In den Morgenstunden des 5. September 1983 geschieht, was in München bislang einmalig ist. Am Königsplatz fliehen Menschen aus der U-Bahn-Station ins Freie – gefolgt von Rauch, der die Sicht für die Einsatzkräfte der Feuerwehr auf wenige Meter beschränkt. Sechs Löschtruppen kämpfen sich um kurz nach 8 Uhr in Richtung Gleise. Sie tragen zwar Atemschutzmasken, allerdings ist die Luft in den Tunneln so heiß, dass einige von ihnen Brandblasen am Hals bekommen, den die Uniform nicht ausreichend schützt. Um kurz nach 10 Uhr melden die Einsatzkräfte schließlich: „Feuer aus“. Als sich der Rauch lichtet, stößt die Feuerwehr auf die Brandursache: eine U-Bahn, sie ist komplett ausgebrannt.
So schildert die Feuerwehr München den bis heute wohl einzigen Brand einer U-Bahn in der Landeshauptstadt. Der leere Zug stand in einer Wendeanlage zwischen Hauptbahnhof und Königsplatz und war kurz zuvor aus dem Verkehr gezogen worden, als es in einem der Waggons nach Rauch roch. Ein defekter Lüfter für die Bremswiderstände des Zuges hatte den Brand ausgelöst.
Den ausgebrannten U-Bahn-Waggon mit der Nummer 7149 können Münchnerinnen und Münchner am Samstag während der Langen Nacht der Museen begutachten – das Original ist gut 41 Jahre später noch erhalten. Anfang Dezember öffnet die neue Ausstellung der Feuerwehr am Unteren Anger 9 dann regulär. Sie ist die Nachfolgerin des Feuerwehrmuseums, das 2019 aufgrund der Sanierungsarbeiten in der Hauptfeuerwache geschlossen werden musste.
Nun kehren 300 der 1500 Exponate zurück, darunter die Überreste des U-Bahn-Unglücks, wie es in der Ausstellung heißt. Historische Hitzeschutzkleidung, die auf den ersten Blick eher an uralte Tauchanzüge erinnert, Uniformen der Münchner Feuerwehr aus der NS-Zeit sowie Einsatzgeräte aus dem 20. Jahrhundert zählen ebenfalls zu den Ausstellungsstücken.
Neben der Hoffnung, Fans der Feuerwehr begeistern zu können, verfolgt die Ausstellung noch ein weiteres Ziel: Nachwuchsförderung. „Die Bewerberzahlen sind rückläufig“, sagt Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl bei der Vorstellung der neuen Ausstellung. „Es können sich weniger Leute für den Beruf erwärmen.“
Grund sei unter anderem das Schichtmodell, bei dem Einsatzkräfte 24 Stunden am Stück arbeiteten. Das ist laut Sammüller-Gradl gerade im Hinblick auf das Familienleben nicht besonders attraktiv. Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble versichert zwar, dass die Feuerwehr München immer noch regelmäßig alle Abgänge kompensieren könne, früher habe es aber noch rund 800 Bewerbungen auf 50 Stellen gegeben, jetzt eher 500 bis 600.
Neben den Herausforderungen des Berufs wird der potenzielle Nachwuchs laut Schäuble bislang auch durch den derzeitigen Ausbildungsweg abgeschreckt. Bisher müssen Bewerberinnen und Bewerber entweder einen Bachelor-Abschluss oder eine passende Berufsausbildung mitbringen, wie die des Kfz-Mechatronikers. Auf Berufsmessen stürzten sich Schülerinnen und Schüler zwar regelmäßig auf den Infostand der Feuerwehr – um dann „die Mundwinkel wieder runterzuziehen“, sobald sie dort über den Ausbildungsweg aufgeklärt würden, berichtet Oberbranddirektor Schäuble.
Die Feuerwehr München möchte deswegen in Zukunft selbst Berufsausbildungen anbieten: für Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, Leitstellendisponentinnen und -disponenten, die Notrufe im Raum München beantworten und für die handwerkliche Feuerwehrausbildung. Gerade der sogenannte klassische Einsatzbereich sei laut Schäuble noch „sehr männerlastig“.
Die Feuerwehr hofft durch die Umstellung auf eine Berufsausbildung, die Interessenten direkt nach der Schule beginnen können, auf mehr Vielfalt in ihren Reihen. „Einsatzkräfte müssen eine Ahnung davon haben, was in der Gesellschaft los ist“, sagt der Oberbranddirektor.
Vor allem Kinder soll es am Samstag in die neue Feuerwehrausstellung ziehen. Beim „Schnittmodell“ können sie originale Einsatzgeräte im Feuerwehrauto nicht nur betrachten, sondern auch anfassen. Oder wenn es nach Wolfgang Schäuble geht: sich schon mal mit dem Arbeitsmaterial vertraut machen.