Polizeikontrolle im Englischen Garten:Ein fast ruhiger Abend

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Mit einem Großaufgebot rückte die Polizei am Donnerstagabend im Englischen Garten an, um "anlasslos das Treiben" zu beobachten. (Foto: Robert Haas)

Probleme mit betrunkenen Jugendlichen? Am Monopteros will die Polizei mit einem "Kontrolltag" ein Zeichen setzen. Doch der endet woanders als gedacht.

Von Julian Hans, München

Es schien schon so, als würde dieser Tag ohne besondere Zwischenfälle zu Ende gehen für die Beamten der Bereitschaftspolizei. Für den Donnerstag hatte die Polizei einen "Kontrolltag" im Englischen Garten angesetzt. Etwa 60 Beamte waren im Einsatz. Darunter neben den Streifenbeamten der Polizeiinspektion 12 in der Maxvorstadt auch Hundeführer und zwei Pferde von der Reiterstaffel sowie je 25 Beamte einer Hundertschaft. Doch gegen 23 Uhr wurde der Kontrolltag vorzeitig abgebrochen, die Mannschaftswagen rasten nach Starnberg, wo ein Fest vor einer Schule eskaliert war.

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Zuvor hatte ein betrunkener 15-Jähriger am Rande einer Schulabschlussfeier randaliert. Er war deshalb in Gewahrsam genommen worden. Andere Jugendliche wollten ihn befreien.

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Man wolle im Englischen Garten "anlasslos das Treiben überblicken", hatte der Einsatzleiter, Polizeidirektor Stephan Funk, am Nachmittag vor dem Chinesischen Turm die Aktion beschrieben. Einen Anlass gab es natürlich schon, der lag nur schon einige Wochen zurück: An den ersten warmen Tagen des Jahres im April und Mai hatten sich mehrfach Gruppen von Jugendlichen auf der Karl-Theodor-Wiese zwischen Monopteros und U-Bahn-Station Universität verabredet, um ein bisschen Radau zu machen und die Grenzen des Erlaubten auszutesten. Am 17. April wurde die Polizei gar zu einer Massenschlägerei gerufen. 50 Beamte machten sich auf den Weg, fanden aber nur etwa 15 Jugendliche vor, zwei waren leicht verletzt.

Das Alkoholverbot für den Englischen Garten ist Auslegungssache

Im vergangenen Jahr war die Lage einmal außer Kontrolle geraten, als auf der unter den Jugendlichen "Mono-Wiese" genannten Fläche mehrere Geburtstage mit viel Alkohol gefeiert wurden. Es gab Provokationen und Rangeleien zwischen den Gruppen. Ein Rettungswagen wurde gerufen, weil einer der Jugendlichen wohl noch nicht einschätzen konnte, wie viel Alkohol er vertragen kann. Aber dann griffen Umstehende die Sanitäter an und kletterten auf das Dach des Rettungswagens. Flaschen flogen und die Polizei löste einen Großeinsatz mit mehr als hundert Beamten aus.

Ein anderes Mal hatten sich vergangenes Jahr mehrere Hundert Halbstarke via Internet verabredet, um unterhalb des Monopteros ihre Kräfte zu messen. Als die Polizei eintraf, wurden die Beamten angegriffen, Flaschen geworfen. Schließlich setzte die Polizei Schlagstöcke ein.

Damit sich ähnliche Szenen nicht wiederholen, zeigt die Polizei seitdem immer wieder Präsenz im Englischen Garten, unter anderem an diesem "Kontrolltag". Auf etwa 5000 schätzt die Polizei die Zahl der Besucher auf der Karl-Theodor-Wiese am Abend. Die Beamten gehen nicht auf die Wiese selbst, sondern kontrollieren an den Wegen dorthin und an den Eingängen zum Englischen Garten. "Wir wollen vermeiden, dass wir alle belästigen, die nur ihren Spaß haben wollen", sagt Funk. Bei Schlägereien gehen sie natürlich dazwischen.

Die Reiterstaffel der Münchner Polizei schickt jeden Tag drei Doppelstreifen durch den Englischen Garten. (Foto: Robert Haas)

Es ist voll wie auf einem Volksfest an diesem Sommerabend. Ein Schüler schleppt schwitzend einen Kasten Helles. Die Polizisten bitten ihn zur Seite, wollen seinen Ausweis sehen: Ist der überhaupt schon alt genug für Bier? Das Alkoholverbot für den Englischen Garten ist Auslegungssache. Alkoholgenuss ist verboten, "soweit andere dadurch mehr als unvermeidbar belästigt werden", heißt es in der "Verordnung der staatlichen Parkanlage". Bier lassen die Polizisten meistens durchgehen.

Als er drei Jugendliche mit leeren Jägermeister-Flaschen in den Händen sieht, spricht der Einsatzleiter Funk sie an: "Ich hoffe mal, sie sammeln hier nur die leeren Flaschen ein", sagt er. "Klar" sagen die drei scheinbar einsichtig und trotten davon. Dass es gelungen sei, die Gewalt weitgehend aus dem Englischen Garten zu verdrängen, liege nicht nur an der Polizei, sagt Funk, sondern auch an den vielen anderen Besuchern: "Die normalen Leute verdrängen die Bösen."

Die Bilanz des Kontrolltages fällt denn auch harmlos aus: Fünf Personen wurden an diesem Donnerstag mit Joints erwischt, ein besoffener E-Scooter-Fahrer wurde aus dem Verkehr gezogen, drei Jugendliche waren noch zu jung, um Alkohol zu trinken. Der Krawall war an diesem Abend anderswo.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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