Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Meisterfeier mit kleiner Schlagseite

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Bestes Sommerwetter, 10 000 FC-Bayern-Fans auf dem Münchner Marienplatz und vom Rathaus-Balkon winken die Spieler mit ihren Meisterschalen. Einige dürften sich über ihre Sonnenbrillen freuen.

Die Party steigt: Die Mannschaft des FC Bayern feiert im Münchner Rathaus ihren zehnten Meistertitel in Serie. Mehr als 10 000 Fans jubeln ihrem Team auf dem Marienplatz zu: Von der Säbener Straße sind die Spieler mit dem Bus in die Innenstadt gefahren, bevor es zum legendären Auftritt auf dem Rathaus-Balkon geht, gibt es einen kurzen Empfang von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Der SPD-Politiker kann seine Freude über den Titelgewinn glaubhaft versichern - anders als sein Vorgänger Christian Ude. Der war nämlich, wie Bayern-Vorstand Oliver Kahn an diesem Sonntag attestiert, "Fan der falschen Mannschaft".

Für Reiter ist es ein echter Freudentag: "Ich habe noch nie einem anderen deutschen Meister gratuliert. Von mir aus kann es so bleiben. Ich habe noch vier Jahre Vertrag hier." Und so bedankt sich Kahn bei der Gelegenheit artig für die "fantastische Zusammenarbeit".

Weniger staatstragend klingt Thomas Müller, der vor dem Balkon-Auftritt erwähnt, dass "der ein oder andere von gestern noch ein bisschen Schlagseite hat", glücklicherweise habe man "die Sonnenbrillen aber dabei".

Auf dem Marienplatz feiern die Fans ihre Mannschaft. Unterhalten werden sie entweder vom Balkon aus, von Maskottchen Berni - oder einfach von sich selbst.

Schon am Samstagabend hat sich der FC Bayern nach seiner zehnten Meisterschaft in Serie von seinen Fans auf dem Nockherberg in München feiern lassen.

Nur wenige Stunden nach dem Bundesliga-Stimmungsdämpfer beim VfL Wolfsburg (2:2) präsentierten sich Kapitän Manuel Neuer & Co. am späten Samstagabend bei einem Fanfest. Die Trikots tauschten die Spieler für Lederhosen.

In dem Biergarten hatten schon ab frühem Abend Anhänger, Fanclubs und Legenden des FC Bayern auf den nächsten Titel angestoßen.

Spötter könnten diese Form der Feierei schon fast als Eskalation bezeichnen. Als die Mannschaft des FC Bayern vor drei Wochen vorzeitig den Meistertitel errang, blieb die Leopoldstraße - eigentlich Münchens Feiermeile für Fußballfans - leer. Nicht mal Verkehrsbehinderungen oder eine Ruhestörung gab es.

Dagegen wurde am Samstagabend schon gefeiert - auch der frühere FC-Bayern-Star Giovane Elber war mit dabei und fuhr auf einem Brauerei-Wagen vor.

Später stießen dann auch die Stars um Thomas Müller dazu - und natürlich Robert Lewandowski. Der Stürmer ist seit 2014 beim FC Bayern und will seinen Vertrag nun nicht mehr verlängern. Es könnte also wohl seine letzte Meisterfeier mit dem Münchner Verein sein.

Beim Auftritt auf dem Nockherberg dankte der 33-Jährige seinen Teamkollegen für ihre Hilfe beim erneuten Gewinn der Bundesliga-Torjägerkanone. "Diese Kanone gehört auch der Mannschaft, ohne die Vorlagen hätte ich es nicht schaffen können", sagte Lewandowski. Immer wieder schallten am Samstagabend "Lewy, Lewy"-Sprechchöre durch den Biergarten.

Wie lange Lewandowski noch beim FC Bayern sein wird? Da hat Vorstandschef Oliver Kahn offenbar ein Machtwort gesprochen. "Er hat einen Vertrag bis 2023. Diesen Vertrag wird er erfüllen. Basta!", sagte Kahn am Rande der Meisterfeier am Marienplatz dem Bayerischen Fernsehen. Der Rekordmeister sei da "sehr klar. Das ist so. Es gibt keinen Spieler, der über dem FC Bayern steht und größer ist als dieser Verein", betonte der Bayern-Boss. Der Klub kenne das "ganze Theater und den Alarmismus aus der Vergangenheit. Das bereitet uns kein Kopfzerbrechen", führte Kahn weiter aus. Man habe Lewandowski ein Angebot unterbreitet, "das hat er abgelehnt, das ist sein gutes Recht". Sein früherer Coach Otto Rehhagel habe einmal gesagt, so Kahn: "Wer einen Vertrag beim FC Bayern unterschreibt, muss wissen, was er getan hat."

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