München:Esther Bejarano erzählt und singt

Von Dirk Wagner

"Ihr habt keine Schuld an dem, was passierte. Aber ihr macht euch schuldig, wenn euch das, was geschah, nicht interessiert", ermahnt die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano die Schüler, denen sie in Vorträgen erzählt, wie sie als Jüdin den Holocaust berlebte. Einer glücklichen Kindheit folgte nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Jugend in Arbeits- und Konzentrationslagern. In Auschwitz wurde sie Mitglied des Mädchenorchesters. Damit blieb ihr das Steineschleppen erspart, mit dem die Gefangenen körperlich und psychisch zerstört wurden. Gegen Kriegsende gelang ihr die Flucht. Nach einem Musikstudium in Israel kam sie als verheiratete Mutter mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Über das, was ihr hier widerfuhr, schwieg sie. Bis Neonazis einen Stand vor ihrer Boutique platzierten. Weil Polizisten die Nazis vor Demonstranten schützten, stürzte sich auch Bejarano ins Gewühl. "Was machen Sie denn da?" fragte sie einen Polizisten. Der forderte sie auf, in ihre Boutique zu verschwinden. "Sonst was?", unterbrach ihn Bejarano. Jetzt brach alles aus ihr heraus: "Ich habe Auschwitz überlebt. Womit wollen Sie mir drohen?" Seitdem engagiert sie sich für eine Erinnerungskultur. Als ihr die Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia eine Zusammenarbeit anbot, willigte Bejarano ein. Hip-Hop sei zwar nicht ihre Musik. Aber wer die Jugend erreichen will, sollte deren Sprache akzeptieren. Seitdem singt die 94-Jährige in der Hip-Hop-Band. Am Samstag, 16. März, gibt es die Lesung und das Konzert von Esther Bejarano und der Microphone Mafia im Orangehouse, Hansastraße 41, Beginn 19 Uhr.

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