Einen Tag nach dem überraschenden Gewinn der Bundesliga-Meisterschaft haben sich bis zu 20 000 Fans auf dem Münchner Marienplatz versammelt, um die Mannschaft des FC Bayern zu feiern. In diesem Jahr haben die Anhängerinnen und Anhänger des Rekordmeisters sogar doppelten Grund zur Freude: Nach dem Last-Minute-Triumph der Männer sicherten sich am Sonntagnachmittag auch die Frauen des FCB die Meisterschale. Mit einem Doppel-Triumph hatten vor diesem Wochenende viele Fans nicht mehr gerechnet.
Doch nach dem eigenen Sieg gegen Köln und dem Unentschieden von Borussia Dortmund stehen die Spieler am Sonntagabend plötzlich als Gewinner auf dem Rathausbalkon, wo sie mit "Bayern, Bayern"-Sprechchören empfangen werden. Ein Bild, an das man sich in den vergangenen Jahren gewöhnt hat: Seit 2013 stand der Verein am Ende der Saison immer auf Platz eins der Bundesliga-Tabelle. Insgesamt ist es die 33. Meisterschaft.
Für Trainer Thomas Tuchel ist es die erste Meisterschaft in Deutschland. Er hatte den Club erst im März als Nachfolger von Julian Nagelsmann übernommen.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat zwar schon mehrere Meisterfeiern mit dem FC Bayern mitgemacht, insgesamt zehn, wie er beim Empfang sagte. Aber: "Ich hab sowas schon sehr lange nicht erlebt." Das spektakuläre Fußballwochenende hat also auch im Rathaus Spuren hinterlassen.
Die Fans strömten bei sonnigem Pfingstwetter massenhaft auf den Marienplatz, um vor dem Rathausbalkon ihren Siegerteams zu huldigen - bereits am frühen Nachmittag füllte sich der Platz rasant. Laut OB Reiter lag die Zahl der Teilnehmer zwischen 15 000 und 20 000.
Schon bevor die Mannschaften am frühen Abend auf dem Rathausbalkon erschienen, hallten Jubelchöre und Freudenschreie durch die Münchner Innenstadt. Beim Public Viewing hatten die Anhänger das entscheidende Duell der FCB-Frauen verfolgt, die beim letzten Saisonspiel gegen Turbine Potsdam ein Schützenfest ablieferten und 11:1 gewannen.
Die Fans verwandelten den Marienplatz in ein rotes Meer aus Trikots und Fahnen. Bei sommerlichen Temperaturen riss sich der eine oder andere das Dress gleich ganz vom Leib.
Oder kleideten sich in ausgefallene Fankostüme, die keinen Zweifel daran lassen, dass man an diesem Tag nur für einen Augen hat: den Lieblingsverein.
Die lederbehosten Männermeister, die es mit ihrem knappen Sieg am Vortag deutlich spannender gemacht hatten, verfolgten das Spiel ihrer Kolleginnen live im Stadion. Trainer Thomas Tuchel, Präsident Herbert Hainer und Club-Patriarch Uli Hoeneß saßen ebenfalls im Publikum. Nur einer war - wie bereits beim entscheidenden Sieg am Samstag gegen Köln - nicht zu sehen: der geschasste FC-Bayern-Chef Oliver Kahn.
Der Club hatte unmittelbar nach dem Gewinn der Meisterschaft bekannt gegeben, dass er sich von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić trennt. Kahn hatte schon zuvor auf Twitter verbreitet, dass ihm "vom Club untersagt" worden sei, beim entscheidenden Spiel auf der Tribüne zu sitzen. Am Sonntag gab Präsident Hainer zu Protokoll, dass die Trennung von Kahn "nicht so gut gelaufen" sei. Anders bei Salihamidžić, der sich am Wochenende noch gemeinsam mit dem Team über die Meisterschaft freuen durfte - und sich am Sonntag beim Spiel der Frauen mit Uli Hoeneß austauschte.
Bei den Fans auf dem Marienplatz gab es zu dieser Entscheidung leidenschaftliche Diskussionen - meist aber mit dem eindeutigen Tenor: Die beiden Entlassungen waren absehbar. Und unvermeidlich.
Hias Hammerl (links) aus Ried bei Kochel, ein langjähriges Vereinsmitglied mit Gamsbart und Lederhosn, ist mit den Entlassungen sogar richtig zufrieden: "I hob ja des beantragt", scherzt er zufrieden inmitten der großen Jubelfeier. Nach einer durchwachsenen Saison hat sein Verein in letzter Sekunde einen Titel geholt und ist nun zum elften Mal in Folge deutscher Fußballmeister. Für die FCB-Frauen ist es bereits die fünfte deutsche Meisterschaft.