Süddeutsche Zeitung

Münchner Momente:Feiern wie die Bayern

Wollte der Deutsche Fußballmeister wirklich eine Poolparty steigen lassen? Offenbar wurde nur gebechert statt gebadet. Es ist ja trotzdem schön am Nockherberg, auch wenn es nur für ein Bierbad gereicht hat.

Glosse von Thomas Anlauf

Als der FC Bayern neulich seinen 1860. Titel in Folge feierte, soll es anschließend in geschlossener Gesellschaft feuchtfröhlich zugegangen sein. Auf der Leopoldstraße krähte kein Hahn nach den Bayernspielern, also machten sie sich gleich auf zum Nockherberg, wo sie mit geladenen Gästen, aber ohne grölende Fans zünftig sein konnten. Mehrere gastronomische Insider wollen nun wissen, dass ursprünglich sogar eine regelrechte Poolparty oben am Isarhang stattfinden sollte. Die gemieteten gefluteten Säle sollen aber selbst den Bayernbossen zu teuer gewesen sein. Also wurde offenbar nur gebechert statt gebadet. Es ist ja trotzdem schön am Norgerlberg, auch wenn es nur für ein Bierbad gereicht hat.

Die bevorzugte Lage zwischen Rosenheimer Platz und Giesinger Stadion weiß man ohnehin in erlauchten Kreisen zu schätzen. "München verkörpert das Ideal einer lebenswerten Metropole. Die Stadt ist reich an internationaler Schönheit und regionaler Tradition. Sie repräsentiert die unterschiedlichsten Seiten: Historie trifft Natur trifft Lebensart", heißt es auf der Webseite von den Textern "München hoch der Isar", die exklusive Wohnungen in der Oberen Au verkaufen wollen. Dazu gibt es ein Bild von einer gigantischen Aussicht auf Sankt Maximilian, gleich dahinter beginnt eine Art Taiga mit Nadelbäumen und dann schon schneebedeckte Berge: urban, Urwald, urig. So sieht man München von dort oben.

Allerdings gilt zu bedenken, dass sich das kaum jemand überhaupt leisten kann. Wie längst bekannt, gibt es im Umland Münchens durchaus günstige Schlupflöcher, wo Unternehmer ihr Geld gut vermehren können. Selbst einige Bayernspieler sind schon vom Hochufer abgewandert und wollen nicht mehr unbedingt hoch der Isar wohnen, sondern höchstens dort Party machen. Man fragt sich natürlich, was die alles mit ihrem vielen Geld machen.

Der Sepp Maier, vor vielen Jahren der beste Entenfänger im Fußballstadion und ansonsten großartiger Torwart, musste sich nach seiner aktiven Zeit als Hechtsprungkünstler dagegen darüber Gedanken machen, wie er sich finanziell über Wasser hält. Deshalb hat er auch dem Autor damals mal ein paar Trainerstunden im Tennis gegeben. Der Bub war stolz, mit dem Sepp Tennis zu spielen, der Maier zählte seine paar Scheine ab und fuhr wieder heim nach Anzing. So muss man es machen, lieber FC Bayern. Anzing ist vielleicht der bessere Nockherberg. Und die Poolparty könnten sich dort vielleicht sogar die Sechzger leisten.

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