Süddeutsche Zeitung

Millionenbetrug:Wie ein falscher Polizist eine Rentnerin dazu brachte, ihr Haus zu verkaufen

Lesezeit: 1 min

Von Julian Hans

Die Masche ist bekannt, aber die Dimension übertrifft alles bisher Dagewesene: Trickbetrüger haben eine 70 Jahre alte Frau aus Solln über Monate so geschickt manipuliert, dass sie ihr Haus verkauft hat, um für 2,5 Millionen Euro Diamanten zu erwerben und sie den Betrügern zu übergeben.

Als ein Bote im September 2019 den Koffer mit den Diamanten sowie eine Uhr im Wert von 175 000 Euro abholen wollte, konnten ihn Fahnder der Münchner Polizei festnehmen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 31-jährigen Abholer erhoben. Demnach war er Teil einer professionell arbeitenden Bande.

Er hatte im März 2019 erstmals Kontakt zu der ehemaligen Angestellten einer Anwaltskanzlei aufgenommen, sich als Polizeibeamter ausgegeben und behauptet, ihre Adresse sei auf einer Liste einer Einbrecherbande entdeckt worden. Bereits im März und April 2019 übergab die Geschädigte Gold und Uhren im Wert von etwa 305 000 Euro an die Betrüger − im Glauben, es handle sich um Polizisten, die ihre Wertsachen sicher verwahrten.

Daraufhin erhöhten die Betrüger den Druck: Ein Anrufer, der sich als Polizeibeamter Michael Kur vorstellte, bewegte die Frau dazu, ihr Telefon abzumelden und nur noch über ein eigens zu diesem Zweck erworbenes Handy mit ihm Kontakt zu halten.

Seit Juni 2019 rief er fast täglich an und erzählte, ein Beamter des Polizeipräsidiums München werde von der rumänischen Mafia gefangen gehalten und bedroht. Das Vermögen der alleinstehenden Frau werde benötigt, um die Geisel freizukaufen. Da es sich um verdeckte Ermittlungen handle, dürfe sie mit niemandem darüber sprechen.

Schließlich verkaufte die Rentnerin ihr Haus zum Preis von 2,9 Millionen Euro und zog Mitte August in ein Hotelzimmer. Von dem Erlös kaufte sie die Diamanten und die Uhr. Über andere Ermittlungen erfuhr die echte Polizei von der geplanten Übergabe und schritt ein.

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Quelle:
SZ vom 02.04.2020
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