Die Welle am Eisbach bleibt nach dem Tod einer Surferin weiter gesperrt. Eine Freigabe könne er im Moment nicht verantworten, erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Er bitte „um Verständnis dafür, dass ich, bevor die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen nicht vollständig abgeschlossen hat, eine solche Entscheidung einfach nicht treffen kann“, ließ er sich in einer Mitteilung zitieren.
Mehr als 3600 Surferinnen und Surfer hatten zuvor in einem offenen Brief an Reiter gefordert, ihren Sport am Eisbach wieder zu erlauben. Sie bitten den OB „herzlich, aber nachdrücklich, die Eisbachwelle unverzüglich und wieder dauerhaft für den Surf-Betrieb freizugeben“, heißt es darin wörtlich. Die Sperre sei weder „verhältnismäßig noch zielführend“. Ein rechtliches Risiko bestehe für die Stadt auch nicht. Sie sei „bislang nicht haftbar und wird es auch künftig nicht sein“.
Der Oberbürgermeister vertröstet die Surfgemeinde jedoch erst einmal auf unbestimmte Zeit. Denn Polizei und Staatsanwaltschaft können nicht sagen, wie viel Zeit die Untersuchungen noch benötigen werden. „Unsere Ermittlungen laufen weiter und werden wohl auch noch eine gewisse Zeit andauern“, teilte Anne Leiding mit, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. „Die Entscheidung über die Wiedereröffnung der Eisbachwelle wird allein durch die Stadt München getroffen.“

Tödlicher Surfunfall:Polizeitaucher suchen Eisbach ab – fündig werden sie nicht
Das Wasser plätscherte nur noch dahin, damit die Polizei nach Ursachen für den Tod einer Surferin an der berühmten Welle suchen konnte. Sichtschutzwände hielten etwa 100 Neugierige fern. Eindrücke aus dem Englischen Garten.
Am 30. April hatten Ermittler den Eisbach untersucht, aber keinen offensichtlichen Grund gefunden, woran und warum sich die Leash der verunglückten Frau, also die Leine, die Surfer mit dem Brett verbindet, verfangen haben könnte. Die 33 Jahre alte Surferin war Mitte April etwa 30 Minuten unter Wasser festgehangen, bevor sie geborgen wurde. Eine Woche später war sie gestorben und die Stadt hatte die Welle mit einer Allgemeinverfügung gesperrt.
Den Unfall würden auch die Surfer sehr bedauern, sagte Martin Grün, einer der Initiatoren des offenen Briefs. Jetzt wollten sie aber wieder zurück auf die Welle, auf eigenes Risiko, wie schon vor dem Unglücksfall. Nur einmal in 40 Jahren sei etwas passiert. Jeder Surfer wisse, dass der Sport gefährlich sein könne und müsse sich darüber Gedanken machen. Offensichtlich kommen sehr viele zu dem Schluss, dass das Risiko für sie beherrschbar ist.
Die Surfer sehen in der Eisbachwelle nicht nur einen Ort des Sports, sondern eine Art Münchner Kulturgut. „Seit 40 Jahren ist die Eisbachwelle im Englischen Garten ein unverwechselbares Symbol Münchner Lebensart – ein Treffpunkt für geübte Surfer*innen und Sportbegeisterte, ein Magnet für Besucher*innen aus aller Welt und ein Ausdruck urbaner Freizeitkultur“, heißt es in dem Brief.
Auch nachdem der Brief abgeschickt worden sei, reiße der Strom an Unterschriften nicht ab, sagte der leidenschaftliche Surfer Grün. Mittlerweile hätten in gut 24 Stunden sogar mehr als 4000 Surfer unterzeichnet. „Das dürfte einzigartig sein.“
Der Oberbürgermeister hat den Brief erhalten. Er habe „volles Verständnis dafür, dass die Surferinnen und Surfer möglichst schnell wieder surfen möchten“, erklärte er. Doch vorerst bleibt das Verbot per Allgemeinverfügung bestehen.