Süddeutsche Zeitung

Geflüchtete aus Sierra Leone:Kältebus für das Protestcamp am Königsplatz

Seit zehn Wochen protestieren Menschen aus Sierra Leone in München, doch Kälte und die schlechte gesundheitliche Versorgung machen ihnen zunehmend zu schaffen. Jetzt kommt Hilfe.

Von Thomas Anlauf

Seit mittlerweile etwa zehn Wochen protestieren Menschen aus Sierra Leone Tag und Nacht im Freien, weil sie befürchten, nach zum Teil vielen Jahren in München wieder in den westafrikanischen Staat abgeschoben zu werden. Das friedliche Protestcamp haben sie nun am Königsplatz aufgeschlagen, doch die Kälte macht den Menschen zunehmend zu schaffen.

Am Montag hat die Caritas gemeinsam mit der Grünen-Stadträtin Nimet Gökmenoğlu erreicht, dass dort nun ein Versorgungsbus steht, in dem sich die Menschen aufwärmen und Tee trinken können. Außerdem sollen sie dort gemeinsam mit Unterstützern beraten werden, wo sie sich duschen können und auch warme Mahlzeiten erhalten.

Viele der Protestierenden stammen nicht aus München, sondern aus ganz Bayern. Doch sie demonstrieren hier für ein dauerhaftes Bleiberecht, nachdem seit Mitte Oktober Mitarbeiter der Botschaft von Sierra Leone bei Anhörungen geprüft hatten, ob die Menschen tatsächlich aus dem Land stammen. Angeblich gibt es bislang noch keine Hinweise darauf, was das Ergebnis der umstrittenen Befragungen für die ehemaligen Geflüchteten bedeuten könnte.

Für die Grünen-Politikerin Nimet Gökmenoğlu ist es "ein großes Anliegen", dass das Protestcamp "menschenwürdig" weitergeführt werden könne. Vor gut einer Woche informierten sich Politikerinnen und Politiker von SPD, Linke und Grünen am Königsplatz über die Situation der Menschen in dem kleinen Camp. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die Gesundheitsversorgung, der Schutz vor Kälte und auch der Wunsch der Menschen nach Corona-Impfungen akute Themen der Protestierenden sind. Im nahegelegenen St. Bonifaz gibt es für sie warme Mahlzeiten, dort findet Mitte Dezember auch eine Impfaktion statt. Wie lange die Menschen noch in der Kälte am Königsplatz ausharren und gegen Abschiebungen protestieren werden, ist weiterhin offen.

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