SicherungsverfahrenBrandstifter begeht Taten, um ins Gefängnis zu kommen

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Im Euroindustriepark wurden mehrere Fahrzeuge angezündet (Symbolbild). Die Vorfälle arbeitet jetzt das Landgericht München I auf.
Im Euroindustriepark wurden mehrere Fahrzeuge angezündet (Symbolbild). Die Vorfälle arbeitet jetzt das Landgericht München I auf. (Foto: Robert Haas)

Ein psychisch kranker Mann zündet im Euroindustriepark mehrere Fahrzeuge an, weil er sich verfolgt fühlt und Schutz sucht. Nun hat der Prozess gegen den 67-Jährigen vor dem Landgericht München I begonnen.

Von Andreas Salch

Nontari G. wollte unbedingt ins Gefängnis. In der Nacht vom 21. auf den 22. September vergangenen Jahres soll der 67-jährige Georgier deshalb im Euroindustriepark innerhalb von knapp zwei Stunden vier geparkte Fahrzeuge angezündet haben. Der Schaden, der an den zum Teil ausgebrannten oder stark beschädigten Fahrzeugen – darunter ein Kleintransporter, zwei BMW der Kompaktklasse und ein Audi A 3 – sowie an Gebäuden entstand, beläuft sich auf rund 70 000 Euro. Außerdem soll der Georgier noch versucht haben, eine Steckerlfischbude an der Maria-Probst-Straße niederzubrennen, indem er Benzin auf eine Markise schüttete und anzündete. Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten allerdings verhindern, dass sich die Flammen ausbreiteten. Verletzt wurde bei den Bränden niemand.

Nontari G. wurde in unmittelbarer Nähe der Imbisshütte von Polizisten festgenommen. Als sie ihn ansprachen, hielt er noch eine Sprite-Plastik-Flasche in der Hand. Darin, so berichtete einer der Beamten am Montag vor der 19. Strafkammer am Landgericht München I, habe sich noch ein „Noagerl“, also ein kleiner Rest Benzin befunden.

Nontari G. war nach den mutmaßlichen Brandstiftungen übrigens nur drei Wochen dort, wo er seinen Worten zufolge unbedingt hinwollte – in einem Gefängnis. Denn Mitte Oktober 2024 erließ das Amtsgericht München dann einen sogenannten Unterbringungsbefehl, worauf der 67-Jährige einstweilig in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik untergebracht wurde. Denn G. ist laut der Diagnose von Ärzten psychisch krank und leidet „an einer andauernden wahnhaften Störung“.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sind von dem Georgier aufgrund seiner Erkrankung auch in Zukunft erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten. Da er somit eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle, hat die Behörde bei Gericht die zeitlich unbefristete Unterbringung des 67-Jährigen in einer geschlossenen forensischen Abteilung beantragt.

Nontari G. räumte die mutmaßlichen Vorwürfe aus der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft gleich zu Beginn der Verhandlung ein. „Was soll ich sagen? Ich hab’s gemacht, damit ich ins Gefängnis komme und der Verfolgung durch die griechische Polizei entkomme“, erklärt er Richter Markus Koppenleitner. Tatsächlich wird der Georgier von niemandem verfolgt. Diese Vorstellung ist Teil seiner Krankheit.

Warum er gleich mehrere Autos angezündet habe, will der Vorsitzende wissen. „Ich dachte: ein Pkw, ein Jahr Gefängnis, zwei Pkw, zwei Jahre Gefängnis und so weiter“, entgegnete G. Das Benzin, mit dem er Feuer legte, hatte er sich offenbar unbemerkt an einer Tankstelle in der Nähe der Tatorte besorgt. Nach den Worten des 67-Jährigen hätten in jedem der Fälle nur wenige Tropfen und etwas Toilettenpapier gereicht, um die Kunststoffteile der Fahrzeuge anzuzünden. Der Prozess dauert an.

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