Gleichberechtigung:Zwei Münchner Unternehmen für Equal Pay ausgezeichnet

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Flashmob auf dem Marienplatz zum Equal Pay Day
Flashmob auf dem Marienplatz zum Equal Pay Day (Foto: Catherina Hess)

Ausgerechnet aus der traditionell männlich dominierten Autobranche stammt einer der Preisträger: Bei BMW ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern so gut wie geschlossen.

Von Poul Heintzenberg

Die Frauen auf dem Marienplatz sind weder zu übersehen noch zu überhören: Knallrot sind die Schirme und laut die Trommeln des „Aktionsbündnisses Equal Pay Day“, die Botschaft ist klar - Frauen wollen finanziell nicht mehr im Regen stehen. Bis zum 7. März haben Frauen in Deutschland ohne Gehalt gearbeitet, zumindest rein rechnerisch wegen der noch immer ungleichen Bezahlung der Geschlechter. Obgleich sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, der Gender-Pay-Gap, leicht geschlossen hat, verdienten Frauen 2024 in Deutschland im Durchschnitt immer noch 16 Prozent weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen, in Bayern waren es sogar 18 Prozent. Das müsse dringend geändert werden, meint die Initiatorin des Protests, Mariane Pontone, vom Frauennetzwerk Business and Professional Women Germany Club München (BPW).

Der Gender-Pay-Gap lässt sich vor allem mit der ungleichen Verteilung der Geschlechter auf Branchen und Führungspositionen erklären. Doch selbst bei gleichem Beruf und Alter, bei gleicher Position und Qualifikation, verdienen Frauen immer noch knapp sechs Prozent weniger als Männer. Als Gründe für diesen „angepassten Gender-Pay-Gap“ werden häufig kinderbedingte Pausen oder das vermeintlich schlechtere Verhandlungsgeschick von Frauen angeführt.

Aber „nur weil etwas erklärt werden kann, heißt das noch nicht, dass es gerecht ist“, sagt Henrike von Platen, Gründerin des Fair Pay Innovation (FPI) Lab. Mit ihrer Organisation analysiert sie Lohnlücken in Betrieben, zwei Münchner Firmen wurden von dem FPI Lab zertifiziert.

Gerechte Bezahlung bei BMW

Eines der führenden Unternehmen in Sachen Equal Pay kommt aus der traditionell männlich dominierten Autoindustrie: BMW, einer der größten Münchner Arbeitgeber, wurde als erstes deutsches Unternehmen vom FPI Lab als „Universal Fair Pay Leader“ ausgezeichnet. Frauen verdienen bei BMW im Durchschnitt sogar 2,4 Prozent mehr als männliche Kollegen. Dies liegt unter anderem daran, dass sie hier meist besser bezahlten Berufen in der Entwicklung oder Verwaltung nachgehen, während die Jobs in der Produktion häufig mit Männern besetzt sind.

Auch beim „angepassten Gender-Pay-Gap“ ist BMW Vorreiter. Frauen verdienen in gleichen Positionen nur 0,4 Prozent weniger. Dank Förderprogrammen könne unter anderem Führungsverantwortung in einer Doppelspitze geteilt werden, sagt Pressesprecher Hans-Peter Ketterl, was flexiblere Arbeitszeiten ermögliche.

Bis 2025 will das Unternehmen den Anteil von Frauen in Führungspositionen auf 22 Prozent steigern, aktuell liege dieser bei 20,8 Prozent. Was niedrig klinge, müsse mit der im Unternehmen allgemein eher geringen Frauenquote von 19,3 Prozent in Verhältnis gesetzt werden. Diese sei laut Ketterl historisch-kulturell bedingt, da technische Berufe lang männlich dominiert gewesen seien.

Auch vom Familienministerium gewürdigt: Metafinanz

Nicht weit entfernt vom BMW-Vierzylinder hat in München-Schwabing das zweite, gleich doppelt ausgezeichnete Unternehmen seinen Sitz: die Business- und IT-Beratung Metafinanz. Die Mittelstandsfirma wurde neben ihrer Zertifizierung durch das FPI-Lab auch mit dem German Equal Pay Award 2024 des Bundesfamilienministeriums gewürdigt.

In nur neun Monaten hatte es Metafinanz geschafft, seinen erstmals 2022 erhobenen, bereinigten Gender-Pay-Gap von 2,4 Prozent fast komplett zu schließen. Inzwischen beträgt die Lohnlücke nach Firmenangaben nur noch 0,4 Prozent.

Zentral seien regelmäßige Gehaltsanalysen, die Lohnlücken sichtbar machen, erklärt Pressesprecherin Nina Ruppert. Zudem setze das Unternehmen auf Transparenz bei den Gehaltsstrukturen, und Erhöhungen beschließe man gemeinsam: Neben der Personalabteilung säßen auch die Beschäftigten und Vertreter aus den Teams mit am Tisch. Beim „angepassten Gender-Pay-Gap“ setze Metafinanz ähnlich wie BMW auf flexible Arbeitszeiten und geteilte Verantwortung in Tandems, auch unterstütze man bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für Kinder.

Die Regel sind solche Bemühungen nicht. Henrike von Platen vom FPI Lab kritisiert, viele Firmen „können oder wollen die Lohnlücke nicht erklären.“ Immerhin: Im kommenden Jahr findet der Equal Pay Day aufgrund der kleineren Lohnlücke bereits am 27. Februar statt.

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