Sicherheit bei der EM :Fan-Märsche und ein achtjähriger Flitzer

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Polizisten stehen beim Public Viewing während der EM an der Fan-Zone im Olympiapark. (Foto: Noah Wedel/IMAGO)

Nach dem letzten Spiel in München zieht die Polizei eine positive Bilanz: Nur einmal kam es zu größeren Ausschreitungen von Anhängern – sonst hatten es die Beamten vor allem mit unerlaubter Pyrotechnik zu tun. Und mit unerlaubten Menschen auf dem Spielfeld.

Von Stephan Handel

Die Polizei hat nach dem letzten Spiel in München eine positive Bilanz ihrer Einsätze während der Fußball-Europameisterschaft in der Stadt gezogen. „Unser Ziel, einen sicheren Rahmen für die Veranstaltung selbst, für die Fans, die Spieler und die Bevölkerung zu geben, haben wir erreicht“, sagte der Polizeivizepräsident Michael Dibowski bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Bei den sechs Spielen im für die EM in „Munich Football Arena“ umbenannten Fröttmaninger Stadion waren laut Dibowski jeweils bis zu 2000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz – nicht nur an den Spieltagen selbst, sondern schon an den Tagen zuvor. Neben den Besuchern im Stadion betreuten und überwachten die Beamten auch die Fan-Zone im Olympiapark, die Fan-Biergärten, die Orte für Public Viewing und die Fan-Walks.

Diese waren für München ein relativ neues Phänomen. Am 25. Juni marschierten die dänischen Fans die Arnulfstraße entlang. 6000 von ihnen okkupierten schließlich die Gastronomie am Hirschgarten. Die Niederlande waren bei ihrem Achtelfinal-Spiel gegen Rumänien weniger auf die Getränkeversorgung bedacht und umrundeten nur einmal den Olympiapark. Bei beiden Ereignissen waren Verkehrsbehinderungen die größten Störungen.

Dennoch musste die Polizei gelegentlich auch härter durchgreifen. Der massivste Vorfall ereignete sich vor dem Gruppenspiel Dänemark gegen Serbien am 25. Juni: Am Marienplatz wollten Polizisten einen serbischen Fan wegen unerlaubter Pyrotechnik festnehmen. Dabei wurden sie aus der Menge heraus angegriffen und mit Flaschen und Mobiliar aus der Straßen-Gastronomie beworfen. Dabei wurden neun Polizeibeamte leicht verletzt. Zehn serbische Fans wurden festgenommen und wegen Landfriedensbruch angezeigt. Drei davon haben einen Wohnsitz in Deutschland und wurden deshalb entlassen, die restlichen sieben sitzen bis heute in Untersuchungshaft.

Sorge bereitet dem Polizeivize Dibowski die steigende Zahl der Flitzer, also Leute, die während des laufenden Spiels auf das Spielfeld gelangen, meistens, um dort ein Selfie mit einem der Stars zu machen, bevor die Security sie einfangen kann. Elf dieser Vorfälle gab es in München – Dibowski zeigt sich besorgt und auch erstaunt über den jüngsten dieser Stadion-Läufer, der war gerade mal acht Jahre alt: „Ohne fremde Hilfe, anzunehmen durch die Eltern, kann ein Achtjähriger die Werbebande nicht überwinden. Das gibt mir schon zu denken.“ Alle Flitzer wurden wegen Hausfriedensbruch angezeigt.

Für Aufregung sorgte auch der Streich des Youtubers Marvin Wildhage, der mit gefälschten Zugangspapieren und im Kostüm des EM-Maskottchens Albärt während der Eröffnungsfeier bis aufs Spielfeld gelangte. Dibowski machte klar, dass die Einlasskontrollen Sache des Veranstalters seien, aber auch, dass nach dem Vorfall wohl deutliche Worte vonseiten der Polizei gefallen seien. Und dass Beamte danach zumindest stichprobenartig die Kontrolleure kontrollierten.

500 Gesetzesverstöße im Zusammenhang mit der EM hat die Polizei in den vergangenen vier Wochen festgestellt, die meisten davon waren Ordnungswidrigkeiten, bei der Mehrzahl ging es um verbotene Pyrotechnik. Bei den Straftaten gab es unter anderem Körperverletzungen, Rauschgiftvergehen und staatsschutzrelevante Delikte.

22 Beamte wurden im EM-Einsatz verletzt – allerdings nicht nur durch körperliche Angriffe, mitgezählt sind hier auch selbst verschuldete Blessuren, zum Beispiel ein Stolpern mit nachfolgendem Bänderriss. Insgesamt aber ist Michael Dibowski zufrieden: Erfolg- und lehrreich sei die EM für die Polizei gewesen. „Nach der EM ist vor der Champions League“, sagte er: Im Mai 2025 findet im Fröttmaninger Stadion das Finale der höchsten europäischen Klasse statt – „vielleicht ja sogar mit einem ,Finale dahoam’“, sagte Dibowski.

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