Die 33-jährige Surferin, die vor einer Woche an der Eisbachwelle in München schwer verunglückt war, ist am Mittwochabend um 21.40 Uhr in einem Münchner Krankenhaus gestorben. Das teilte die Polizei am Donnerstagvormittag mit. Die Münchnerin sei „im Beisein von Familie und engen Freunden friedlich eingeschlafen“, erklärte der Anwalt der Angehörigen. Er bat im Namen der Familie darum, die Persönlichkeitsrechte der Verstorbenen und der Hinterbliebenen zu respektieren.
Die Staatsanwaltschaft München I klärt derzeit auf eine Strafanzeige hin, die der Lebensgefährte der Verunglückten erstattet hat, ob es Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten gibt. Nach dem Tod der Frau komme nun als Tatvorwurf eine fahrlässige Tötung in Betracht. „Die Ermittlungen richten sich derzeit nicht gegen konkrete Personen“, betonte eine Sprecherin der Behörde.
Art und Umfang der Ermittlungen würden mit der Polizei abgestimmt. Nicht ausgeschlossen ist weiterhin, dass für eine Klärung der Unfallursache das Wasser im Eisbach und im gesamten Bachsystem des Englischen Gartens vorübergehend abgesenkt werden muss.
Der tödliche Unfall bedeutet das zumindest vorläufige Aus für das Surfen auf der Münchner Eisbachwelle, das zu einer weltweit beachteten Attraktion und zur Verkörperung eines jungen Münchner Lebensgefühls geworden war. Die Unglücksstelle ist bereits seit dem Wochenende mit Gittern und Sichtschutzplanen abgesperrt. Mit einer Allgemeinverfügung hat die Landeshauptstadt München das Surfen auf dem ihr gehörenden 50 Meter langen Bachabschnitt nördlich der Prinzregentenbrücke jetzt auch offiziell „bis auf Weiteres verboten“.

Unfall am Englischen Garten:Wie Münchner Feuerwehrleute die Surferin aus dem Eisbach retteten
Beim Kampf gegen die kalten und reißenden Fluten mussten sich die Strömungsretter selbst in Lebensgefahr begeben. Der Einsatz geht an ihnen nicht spurlos vorüber.
In dem auf Mittwoch, 23. April, datierten Schreiben des Referats für Klima- und Umweltschutz (RKU) wird zudem die bislang gültige Allgemeinverfügung vom 28. Mai 2010, die eigentlich nur als kurzfristiges Provisorium bis zu einer umfassenden Regelung gedacht gewesen war, „mit sofortiger Wirkung widerrufen“. Damals war das Brettsurfen am Eisbach neben dem Haus der Kunst legalisiert worden, nachdem die Stadt diesen Abschnitt des Englischen Gartens vom Freistaat Bayern übernommen hatte. Zuvor war Wellenreiten im Eisbach zwar verboten gewesen, wurde aber praktiziert und meist auch geduldet.
In der neuen Allgemeinverfügung weist das RKU ausdrücklich darauf hin, dass im betroffenen Bereich des Eisbachs nicht nur das Surfen verboten ist, sondern auch „sonstige gemeingebräuchliche Nutzungen, insbesondere das Baden“. Die aufgestellten Schilder und Absperrungen seien zu beachten. Sie werden seit Jahren ignoriert, Kontrollen gab es bislang kaum. Im vergangenen Jahr waren kurz nacheinander zwei Schwimmer im Eisbach ertrunken.
Die jetzt im Krankenhaus gestorbene Frau war am Mittwoch vergangener Woche mit einem Begleiter zum Surfen in den Englischen Garten gegangen. Als sie von ihrem Board fiel, verhakte sich die an ihr befestigte Sicherungsleine des Sportgeräts, die „Leash“, aus bislang unbekannten Gründen offenbar am Grund des Eisbachs.
Die Frau konnte sich nicht selbst befreien. Ihr Begleiter versuchte, sie von dem Surfboard zu trennen, scheiterte aber wegen der starken Strömung. Erst den Strömungsrettern der Feuerwehr gelang es unter Lebensgefahr, die Frau mit einem Tauchermesser loszuschneiden und aus dem zwölf Grad kalten Wasser zu holen, doch der Zustand der 33-Jährigen war äußerst kritisch. Sie musste reanimiert werden und wurde in ein Münchner Krankenhaus gebracht, in dem sie nun starb.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußerte sich tief betroffen von der Nachricht vom Tod der Frau: „Meine Gedanken sind bei ihren Angehörigen und Freunden. Wenn ein junger Mensch so plötzlich und tragisch aus dem Leben gerissen wird, berührt uns das alle sehr.“ Reiter versprach, es werde alles getan, um den genauen Hergang des Unfalls herauszufinden, und alles Nötige veranlasst, um derart tragische Unfälle in Zukunft so weit wie möglich zu vermeiden.