Fahrradklimatest:Schlechte Note für die selbsternannte Radl-Hauptstadt

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In der Kapuzinerstraße darf in einer geschützten Fahrradspur geradelt werden. (Foto: Robert Haas)

Beim Fahrradklimatest vor zwei Jahren schnitt München nicht gut ab. Nun findet die Umfrage des ADFC wieder statt. Große Verbesserungen sind nicht zu erwarten.

Von Andreas Schubert

Radeln macht in München nicht immer Spaß. Die beiden größten Ärgernisse für Radler sind zu schmale Radwege und die Tatsache, dass diese oft auch noch mit Autos zugeparkt sind. Beim jüngsten Fahrradklimatest 2020 bewerteten Münchens Radlerinnen und Radler die Situation denn auch mit der Schulnote fünf.

Der Fahrradklimatest ist eine Umfrage des Fahrradklubs ADFC, die alle zwei Jahre bundesweit stattfindet und die das Bundesverkehrsministerium fördert. Von 1. September bis 30. November können Verkehrsteilnehmer online unter fahrradklima-test.de wieder verschiedene Aspekte rund um das Thema Radeln bewerten. Die Fragen betreffen zum Beispiel Sicherheitsgefühl und Komfort beim Radfahren, die Radverkehrsinfrastruktur und die Förderung des Radverkehrs. Auch ob und wie Werbung für das Radeln gemacht wird, steht zur Bewertung an.

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Die Ergebnisse sollen Kommunen helfen, ihre Stärken und Schwächen zu identifizieren, um gezielt Maßnahmen ergreifen zu können. Bei der bisher letzten Ausgabe 2020 gaben in München 3155 Radler und Radlerinnen ihr Votum ab. Und wie immer kam die Stadt nicht sonderlich gut weg. Insgesamt reichte es nur für eine Gesamtnote von 3,84, also ein "Ausreichend". Wenigstens konnte sich München unter den 14 deutschen Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern von Platz sechs auf Platz vier vorarbeiten.

Der ADFC München kritisierte damals die "lahme" Umsetzung des Radentscheids. Die Aufbruchstimmung und die Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung des Radentscheids mit der grün-roten Koalition im Stadtrat seien der Enttäuschung und Unzufriedenheit mit den konkreten Ergebnissen auf der Straße gewichen, so das Fazit der Rad-Aktivisten.

Am besten bewerteten die Münchner das Angebot an öffentlichen Leihrädern

Michael Hälsig, Vorstandsmitglied beim ADFC München, glaubt nicht, dass die selbst ernannte Radl-Hauptstadt diesmal bei der Bewertung ein "Befriedigend" schafft. Die Umsetzung des Radentscheids liege immer noch weit hinter dem, was sich viele, die täglich mit dem Rad unterwegs seien, gewünscht hätten. Als Beispiel nennt er die Radschnellwege. Zur Erinnerung: Im April hat der Stadtrat von 14 möglichen Trassen nur fünf für eine Planung ausgesucht, eine davon zur vertieften Planung - was der ADCF heftig kritisierte.

Am besten bewerteten die Münchner übrigens das Angebot an öffentlichen Leihrädern, das auf die Note 2,4 kam. Es war das einzige "Gut". Mit einem "Befriedigend" kamen die Einbahnstraßen weg, die für Räder in Gegenrichtung geöffnet sind (2,6), die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,0) und die Fahrradförderung in jüngster Zeit (3,3).

Das Fahrrad hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung im gesamten Stadtverkehr gewonnen. Doch je mehr Radler unterwegs sind, desto mehr offenbaren sich nach Einschätzung des ADFC die Mängel, die es zu beheben gelte. Die Menschen wollten sicherer in der Stadt mit dem Rad unterwegs sein, mahnt der Fahrradklub immer wieder an und setzt sich weiterhin für ein stadtweites und gut ausgebautes Radverkehrsnetz ein sowie für sichere Kreuzungen und Einmündungen.

Der Stadtrat hat Verbesserungen an 39 Straßen beschlossen

Es ist nicht so, dass die Verwaltung untätig bliebe. Der Stadtrat hat bisher vier Maßnahmenbündel für Verbesserungen an 39 Straßen beschlossen, umgesetzt ist bislang zum Beispiel ein 700 Meter langes Teilstück des Altstadt-Radlrings in der Blumenstraße und am Thomas-Wimmer-Ring, zwischen Lenbachplatz und Platz der Opfer des Nationalsozialismus haben gerade die Bauarbeiten zur Umgestaltung begonnen. Im bisher letzten Sachstandsbericht des Mobilitätsreferats sind zudem viele kleinere Projekte aufgeführt.

Bis 2025 soll der Radentscheid umgesetzt werden. Doch aus Sicht der Rad-Aktivisten scheint dieser Termin nicht zu halten. Im Juli demonstrierten deshalb rund 500 Radler für mehr Tempo bei der Realisierung. Vorher werden sich die Noten beim Klimatest wohl nicht nennenswert verbessern.

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