Nach Besuch in Kabul:Münchner Familie sicher aus Afghanistan zurück

Nach Besuch in Kabul: Viele afghanische Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Heimat so schnell es geht verlassen. Auch eine Münchner Familie, die tagelang auf ihre Ausreise warten musste, hat es nun offenbar geschafft.

Viele afghanische Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Heimat so schnell es geht verlassen. Auch eine Münchner Familie, die tagelang auf ihre Ausreise warten musste, hat es nun offenbar geschafft.

(Foto: AFP)

Tagelang hat eine Mutter mit Kindern versucht, das Land zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren. Die Familie hatte noch vor der Machtübernahme der Taliban ein letztes Mal Angehörige in Kabul besuchen wollen.

Von Bernd Kastner

Die Münchner Familie, die eine Woche lang in Kabul auf ein Flugzeug gewartet hat, um Afghanistan zu verlassen, ist in Sicherheit. Sie sei am Sonntagmittag mit einer Bundeswehrmaschine abgeflogen, berichtet Jonathan Schmidt-Dominé, ein Freund der Familie. Via Taschkent sei sie nach Frankfurt geflogen, wo sie in der Nacht auf Montag ankam. Inzwischen ist die Familie wieder in München.

In der Nacht auf Sonntag seien die Mutter und ihre beiden Kinder, ein zwölfjähriger Sohn und eine 19 Jahre alte Tochter, nach vergeblichen Versuchen über mehrere Tage auf das Gelände des Flughafens gelassen worden. Bundeswehrsoldaten hätten sie am Samstagabend an einem der Tore des Airports abgeholt.

Die Familie hatte noch vor der Machtübernahme der Taliban ein letztes Mal Angehörige in Kabul besuchen wollen. Wie die Bundesregierung seien die Mutter und ihre Kinder vom schnellen Einmarsch der Taliban in Kabul überrascht worden; daraufhin wollten sie so schnell wie möglich zurückfliegen.

Das Schicksal der Familie hatte vor einer Woche politische Empörung ausgelöst. Unterstützer berichten, der Familie sei zu Beginn der Evakuierungsaktionen von der Bundesregierung mitgeteilt worden, dass zwar die beiden Kinder ausgeflogen würden, nicht aber die Mutter. Grund sei, dass die Frau, im Gegensatz zu ihren Kindern, keine deutsche Staatsbürgerin ist; sie besitzt nur eine Niederlassungserlaubnis in Deutschland.

Ob die Information, wonach die Behörden die Familienmitglieder angeblich unterschiedlich behandeln, tatsächlich so von der Bundesregierung rausging oder ein Missverständnis vorliegt, ist noch unklar. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es vergangene Woche auf SZ-Anfrage, dass man sich um Evakuierungen verschiedener Personengruppen bemühe, unter anderem von deutschen Staatsbürgern. "Dieser Kreis umfasst auch Mitglieder der Kernfamilie von deutschen Staatsangehörigen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, insbesondere auch die Eltern von minderjährigen deutschen Kindern." In München leben auch der Vater der Familie und ein weiteres Kind, auch sie haben deutsche Pässe.

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