Das Jahr 2020 in München:Ein Flughafen im Tiefflug

Das Jahr 2020 in München: Das Passagieraufkommen am Münchner Flughafen ist bezogen auf das gesamte Jahr 2020 um fast 80 Prozent zurückgegangen.

Das Passagieraufkommen am Münchner Flughafen ist bezogen auf das gesamte Jahr 2020 um fast 80 Prozent zurückgegangen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Als internationales Drehkreuz ist München besonders hart betroffen von den weltweiten Reisebeschränkungen.

Von Andreas Schubert

Die Luftfahrt hat ein historisch schlechtes Jahr hinter sich. Im Januar hat Jost Lammers die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft FMG übernommen - und musste dann erleben, wie ein florierendes Unternehmen wegen der Pandemie tief in die Krise stürzt. Lammers bezeichnet dies als "große Herausforderung und auch eine enorme Verantwortung". Man müsse aber auch sehen, dass in diesen Zeiten sehr viele Unternehmen und deren Führungsmannschaften vor einer solchen Herausforderung stünden, wie er sagt. Die entscheidende Frage sei letztlich, was das Management tun könne, um das Unternehmen aus dieser Krise herauszuführen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir da auf einem guten Weg sind."

Auf die Frage, wie gut oder schlecht der Flughafen 2020 durch die Krise gekommen sei - vor allem im Vergleich zu anderen Airports - meint Lammers, als Drehkreuz mit einem hohen Anteil an Langstreckenverbindungen sei München besonders stark von den weltweiten Reisebeschränkungen betroffen. "Unser Passagieraufkommen ist bezogen auf das gesamte Jahr 2020 um fast 80 Prozent zurückgegangen, aktuell zählen wir deutlich weniger als zehn Prozent des Vorjahresaufkommens." Man habe aber frühzeitig gegengesteuert und schon im Frühjahr zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, mit denen die FMG die Liquidität und Zukunftsfähigkeit des Flughafens habe sichern können. "Jetzt sind wir dabei, Strategie und Ressourcen des Konzerns mit Blick auf die vor uns liegende Durststrecke anzupassen", sagt Lammers. "Denn mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist leider erst in einigen Jahren zu rechnen."

Geschäftsführer Flughafen München Jost Lammers / Lufthansa nimmt ihren Flugverkehr von München nach USA wieder auf und

Jost Lammers, 53, leitete den Budapest Liszt Ferenc Airport, bevor er Anfang 2020 nach München kam. Seit 2019 ist er Präsident des ACI Europe, des europäischen Dachverbands der internationalen Verkehrsflughäfen.

(Foto: imago)

Was München gegenüber anderen Flughäfen einen Vorteil verschaffe, sei die Tatsache, dass die FMG den Airport im Verbund mit der Deutschen Lufthansa als "dynamisch wachsendes und weltweit geschätztes Luftverkehrsdrehkreuz"etablieren konnte. Dabei gibt sich der Flughafenchef optimistisch: "Wir sind gemeinsam mit Lufthansa der Überzeugung, dass wir nach Überwindung der Krise an diese Erfolge anknüpfen und unser Drehkreuz München langfristig auch weiterentwickeln werden."

Derzeit verhandelt die FMG mit dem Betriebsrat über einen Stellenabbau, der ohne betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2023 vonstatten gehen soll. Wie viele Stellen gestrichen werden, lässt die FMG offen. Denn niemand könne heute wirklich exakt prognostizieren, wie schnell sich der Luftverkehr von den Folgen der Pandemie erholen wird, sagt Lammers. Er geht davon aus, dass sich der Flugverkehr mittelfristig wieder an das Niveau vor der Corona-Krise anpassen wird.

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