Fahrrad-Sicherheit:Bereit für die Straße?

Fahrrad-Sicherheit: Hèlène Jerzewski, Alex Schwarz und ihre Kollegen reparieren in der Werkstatt "Doctor Bike" in Schwabing im Frühling 50 bis 60 Räder pro Tag.

Hèlène Jerzewski, Alex Schwarz und ihre Kollegen reparieren in der Werkstatt "Doctor Bike" in Schwabing im Frühling 50 bis 60 Räder pro Tag.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Frühling arbeiten die Mechaniker in ihren Werkstätten im Akkord, um die Fahrräder fit für die neue Saison zu machen. Sicherheitschecks gibt es aber auch kostenlos von der Stadt.

Von Hannah Prasuhn

Im Geschäft hängt der Geruch von Schmieröl in der Luft, leise Musik ist im Hintergrund zu hören. Auf einer Plattform direkt hinter den großen Schaufenstern hängen drei Fahrräder an Montageständern. Sie sind da für den Rundum-Check, den die Besitzer meistens im Frühjahr wünschen. Die Mechaniker wechseln die Schläuche, justieren die Bremsen, überprüfen das Licht und tauschen verrostete Ketten aus, damit die Räder wieder verkehrssicher werden.

Bei "Doctor Bike" in Schwabing können die Fahrräder mit oder ohne Termin am Morgen vorbeigebracht werden, solange die Kapazitäten es zulassen. Vor den Osterferien sei aber sehr viel los gewesen, "die Frühlingsgefühle erwachten", sagt Hélène Jerzewski aus der Filiale an der Marschallstraße. In Spitzenzeiten reparieren sie zu viert 50 bis 60 Räder am Tag. Neben den Komplettkontrollen seien auch viele platte Reifen und andere Kleinigkeiten dabei, die schnell ausgebessert werden sollen.

Solange das Fahrrad durch die Tür passe und die verbaute Elektronik nicht zu speziell sei, repariert das Team um Jerzewski jedes Rad. Aber die speziellen Anforderungen und Kundenwünsche - und damit auch die Reparaturzeit - nehmen mit der größeren Zahl an Lasten- und E-Rädern zu.

Viele Fahrradhändler hätten in München weder Lust noch Leute, um einen Fahrradservice zu bieten, sagt Fahrradmechaniker Thomas Michels. Die Reparatur sei oft ein Minusgeschäft. Die Vielfalt und Qualitätsunterschiede zwischen den Rädern seien so hoch, dass sich viele Händler dazu entschieden, nur noch ihre eigenen Marken zu reparieren. Erschwerend komme hinzu, dass Ersatzteile und ganze Räder aufgrund der Lieferschwierigkeiten teilweise Lieferzeiten von eineinhalb Jahren hätten, sagt Jerzewski.

Fahrrad-Sicherheit: Lenker einstellen, Ketten ölen, Schläuche wechseln: Viele Kunden lassen ihr Rad im Frühjahr auf Vordermann bringen.

Lenker einstellen, Ketten ölen, Schläuche wechseln: Viele Kunden lassen ihr Rad im Frühjahr auf Vordermann bringen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Problem der überlasteten Werkstätten und der Mangel an Fahrradmechatronikern sei schon seit mehreren Jahren bekannt, sagt Martina Tollkühn vom Fahrradclub ADFC in München. Sie bekomme Anfragen von Menschen, die verzweifelt auf der Suche nach Reparaturplätzen seien: "Es ist jedes Frühjahr das gleiche. Es bietet sich deshalb an, schon im Februar sein Rad checken zu lassen."

Vor dem Geschäft "Stadtrad 089" stehen die Räder in mehreren Reihen dicht nebeneinander, die hohe Schlagzahl bei den Reparaturen ist zu erahnen. Und der Druck. Auch hier werde versucht, möglichst viele Reparaturen noch am gleichen Tag zu erledigen, sagt Dirk Brechmann. Viele Kunden hätten den Anspruch, dass immer sofort ein Mechaniker zur Verfügung stehen müsse, um direkt und in kürzester Zeit das Problem zu beheben", sagt Thomas Michels. Bereits bei Wartezeiten von einer Woche sei die Kundschaft unzufrieden.

Das Kalkulieren der Zeit, die für die einzelnen Räder benötigt wird, ist bei "Stadtrat 089" die Aufgabe von Filialchef Ercan Terkes - wenn er nicht gerade Ersatzteile wie Zahnkränze schon für Ende 2023 bestellt. Die Mechaniker an der Kapuzinerstraße seien viel mit der Beseitigung von Problemen beschäftigt, die die Radfahrer auch schnell selbst in den Griff bekommen könnten, wenn die Fahrräder im Sommer wie im Winter genügend Pflege bekämen, sagt Terkes. Da reiche es völlig aus, immer mal wieder die Bremsscheiben zu säubern, die Kette zu ölen und darauf zu achten, ausreichend Luft auf den Reifen zu haben.

Kostenfreie Sicherheitschecks in den Stadtteilen

Wer daheim keine Ausrüstung dafür hat, der kann auf das Angebot der öffentlichen Fahrradpumpen und Servicestationen vom Mobilitätsreferat der Stadt zurückgreifen. An verschiedenen Orten, unter anderem an den S-Bahnhöfen in Giesing, Pasing, Berg am Laim oder an der Universität, stehen Luftpumpen und Werkzeug zur freien Verfügung.

Regelmäßig nehmen Fahrradexperten auch kostenfreie Sicherheitschecks in den Stadtteilen vor. Dabei wird das Rad auf seine Verkehrstauglichkeit getestet, Bremsen und Sättel können nachjustiert werden, Licht, Reflektoren und Reifendruck werden geprüft, kleinere Mängel lassen sich direkt vor Ort beheben. Der nächste Radl-Sicherheitscheck findet am Donnerstag, 12. Mai, von 11 bis 17 Uhr am Odeonsplatz statt. Weitere Informationen dazu gibt es unter muenchenunterwegs.de.

Auch die Selbsthilfewerkstatt des ADFC München hat wieder geöffnet. Donnerstags von 17 bis 19.30 Uhr können Radler an der Platenstraße 4 ihr Gefährt mit der Unterstützung von Experten selbst fit machen. Ersatzteile sollen mitgebracht werden. Weitere Informationen gibt es unter adfc-muenchen.de.

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