Infoveranstaltung der Investoren:Wenig Begeisterung fürs neue Wohngebiet

Infoveranstaltung der Investoren: Auf dem Gelände der Baustoffhandlung Geith und Niggl am S-Bahnhof Englschalking sollen Wohnungen gebaut werden.

Auf dem Gelände der Baustoffhandlung Geith und Niggl am S-Bahnhof Englschalking sollen Wohnungen gebaut werden.

(Foto: Catherina Hess)

An der Marienburger Straße in Englschalking soll ein Neubauviertel mit Hunderten Wohnungen entstehen. Warum die Anwohner die Pläne überwiegend kritisch sehen.

Von Patrik Stäbler

An drei Pinnwänden hängen große, weiße Blätter - viel Platz also, um Anregungen, Wünsche und Kritik in Form von bunten Zetteln anzuheften. Und doch reicht die Fläche nicht aus bei dieser Bürgerinformationsveranstaltung zum Neubauprojekt Mariengärten in Bogenhausen: Nach einer Viertelstunde ist das Weiß der Blätter kaum noch zu sehen; stattdessen hängen eng beschriebene Zettel bis über den Rand hinaus - und noch immer werden es mehr.

Keine Frage, die Anwohnerinnen und Anwohner - sie stellen hier das Gros der 120 Anwesenden - haben großen Mitteilungsbedarf, was die Pläne der Immobilienfirmen ABG Real-Estate und Baywobau für das 4,75 Hektar große Gebiet südlich des S-Bahnhofs Englschalking betrifft. Passend dazu berichtet Florian Ring (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA): "Die vielen Rückmeldungen, die wir aus der Nachbarschaft bekommen haben, waren überwiegend negativ."

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(Foto: SZ-Karte: Julia Kraus; Mapcreator.io)

Doch ehe an diesem Abend die Bürgerschaft zu Wort kommt, stellt Dietmar Sandler, Stadtplaner vom Büro bgsm, die Grundzüge des "Mariengärten" genannten Vorhabens zwischen der Marienburger Straße und den Bahngleisen vor. Im Norden ist dort aktuell das Betriebsgelände des Baustoffhändlers Geith & Niggl; südlich daran schließen sich Äcker an. Ziel der Investoren sei es, diese Flächen in ein "grünes Wohngebiet" umzuwandeln, sagt Sandler.

Da im Norden ein Ausbau der Englschalkinger Straße geplant ist, wolle man das Projekt in zwei Schritten entwickeln. Zunächst sollen im Süden 320 bis 500 Wohnungen entstehen, dazu Einzelhandel und soziale Infrastruktur wie zwei Kitas. Im nördlichen Bereich seien derweil Wohnungen und "nicht-störendes Gewerbe" vorgesehen. "Allerdings wird das wahrscheinlich noch etwas dauern", sagt Dietmar Sandler. "Deshalb behandeln wir den südlichen Teil prioritär."

Für das dortige Areal soll ein "flexibles Planungskonzept" entwickelt werden. Der Grund: Noch ist unklar, wie der geplante viergleisige Ausbau der Bahntrasse an dieser Stelle erfolgen wird - im Tunnel, wie von der Stadt favorisiert, oder oberirdisch, wie die Bahn aus Kostengründen erwägt. Mit einer Entscheidung rechne man im Laufe dieses Jahres, sagt Sandler. Ungeachtet davon würde sich aber auch der Bau eines Tunnels über lange Jahre hinziehen, weshalb Lärmschutzwände in den Mariengärten in jedem Fall vonnöten seien. Sie sollen laut dem Stadtplaner so gestaltet werden, dass sie später wieder entfernt werden können. Und mit Blick auf die Anwohnerinnen und Anwohner betont Sandler, dass sie von den Grünflächen in den Mariengärten profitieren würden; zudem entstehe für ihre Häuser ein Lärmschutz gegen die Gleise.

Doch diese Argumente können die Skepsis vieler Anwesenden nicht mindern. Sie sorgen sich vor allem um die Höhe der Neubauten, um die Verkehrsbelastung und die Schulsituation. "Die Grundschulen dort sind ja jetzt schon übervoll", bekräftigt BA-Chef Ring. Er warnt zudem vor Lärmschutzwänden, "die höher sind als die Berliner Mauer". Zudem werde der Parkdruck steigen und die zur Erschließung auserkorene Englschalkinger Straße "wird zur Hölle, wenn die Schranken dort zu sind", so Ring. Aus seiner Sicht kommen die Pläne für die Mariengärten schlicht zu früh. "Die Gretchenfrage ist doch: Kommt der Tunnel - ja oder nein? Davon hängt alles ab."

Anders sieht man das freilich bei den Bauträgern. "Bis die Deutsche Bahn eine endgültige Entscheidung über den Streckenausbau trifft, werden noch viele Jahre vergehen", teilen sie mit. "Deshalb ist es richtig, die Entwicklung der Mariengärten jetzt bereits anzustoßen. Letztendlich kann hier in absehbarer Zeit ein wertvoller Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in München realisiert werden." Bei der Frage der Erschließung zeige ein Verkehrsgutachten, dass die Englschalkinger Straße dafür "ausreichend dimensioniert" sei. Und auch die soziale Infrastruktur für das Vorhaben ist nach Angaben der Investoren gesichert. In ihrer Stellungnahme heißt es dazu: "Die Versorgung mit Grundschulplätzen ist nach Aussage des Schulreferats der Landeshauptstadt vorhanden."

All die Anregungen und auch die Kritik aus der Informationsveranstaltung werden nun Eingang in einen Architektenwettbewerb finden, dessen Ergebnisse dann als Grundlage für die Bauleitplanung dienen sollen. Sie werden im zweiten Halbjahr erwartet und dann auch öffentlich vorgestellt. "Bei einem zügigen Planungsprozess", so die Investoren, "kann das neue Quartier zum Ende dieses Jahrzehnts bezugsfertig werden".

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