Jeder Flugpassagier dürfte sich eines wünschen: Dass bei der Reise alles – vom Einchecken über die Sicherheitskontrolle bis zum Flug selbst – reibungslos abläuft. Das war am Münchner Flughafen in jüngster Zeit nicht immer so. Der 3. Oktober vergangenen Jahres etwa war ein Tag, den sie am Airport wohl noch länger in Erinnerung behalten werden. Weil die Security mit dem Passagieransturm nicht zurechtkam, bildete sich im Terminal 2 eine zweieinhalb Kilometer lange Schlange, 750 Menschen verpassten ihren Flug. Das soll es nicht mehr geben.
Mit neuen Kontrollspuren im Terminal 2 soll alles schneller vonstattengehen. Am Montag hat der Flughafen die neue Sicherheitskontrolle vorgestellt. Nachdem vor rund zwei Jahren die Umbauarbeiten für die neue Technik begonnen hatten, sind nun alle 15 Linien umgerüstet. Getestet hat der Flughafen die Technik bereits seit 2019. Und die funktioniert so: Das Handgepäck wird nun mittels Computertomografie durchleuchtet, diese sogenannten CT-Scanner erstellen 3D-Bilder des Gepäckinhaltes und schlagen bei Verdacht automatisch Alarm. Zudem kann das Sicherheitspersonal viel besser den Inhalt erkennen.
Bis zu vier Passagiere können gleichzeitig ihr Handgepäck zur Kontrolle abgeben. Dadurch erhöhen sich die Kapazitäten. Früher wurden 3000 Menschen pro Stunde kontrolliert, nun werden es 4200 sein. Elektronische Geräte und bald wohl auch wieder Flüssigkeiten, derzeit noch in Mengen über 100 Milliliter verboten, müssen nicht mehr eigens ausgepackt werden. Der CT-Scanner kann die Dichte von Flüssigkeiten bestimmen und erkennt, ob es sich in einer Flasche zum Beispiel um Limonade handelt oder um Alkohol oder eben potenziellen Sprengstoff.
Jede Kontrollspur hat zwei Bänder. Bei Verdacht wird das Gepäckstück auf das „NIO-Band“ separiert, das steht für „nicht in Ordnung“. Dann erfolgt noch einmal eine Kontrolle per Hand. Die Geräte arbeiten aber so genau, dass die Handkontrollen seltener werden, was ebenso zu einer Zeitersparnis führt. Wer aber zum Beispiel ein Fläschchen Handdesinfektionsmittel dabeihat, muss damit rechnen, dass das Sicherheitspersonal noch mal genauer hinschaut.
Zwei weitere Kontrollspuren für Familien und Menschen mit eingeschränkter Mobilität sollen im Terminal 2 noch in Betrieb gehen. In Terminal 1 gibt es derzeit drei solcher Spuren, elf kommen bis zum Sommer 2026 noch dazu. Im neuen Flugsteig des Terminal 1, der derzeit noch gebaut wird, werden von Haus aus neue Kontrollspuren mit CT-Technik installiert. Insgesamt soll es 52 neue Spuren am gesamten Flughafen geben.
Auch die Personenkontrolle selbst soll schneller ablaufen. Man muss nach wie vor einen Scanner passieren, nach wie vor stehen Kontrolleure des Sicherheitsunternehmens SGM dahinter und passen Passagiere bei Verdacht ab, doch auch hier soll die Automatisierung jeweils ein paar Sekunden Zeitersparnis bringen. Die noch nicht gescannten Fluggäste warten vor einer Barriere aus Glas, die sich automatisch öffnet, sobald beim Passagier davor alles in Ordnung ist. Müssen Passagiere erst noch einmal vom Personal gescannt werden, dann erfolgt die Freigabe der Glastür per Hand.

Der Freistaat zahlt als Hauptgesellschafter des Münchner Flughafens 45 Millionen Euro für die neuen Kontrollspuren. Für die offizielle Eröffnung am Montag hatte sich somit auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angesagt, doch den hielten die Koalitionsverhandlungen in Berlin fest. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hingegen hatte Zeit für den Termin auf den er „hingefiebert“ habe. Der Flughafen Nürnberg werde bis 2026 umgerüstet, der Flughafen Memmingen soll die Scanner bei der geplanten Erweiterung bekommen.
Für Münchens Flughafenchef Jost Lammers ist ein reibungsloser Betrieb essenziell. Die neuen Kontrollspuren gehörten zu den wichtigten Qualitätsmerkmalen am Flughafen, so Lammers. Die Bewährungsprobe folgt für die neue Technik schon bald: Für die anstehenden Osterferien kündigte Lammers rund zwei Millionen Passagiere an. Der Münchner Airport ist nach der überstandenen Corona-Krise wieder auf Wachstumskurs. Allein von Januar bis März zählt man dort 8,1 Millionen Passagiere, das sind 137 000 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Immer mehr Menschen buchen Fernreisen. Im interkontinentalen Verkehr liegt Nordamerika mit 677 000 Passagieren vorn, den größten Zuwachs dagegen verzeichneten Ziele in Fernost, wohin es 658 000 Passagiere zog. Das entspricht einem Wachstum von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter fasst diese Entwicklung so zusammen: Die Menschen wollen reisen.
Dabei sollten sie aber aufpassen, was sie ins Handgepäck stecken. Als Scherz für den Test der CT-Scanner hatten die Verantwortlichen ein Anzapfbesteck (Hammer und Wechsel) für ein Bierfass eingepackt, wie auf den Bildschirmen gut zu erkennen war. Doch das, so ergab eine Nachfrage, ist im wirklichen Leben verboten. Beides gilt als gefährlicher Gegenstand.