Stadtwerke München:Erdgas wird noch einmal teurer

Stadtwerke München: Angesichts der anhaltend hohen Beschaffungspreise sehe man sich zu der Erhöhung gezwungen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke, hier die Erdgaszuleitungen vor einem Heizkraftwerk.

Angesichts der anhaltend hohen Beschaffungspreise sehe man sich zu der Erhöhung gezwungen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke, hier die Erdgaszuleitungen vor einem Heizkraftwerk.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Ein Durchschnittshaushalt zahlt von August an jeden Monat 42 Euro mehr als bisher. Innerhalb eines Jahres ist dies eine Steigerung um 70 Prozent. Die Stadtwerke stellen nun einen Härtefallfonds mit 20 Millionen Euro bereit.

Von Anna Hoben

Ungefähr jedes zweite Gebäude in München wird mit Gas beheizt, und das wird künftig richtig teuer. Die Stadtwerke (SWM) erhöhen erneut den Preis von Erdgas. Anfang des Jahres waren die Kosten bereits um 25 Prozent gestiegen; zum 1. August steigen sie nun noch einmal, um 36 Prozent. Das bedeutet, dass ein Durchschnittshaushalt mit 20 000 Kilowattstunden pro Jahr von August an jeden Monat 42,17 Euro mehr bezahlen muss als bisher.

Ausführlicher dargestellt: Bis zum 31. Dezember 2021 bezahlte dieser Haushalt 1123,33 Euro pro Jahr (monatlich: 93,61 Euro). Ab dem 1. Januar 2022 waren es dann 1404,02 Euro (monatlich: 117 Euro). Und vom 1. August an werden es 1910,02 Euro sein (monatlich: 159,17 Euro). Im Vergleich zum August 2021 bezahlen Kunden dann also rund 787 Euro mehr pro Jahr - eine Steigerung um 70 Prozent.

Angesichts der anhaltend hohen Beschaffungspreise sehe man sich zu der Erhöhung gezwungen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke. Preissteigerungen für die Erdgasbeschaffung um rund 500 Prozent innerhalb eines Jahres habe es bisher noch nie gegeben. "Wir bedauern die unerfreuliche Entwicklung und die damit verbundene steigende Belastung unserer Kundinnen und Kunden", sagte Stefan Tauber, Leiter des SWM-Kundenservice. Die Preise der SWM für Erdgas würden aber auch von August an noch zu den günstigeren gehören. Laut dem Verbraucherportal Verivox hätten sich bundesweit die Gaskosten für einen Musterhaushalt binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt.

Die Stadtwerke raten dazu, die Abschlagszahlungen zu erhöhen

Etwa die Hälfte der Gebäude in München wird mit Erdgas beheizt. Damit die Preissteigerung bei der nächsten Jahresabrechnung nicht wie mit dem Hammer durchschlägt, raten die Stadtwerke ihren Kunden dazu, die Abschlagszahlung zu erhöhen. Dies geht entweder online über "Meine SWM" oder telefonisch unter 0800/7967960 (kostenfrei). Sollten Kunden finanzielle Schwierigkeiten haben oder in Zahlungsverzug kommen, bitten die Stadtwerke darum, schnell Kontakt aufzunehmen. Gemeinsam könne man eine Lösung finden, etwa mit einem Ratenplan oder einer Verschiebung des Zahlungstermins.

Für Haushalte, die sich die gestiegenen Energiekosten nicht mehr leisten können, stellen die Stadtwerke einen Härtefallfonds mit 20 Millionen Euro bereit. "Wir halten es für geboten, dass alle ihren Beitrag leisten, um diese Situation zu bewältigen", sagte SWM-Chef Florian Bieberbach. Mit dem Fonds setzt die städtische Tochter einen Vorschlag um, den die grün-rote Rathauskoalition vor etwa zwei Wochen präsentiert hat. "Dass die Stadtwerke hier soziale Verantwortung übernehmen und unserer Idee folgen, besonders belastete Haushalte finanziell zu unterstützen, ist richtig", sagte Anne Hübner, Fraktionschefin von SPD/Volt. Die steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie seien zurzeit die größte Sorge vieler Menschen in München.

Auch die Grünen/Rosa Liste begrüßen den Härtefallfonds. Mittel- und langfristig müsse man aber "für mehr Unabhängigkeit von Gas und Öl die Fernwärme deutlich ausbauen", sagte Fraktionschef Dominik Krause. Die Stadtwerke kündigten am Mittwoch auch an, Fernwärmeanschlüsse in den kommenden Jahren mit zehn Millionen Euro zusätzlich zu fördern. Damit wolle man es Immobilieneigentümern einfacher machen, sich für die mittelfristig klimaneutrale Wärmeversorgung zu entscheiden. Krause bezeichnete dies als "richtigen Impuls". Mit einer Energiesparprämie werde die Koalition in den kommenden Wochen zusätzlich finanzielle Anreize für einen geringeren Energieverbrauch setzen.

Bei vielen seien die steigenden Preise noch nicht in der Abrechnung angekommen

Beim Härtefallfonds arbeiten die Stadtwerke eng mit der städtischen Sozialverwaltung zusammen. Diese soll die Anträge für Mittel aus dem Topf bearbeiten. Dass dies nicht länger als zwei Wochen dauern soll, dafür wolle sie sich einsetzen, kündigte die Rathauskoalition an. "Wir werden das unsere dazu tun, um schnell die Strukturen und Modalitäten zu schaffen, die notwendig sind, um die Leistung in den Sozialbürgerhäusern, aber auch in den Alten- und Service-Zentren spätestens im Herbst auszahlen zu können", so SPD-Fraktionschefin Hübner.

Zurzeit melden sich laut einem Sprecher noch nicht viele Kunden wegen Zahlungsproblemen bei den Stadtwerken. Man rechne damit, dass dies in etwa einem halben Jahr zunehmen werde. Aktuell steige jedoch die Nachfrage nach Energieberatung und Energiespartipps. Bei vielen seien die steigenden Preise noch nicht in der Abrechnung angekommen, so der Sprecher. Wer seine Jahresabrechnung Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres bekomme, bei dem sei die Erhöhung dann "sehr deutlich spürbar".

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