen. "Es ist eine Frechheit, dass die Politik jetzt anfängt, ihre eigenen Regeln infrage zu stellen", finden Alexander und Alexandra aus München, die ihre Nachnamen nicht öffentlich machen wollen. Er finde es schade, dass die Hotels in Deutschland geschlossen bleiben müssen, so Alexander: "Deswegen haben wir die Chance genutzt und haben den Urlaub in Mallorca gebucht." Angst vor einer Infektion auf Mallorca habe er nicht, der Inzidenzwert lag am Montag offiziell knapp unter 20. "Da fühle ich mich im Discounter in München unsicherer," sagt Alexandra.

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Auch Christian Biechele aus Nürnberg, der einen Fahrradurlaub an der Ostküste plant, macht sich wenig Sorgen um eine Infektion: "Im Flieger sitzen nur Getestete." Obwohl er nur vier Tage auf der Insel bleibt, macht er sich Sorgen, dass nach dem Urlaub eine Quarantänepflicht droht. Ein Paar vom Chiemsee wäre dagegen mit einer Testpflicht bei der Rückkehr einverstanden. "Wir haben, um den Urlaub anzutreten, schon 138 Euro für Tests ausgegeben. Ein Test bei der Rückkehr wäre da egal." Ihren Urlaub zu einem anderen Zeitpunkt zu buchen, kam für sie nicht infrage: "Wir haben nur jetzt Betriebsferien."

Mit Blick auf das Infektionsgeschehen seien Urlaubsreisen problematisch, sagt Jürgen Schmude, Professor für Tourismuswirtschaft und Nachhaltigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität: "Urlaub ist für die Menschen immer eine Ausnahmesituation." Im Vergleich zum Alltagsverhalten zeige sich, dass Menschen im Urlaub weniger achtsam sind - sei es mit Blick auf die Umwelt oder mit Blick auf das Infektionsgeschehen. Umfragen hätten gezeigt, dass eine Maskenpflicht für viele nicht mit Urlaub zusammengehe. "Wenn die Menschen dann doch in den Urlaub fahren, wollen sie von Corona-Regeln oft nichts wissen."

© SZ vom 23.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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