Mittlerer Ring:Neue Idee für eine Tram durch den Englischen Garten

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Vorarbeiten für den Bau einer neuen Einfädelspur an der Einmündung der Ifflandstraße in den Mittleren Ring. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Staatsregierung hat der Nordtangente eine Absage erteilt. Nun gibt es einen neuen Plan für Straßenbahn, Autos und Lastwagen: Sie alle sollen zwischen Seehaus und Hirschau unterirdisch fahren.

Von Andreas Schubert

Die Befürworter eines Tunnels durch den Englischen Garten geben nicht auf. Am Dienstag haben die Initiatoren des Projekts, Petra Lejeune und Hermann Grub, eine neue Idee für die rund 400 Meter lange Unterführung vorgestellt. Unterstützt werden sie dabei von der Stadtratsfraktion der FDP und Bayernpartei sowie vom CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper.

Der Vorschlag des Architektenehepaars Grub-Lejeune: Statt nur den Autoverkehr zwischen Seehaus und Hirschau unter einem Deckel zu verstecken, könnte man auch eine Tram darunter fahren lassen. Der Englische Garten wäre wiedervereinigt, gleichzeitig gäbe es eine Tram-Nordtangente auf einer neuen Strecke.

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren erteilte die grün-rote Mehrheit im Stadtrat dem Tunnelprojekt eine Absage. Die Tram-Trasse durch den Südteil des Englischen Gartens, entlang der heutigen Busstraße, kippte der Freistaat im März dieses Jahres. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) regte zwar neue Gespräche an. Doch die CSU im Landtag sieht keinen Redebedarf mehr. Anträge von SPD und Grünen, über die Trasse weiterzuverhandeln, schmetterten die Christsozialen im Bauausschuss ab.

Grub, Lejeune und ihre politischen Unterstützer lehnen die Tramtrasse zwischen Elisabethplatz und Tivolistraße durch die Franz-Joseph-Straße und den Englischen Garten ebenfalls ab. Gemeinsam mit der FDP und Bayernpartei schwebt ihnen diese Alternative vor: Die aus Bogenhausen kommende Tram biegt nach der Tivolibrücke in die Ifflandstraße ein und schwenkt am Mittleren Ring in die Einfädelspur der möglichen Tunneltrasse. Insgesamt würde der Tunnel über sechs Spuren verfügen, von denen die jeweils äußere sowohl von der Tram als auch von den ein- und ausfahrenden Autos genutzt werden könnte.

Im Anschluss soll die Tram über die Dietlinden-, weiter zur Ungererstraße und von dort weiter über die Potsdamer- und Rheinstraße zur Belgradstraße fahren. Aus Sicht der FDP wäre eine Führung über die Leopoldstraße „extrem problematisch“ und würde zum „Stau-Fiasko“ führen. Eine andere Variante für die Tramlinie wäre ein eigener einspuriger Tunnel parallel zum Autotunnel, die weitere Streckenführung wäre unverändert.

Geht es nach Grub und Lejeune, soll eine Studie die Machbarkeit untersuchen, einen entsprechenden Stadtratsantrag hat die FDP/BP-Fraktion am Dienstag gestellt. Das Ehepaar hofft, den Tunnel nach vielen Jahren doch noch zu realisieren. Jahrelang hatten sich die beiden dafür eingesetzt, den Süd- und den Nordteil des Gartendenkmals wieder zusammenzuführen. Seit 1966 wird der Park von einer vier- bis sechsspurigen Autoschneise zerschnitten, die Teil des Mittleren Rings ist.

Grub und Lejeune erhielten viel Unterstützung, auch vom früheren, 2020 verstorbenen Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD), in dessen Amtszeit die Autoschneise durch den Park gebaut wurde. Bei einer Umfrage sprachen sich zudem 83 Prozent der Münchnerinnen und Münchner für die Wiedervereinigung aus.

2017 schließlich stimmte der Stadtrat einstimmig für das Projekt. Zuvor hatte der Freistaat 35 Millionen Euro Fördergeld versprochen, das Bundesbauministerium hatte den Tunnel zum sogenannten Nationalen Projekt des Städtebaus erklärt und 2,7 Millionen Euro für die Planung spendiert.

Doch dann kam das städtische Baureferat, das die weiteren Planungen übernommen hatte, zu dem Schluss, dass knapp 900 ältere Bäume gefällt werden müssten – zu viel, wie die Stadträte von SPD und Grünen befanden. Auch wenn es keinen offiziellen Stadtratsbeschluss dazu gab, wird das Thema seither nicht mehr weiterverfolgt. Dabei gehen die Tunnel-Befürworter noch heute von nicht einmal halb so vielen Bäumen aus.

Doch unabhängig von der Zahl der zu fällenden Bäume dürften auch die Kosten für den Tunnel eine schwerwiegende Rolle spielen. 2017 ging man noch von 125 Millionen Euro aus. Doch die Preissteigerungen der vergangenen Jahre durch die Inflation und die allgemein gestiegenen Baupreise würde das Bauwerk wesentlich teurer ausfallen. Das ist auch den Tunnel-Verfechtern durchaus bewusst.

Anm. d. Red.: Die auf dem Foto abgebildete Brücke war zunächst als John-F.-Kennedy-Brücke bezeichnet worden. Zu sehen ist allerdings eine Fußgängerbrücke über den Mittleren Ring. Die John-F.-Kennedy-Brücke führt dagegen den Mittleren Ring über die Isar.

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