Süddeutsche Zeitung

München:Platz für 60 Jugendliche

Stadt will Flüchtlinge aus dem Lager Moria aufnehmen

Die Stadt München hat sich nochmals bereit erklärt, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von der Insel Lesbos aufzunehmen. Bis zu 60 Jugendliche könnten in München unterkommen, sagte eine Sprecherin des Sozialreferats. Obwohl Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) angekündigt hatte, bundesweit bis zu 150 Flüchtlinge aus dem abgebrannten Lager Moria aufzunehmen, könne die Stadt aber erst aktiv werden, wenn die offizielle Erlaubnis von Berlin über die Staatsregierung bei der Stadt eingehe. Die Wohlfahrtsverbände hatten von 100 freien Plätzen in Jugendhilfeeinrichtungen gesprochen. Die Stadt aber will auch Kapazitäten für Münchner Kinder freihalten. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat die Aufnahme von bis zu 300 Flüchtlingen jeden Alters angeboten.

Derweil plädiert der Direktor des Caritasverbands München und Oberbayern, Georg Falterbaum, für eine "empathischere und aktivere" Migrationspolitik. Es brauche mit Blick auf Moria "eine großmütige Geste": "Jetzt ist nicht die Zeit für taktische Erwägungen, sondern für rasche humanitäre Taten." Seehofers Ankündigung einer europäischen Lösung bis zum Winter für die rund 13 000 Flüchtlinge in Moria sei verfehlt. "Wäre Vergleichbares bei uns in München passiert, würden wir auch nicht zögern und helfen." Der Caritaschef fordert zudem, mehr Wohnraum zu schaffen. Mehr als die Hälfte der anerkannten Flüchtlinge lebten in Oberbayern weiterhin in Unterkünften, weil sie keine eigene Bleibe fänden.

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SZ vom 12.09.2020 / beka, KNA
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