Nach Schlägerei:Polizei will Präsenz im Englischen Garten erhöhen

Polizei München

Polizisten kontrollieren in den späten Abendstunden im Englischen Garten. Am Samstag gab es Ausschreitungen mit Besuchern der Anlage.

(Foto: dpa)

Flaschen sollen geflogen, 19 Polizisten verletzt worden sein: Die Randale am Wochenende im Englischen Garten soll nun Konsequenzen haben.

Von Julian Hans

Nach den Ausschreitungen am Wochenende verstärkt die Polizei ihre Präsenz im Englischen Garten. Bereits am Sonntag wurden zusätzliche Einheiten in den Park geschickt. Unter anderem kam auch ein Fahrzeug zur mobilen Videoüberwachung zum Einsatz, das live Bilder in die Einsatzzentrale überträgt. Damit solle die soziale Kontrolle verstärkt und möglichen Straftätern von Vornherein der Spaß an der Provokation genommen werden, erklärte Michael Dibowski, der Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium am Montag.

In welchem Umfang künftig Beamte und Technik im Englischen Garten eingesetzt würden, werde von Wochenende zu Wochenende entschieden - in Abstimmung mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und nicht zuletzt abhängig vom Wetter.

Am Samstagabend hatte ein 16-Jähriger auf der Karl-Theodor-Wiese am Monopteros ein 14-jähriges Mädchen begrapscht. Daraus entwickelte sich eine Schlägerei. Als die Polizei einschritt, gingen Dutzende vor allem junge Besucher des Englischen Gartens gegen die Beamten vor und warfen Flaschen. Die meisten kannten offenbar den Grund für den Einsatz gar nicht. Vor zwei Wochen hatten sich im Englischen Garten schon einmal Jugendliche gegen Polizisten gewandt, als diese bei einer Schlägerei einschritten.

Vertreter von Polizei und Politik äußerten sich am Montag entsetzt über die Angriffe auf Polizeibeamte. Während im Polizeipräsidium in der Ettstraße der Einsatz nachbereitet wurde, bei dem 19 Beamtinnen und Beamte verletzt worden waren, kam auch die Frage auf, weshalb sich immer öfter Unbeteiligte in polizeiliche Maßnahmen einmischen. Mal weil sie glauben, einen Tatverdächtigen gegen Rassismus oder Polizeigewalt in Schutz nehmen zu müssen, mal aus Ärger gegen die Infektionsschutz-Maßnahmen.

Innenminister Joachim Herrmann erklärte am Montag, die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte mache ihn "fassungslos." Es sei erschreckend und nicht akzeptabel, "dass diejenigen, die uns schützen selbst verletzt werden". Dafür, dass sich umstehende Personen mit den Randalierern verbündeten, fehle ihm jedes Verständnis, erklärte der Innenminister und kündigte an: "Die Polizei wird weiterhin konsequent gegen diese Störer vorgehen und die betroffenen Gewalttäter werden Konsequenzen tragen müssen."

Offenbar im Glauben, Besucher des Englischen Gartens hätten sich gegen Corona-Kontrollen gewehrt, beschimpften einige die Polizei im Internet als "Söders Schlägertruppe". Der Leitende Polizeidirektor Dibowski mahnte: "Jeder von diesen Tätern, der sich hier gegen die Polizei solidarisiert hatte, sollte immer darüber nachdenken, dass es einen guten und wichtigen Grund für den Polizeieinsatz gab." Er sei "sehr enttäuscht, dass hier eher Straftäter unterstützt wurden, statt zu helfen, diese zu erkennen!" Ähnlich äußerte sich der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Jürgen Köhnlein: "Wer Flaschen auf Einsatzkräfte wirft, die eine Anzeige einer sexuellen Belästigung aufnehmen und eine Schlägerei auflösen wollen, der macht sich selbst zum Straftäter. Und sollte sich zutiefst schämen!"

Aus Sicht des Kreisverwaltungsreferats ist es dringend geboten, einen deeskalierenden Umgang mit Jugendlichen zu finden. Die Konfliktsituation zwischen Polizei und jungen Menschen spitze sich an vielen Plätzen zu, teilte KVR-Sprecher Johannes Mayer mit: "Das ist insofern besonders beunruhigend, als sich die Möglichkeiten der Begegnung von Jugendlichen im Wesentlichen auf den öffentlichen Raum beschränken." Das Kreisverwaltungsreferat stehe dazu mit dem Polizeipräsidium in Kontakt.

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