Der Astbruch an einer großen, alten Pappel im Englischen Garten, durch den eine 27-Jährige am vergangenen Sonntag verletzt wurde, war nicht der erste derartige Vorfall an dieser Stelle. Wenige Wochen zuvor, am 28. Juni, stürzte schon einmal ein ähnlich großer Ast von der unmittelbar benachbarten Pappel herab. Die Abbruchstelle ist in einigen Metern Höhe gut zu erkennen. Zwei SZ-Leser berichten, es sei großes Glück gewesen, dass damals kein Mensch getroffen und verletzt wurde.
Es war gegen 19.45 Uhr an jenem Freitagabend Ende Juni, als es passierte, berichten Felix Lang und Patrick Wittmann unabhängig voneinander. Viele Menschen seien an diesem warmen Abend am Schwabinger Bach unweit des Milchhäusl gewesen. Wittmann sagt, er habe wenige Meter vom Baum entfernt eine Familienfeier mit einigen Kindern gehabt.
Lang erinnert sich, dass er kurz vor dem Absturz etwas gehört habe, ein Knistern, wie man es vom Lagerfeuer kenne, ein paar Sekunden habe das gedauert. Dann sei der Ast schon am Boden gelegen. Wittmann sagt, dass der Ast wenige Zentimeter neben eine Frau gefallen sei.
Die beiden Pappeln wirken wie ein Baum mit zwei Stämmen. Tatsächlich seien es laut einer Sprecherin der für den Englischen Garten zuständigen Schlösserverwaltung zwei unmittelbar nebeneinanderstehende Bäume.
Auf Fotos vom Juni erkennt man, dass der Ast auf dem Weg und der angrenzenden Wiese zum Liegen kam. Der Ast war wohl nicht so groß wie jener, der am Sonntag abbrach. Aber doch so mächtig, dass er Menschen schwer verletzt hätte, wenn sie darunter gewesen wären. Felix Lang erinnert sich, dass der Ast auf Handtücher gefallen sei. Wären die dazugehörigen Personen dort gelegen oder gesessen, hätte es schlimm ausgehen können.
Wenig später sei die Feuerwehr gekommen, der Bereich sei abgesperrt worden. Ein Feuerwehrsprecher bestätigt auf Anfrage der SZ einen Einsatz im Englischen Garten an jenem Abend; es sei aber nicht mehr möglich, den genauen Baum zu benennen.
„Keiner der beiden Bäume muss gefällt werden“, erklärt eine Sprecherin
Die Bayerische Schlösserverwaltung hatte am Montag nach dem zweiten Astbruch mitgeteilt, die fragliche Pappel werde wie jeder Einzelbaum jedes Jahr kontrolliert. Zuletzt sei dies am 11. Januar 2024 geschehen. Den ersten Astbruch am 28. Juni erwähnte die Behörde nicht. Auf Nachfrage der SZ korrigierte die Sprecherin: Nach beiden Astbrüchen, Ende Juni und Anfang August, seien beide Bäume außerplanmäßig überprüft worden.
„Keiner der beiden Bäume muss gefällt werden“, erklärt die Sprecherin. „Grünastbrüche“ seien nicht vorherzusehen. Am Mittwochmorgen waren Mitarbeiter der Schlösserverwaltung bei den Pappeln, die unweit des Parkeingangs an der Veterinärstraße stehen, und schnitten von einer Hebebühne aus kleinere Äste in der Krone ab. Dies geschehe, um die „Bruchsicherheit“ zu erhöhen, teilt die Sprecherin mit. Deshalb werde die Pappel, die am Sonntag den Ast verlor, „moderat“ um zwei bis drei Meter in der Höhe gekürzt. Außerdem kontrolliere man nicht nur diese beiden Pappeln, sondern auch umliegende Bäume im Englischen Garten.
Transparenzhinweis: In einer früheren Fassung des Artikels stand, dass es sich um einen Baum handle, von dem die beiden Äste abbrachen. Tatsächlich sind es laut Schlösserverwaltung zwei unmittelbar nebeneinanderstehende Bäume. Die Polizei sei laut einem Sprecher am 28. Juni nicht vor Ort gewesen, man habe die Notrufe an die Feuerwehr weitergeleitet.