„Willi wills wissen“ hieß eine Fernsehsendung im BR, die für meist junge Zuschauerinnen und Zuschauer Alltagsrätsel entschlüsselte. Wohin mit all dem Müll? Wie kommt das Salz in die Suppe? Derlei Fragen beantwortete Moderator Willi Weitzel verständlich und blickte hinter die Kulissen. Zwar wurde die Sendung längst eingestellt, doch nun gibt es – im übertragenen Sinn – eine Fortsetzung, und zwar zur Frage: Wie plant man einen neuen Stadtteil?
„Man kann sich das vorstellen wie bei ‚Willi wills wissen’“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk beim Pressegespräch zur „Ideenwerkstatt zum Münchner Norden“, die kommende Woche im früheren Gasteig stattfinden wird, dem „Fat Cat“. Dort sollen Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit bekommen, fünf Planungsteams bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen, wenn sie Konzepte für einen großen, neuen Stadtteil in Feldmoching entwickeln. „Wir probieren hier mal etwas anderes“, sagt Merk.
Schließlich würden bei städtebaulichen Wettbewerben, wie sie für solche Projekte üblich sind, die Architektenbüros stets nichtöffentlich über ihren Ideen brüten. „Und auch die Jury, die die Entwürfe bewertet, tagt hinter verschlossenen Türen“, erklärt Merk. Die Ideenwerkstatt hingegen lade Bürgerinnen und Bürger ein, diesen Prozess zu verfolgen „und auch mit den Planern in Dialog zu treten“.
So viel Transparenz ist sicher auch dem Projekt selbst geschuldet, „das weit in die Zukunft schaut, in der Gegenwart aber schon extrem diskutiert wird“, wie es die Stadtbaurätin formuliert. Tatsächlich gibt es vorwiegend in Feldmoching lautstarken Protest gegen die sogenannte städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Münchner Norden.
Entsprechend überrascht es kaum, dass auch die zugehörige Ideenwerkstatt kritisiert wird – nicht zuletzt wegen ihres Veranstaltungsorts in Haidhausen, fernab des Planungsgebiets. Grund hierfür sei schlicht die Tatsache, dass es in Feldmoching keine geeigneten Räumlichkeiten gebe, sagt Merk. Schließlich sollen die fünf fächerübergreifend besetzten Planungsteams eine Woche lang an ihren Ideen für den neuen Stadtteil tüfteln; überdies ist ein umfassendes Rahmenprogramm aus Vorträgen, Präsentationen und Diskussionsabenden vorgesehen.

Los geht es am kommenden Montag mit einer Auftaktveranstaltung – nicht im „Fat Cat“, sondern in der Aula der Nelson-Mandela-Berufsoberschule in Feldmoching. Dort stellen sich nicht nur die fünf Teams vor, man werde auch auf die bisherigen Planungen zur SEM inklusive der Bürgerbeteiligung zurückblicken, sagt Sabrina Rott vom Planungsreferat. Tags darauf folgt dann die offizielle Eröffnung der Ideenwerkstatt im „Fat Cat“, wo man an diesem und den folgenden Nachmittagen den Planern in offenen Werkstätten zuschauen kann. Am Donnerstag wird dann eine Busrundfahrt durchs Untersuchungsgebiet angeboten. Zudem soll am Abend bei einem Stadtteildialog in der Berufsoberschule über die Pläne für die SEM diskutiert werden. Am Samstag folgt wiederum im „Fat Cat“ die Abschlusspräsentation. An diesem Tag werden auch Shuttlebusse eingesetzt, um die Menschen aus Feldmoching nach Haidhausen und wieder zurück zu bringen.
„Die Ideenwerkstatt ist eine Art Labor, ein Experimentierfeld zwischen Partizipation und Architekturwettbewerb“, sagt Sabrina Rott, die betont: „Wir sind sehr interessiert daran, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung zu den Entwürfen abgeben.“ Diese Urteile würden dann an das Gremium aus Expertinnen und Experten weitergereicht, das im Anschluss die fünf Konzepte bewertet und Empfehlungen zur Weiterbearbeitung abgibt. In der Folge sollen die Entwürfe dann dem Stadtrat präsentiert werden, sagt Elisabeth Merk.
Die Werkstatt diene vorrangig dazu, „planerische Ideen für diesen schwierigen Raum zu bekommen“, sagt Merk. Daher mache man den fünf Planungsteams keine Vorgaben, etwa die anvisierte Zahl von Wohnungen oder sozialen Einrichtungen betreffend, sagt die Stadtbaurätin. „Das unterscheidet die Ideenwerkstatt zum Beispiel grundlegend vom Wettbewerb für die Stadtentwicklung im Münchner Nordosten.“
Im Nachgang der Veranstaltung sollen die Entwürfe der fünf Planungsteams auch in Feldmoching vorgestellt werden: ab Mitte Januar in Form einer Ausstellung in der dortigen Stadtteilbibliothek und bei einer Infoveranstaltung am 22. Januar in der Nelson-Mandela-Berufsoberschule.
Das komplette Programm der Infowerkstatt findet sich auf www.muenchen.de/ideenwerkstatt. Dort ist auch eine Anmeldung für einige Programmpunkte möglich, etwa für die Busrundfahrt und die Abschlusspräsentation.