Flughafen München:Lufthansa testet Boarding per Gesichtserkennung

Flughafen München: Boarding per Gesichtserkennung: Das neue Verfahren soll den Boardingpass überflüssig machen - und Zeit sparen.

Boarding per Gesichtserkennung: Das neue Verfahren soll den Boardingpass überflüssig machen - und Zeit sparen.

(Foto: mauritius images / Alamy / Paul)
  • Die Luftfahrtallianz Star Alliance möchte ihre Passagiere in Zukunft per automatischer Gesichtserkennung abfertigen.
  • Am Flughafen München testet die Lufthansa nun das Verfahren, bei dem der Boardingpass überflüssig und Zeit gespart werden soll.
  • Für die Methode können sich die Fluggäste freiwillig registrieren - genauere Informationen darüber, wo und wie die Daten gespeichert werden sollen, liegen jedoch noch nicht vor.

Von Miriam Steiner

Einchecken, Gepäck abgeben, Sicherheitskontrolle - Reisende haben am Flughafen eine ganze Liste an Stationen abzuklappern. Dabei stets griffbereit: Reise- und Boardingpass. Diese Dokumente sollen eines Tages überflüssig werden, zumindest wenn es nach der Luftfahrtallianz Star Alliance geht. Sie planen biometrisches Boarding, wobei Gesichtserkennung den Boardingpass ersetzt. Anstatt des Codes auf Papier oder Mobiltelefon soll damit künftig das Gesicht des Fluggastes gescannt werden. Einen Versuch startet nun die Lufthansa, die Fluglinie will die Technik noch in diesem Jahr am Flughafen München einrichten. München wird damit der erste Standort Deutschlands sein, der biometrisches Boarding verwendet.

Dabei beschränkt sich das Biometriesystem nicht auf den Boardingprozess. Am Flughafen München will man die Gesichtserkennung schon bei den Check-in-Schaltern der Lufthansa und bei der Gepäckabgabe installieren, zudem bei den Sicherheitskontrollen und beim Eingang zur Lounge der Airline. Also "überall dort, wo man sonst den Boardingpass rauskramen würde", sagt Anna-Sophie Poll, Sprecherin der Star Alliance. "Wir wollen, dass die Passagiere ihre Hände frei haben."

Die Flugfahrtallianz erhofft sich dadurch, dass die Abläufe am Flughafen "schneller und effizienter" werden. Daher setze man auch auf Gesichtserkennung anstatt auf Fingerabdrücke, die sich grundsätzlich auch für biometrische Verfahren eignen würden. Wie viel Zeit durch diese Methode tatsächlich gespart wird, könne man laut Poll noch nicht abschätzen. Grundsätzlich befinde sich das System noch im Anfangsstadium. Zwar habe man sich schon auf einen Hersteller geeinigt, nämlich den japanischen Elektrokonzern NEC, allerdings noch nicht auf ein spezielles Produkt.

Ob Gesichtserkennung auch an anderen Flughäfen in Deutschland eingeführt werden soll, wird erst nach den Tests in München entschieden. Der Idealfall aus Sicht der Star Alliance wäre, dass künftig alle Mitglieder des Zusammenschlusses - das sind in Summe 26 Fluglinien - biometrisches Boarding anbieten. Lufthansa wendet ähnliche Methoden bereits in anderen Ländern an, etwa in den USA. Dabei handle es sich allerdings um andere Technik, sagt Sprecherin Poll, das System in München kann damit wohl nicht zur Gänze verglichen werden. Eine Sache steht jedoch bereits jetzt fest: Fluggäste dürften sich auch in Zukunft entscheiden können, ob sie per Gesichtserkennung sich und ihr Gepäck einchecken wollen oder nicht. Das betont die Star Alliance, schließlich gibt es beim Thema Biometrie meist große Bedenken wegen des Datenschutzes.

Im Unterschied zu biometrischen Verfahren bei Passkontrollen, wie es sie auch in München bereits gibt, liegen die hierbei ermittelten Daten nicht bei staatlichen Organisationen, sondern bei einem privaten Unternehmen: nämlich bei Star Alliance. Details zur Verwendung und Speicherung der Daten liegen allerdings bisher nicht vor. Dazu sei der Prozess noch nicht ausreichend fortgeschritten, sagt Unternehmenssprecherin Poll. Die Daten werden jedenfalls an das Kundenprofil der Passagiere gebunden sein. In einer App sollen die Fluggäste vorab zustimmen, dass sie "diesen Service nutzen wollen", sagt Poll. Dazu müssen sie mithilfe der App ein Foto von sich selbst machen. Informationen zum Flug sowie Reisepassdaten sollen dabei ebenfalls abgefragt werden. Erst danach hat man dann die Hände frei.

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